Die Tochter der Wanderhure
werden einen solchen Angriff erwarten und entsprechend vorsichtig sein. Also schlagt euch diesen Gedanken aus dem Kopf.« Michis Warnung galt ebenso Falko wie dessen Freund, der mit gerunzelter Stirn und vorgeschobener Unterlippe zu den Neuankömmlingen hinunterblickte.
»Die Männer tragen das Wappen des Bischofs. Damit ergreift Gottfried Schenk zu Limpurg jetzt offiziell Partei für unsere Feinde«, antwortete Hilbrecht von Hettenheim empört.
»Diese Erkenntnis hilft uns auch nicht weiter. Nicht die Anzahl der Männer macht mir Sorgen, sondern dieses Geschütz. Aber ich weiß nicht, was wir dagegen unternehmen können, solange sie es nicht in Reichweite unserer eigenen Kanone aufstellen.« Michi schien jeglichen Mut verloren zu haben.
Falko und Hilbrecht wechselten hinter seinem Rücken einen kurzen Blick. Ihre Absicht stand fest.
2.
B ona griff sich an den Bauch und stöhnte. Der Schmerz war kaum noch zu ertragen. Dabei lag der Zeitpunkt, an dem sie gebären sollte, noch zwei Monate in der Zukunft, und sie fürchtete, vor der Zeit niederzukommen. Von anderen Frauen hatte sie gehört, dass Kinder ab dem siebten Monat überleben konnten, undda ihre Heirat erst fünf Monate zurücklag, würde ein lebendes Kind allen Menschen ihre Schande offenbaren.
In diesen Stunden haderte sie mit ihrem Leichtsinn, der sie dazu getrieben hatte, Hardwin von Steinsfeld zu verführen, nur um von ihm und nicht ihrem alten Ehemann entjungfert zu werden.
Jetzt fragte sie sich, was sie an diesem Muttersöhnchen hatte finden können. Seit ihrer Hochzeit hatte man nichts mehr von ihm gehört. Seine Mutter, so hieß es, machte sich große Sorgen um ihn, denn der Reisegefährte, den er sich ausgesucht hatte, galt für viele als der Mörder des Ritters Michel Adler auf Kibitzstein.
Bei dem Gedanken an Peter von Eichenloh schauderte es Bona.
Der Söldnerführer war ungehobelt und ein Raufbold, wie es in diesen Landen keinen Zweiten geben sollte. Der Gedanke, Hardwin würde sich ein Beispiel an diesem Mann nehmen und ebenso werden, tat ihr beinahe körperlich weh. Aber die nächste Schmerzwelle ließ sie den jungen Mann vergessen. Sie krümmte sich und konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken.
»Hoffentlich verlierst du endlich das Balg!« Elgard von Rendisheims Stimme traf Bona wie ein Schlag. Als sie sich umdrehte, sah sie die wuchtige Verwandte ihres Ehemanns auf sich zuwalzen. Die Frau sah so aus, als wolle sie handgreiflich dafür sorgen, dass das Kind tot zur Welt kam. Nicht zum ersten Mal fragte Bona sich, was sie dieser Frau angetan hatte, konnte sich die Antwort aber selbst geben.
Frau Elgard hatte gehofft, Moritz von Mertelsbach werde sie als Gattin heimführen. Dem Burgherrn war ihre Mitgift jedoch zu gering gewesen, und überdies hatte er sich etwas Jüngeres und Hübscheres für sein Ehebett gewünscht.
Bona konnte die Ablehnung, die ihr verstorbener Ehemann der Rendisheimerin entgegengebracht hatte, gut verstehen, denn sie war eine kaltherzige, unangenehme Person, die sich nach der Heirat ihres Vetters mit dessen ältestem Sohn Markus zusammengetan hatte. Nachdem Junker Markus seinen Vater in unziemlicherHast unter die Erde gebracht hatte, war er mit einem Trupp Bewaffneter aufgebrochen, um sich Magnus von Henneberg vor Kibitzstein anzuschließen. Daher konnte die Frau nun auf Mertelsbach schalten und walten, als sei es ihre eigene Burg.
Entgegen ihren früheren Erwartungen empfand Bona den Verlust ihres Gemahls als doppeltes Unglück und trauerte tief um ihn. Moritz von Mertelsbach hatte sich trotz seines harschen Auftretens als umsichtiger und geradezu liebevoller Ehemann erwiesen, und sie hätte sich noch etliche gemeinsame Jahre mit ihm gewünscht. Doch der Himmel hatte es anders beschlossen.
»Was ist jetzt? Wirst du endlich an deine Arbeit gehen, oder muss man dich dazu prügeln?«, schrie Elgard von Rendisheim sie an. Sie behandelte Bona, als sei sie eine Magd und nicht die Witwe des Burgherrn, und ihr schlechtes Beispiel brachte das Gesinde dazu, die Witwe ebenfalls zu schikanieren.
Bona versuchte sich aufzurichten, brach aber mit einem Wehlaut wieder zusammen. »Ich kann nicht! Die Schmerzen sind entsetzlich.«
Frau Elgards Augen glitzerten in freudiger Erwartung. »Wie es aussieht, wirst du diesen Sündenbalg los! Ist auch besser so, denn hier auf Mertelsbach hat er nichts verloren.«
Da Bona zu schwach war, um auf die angeblich eheliche Abkunft ihres Kindes zu pochen, drehte sie Frau Elgard
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