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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Herrschaftsanspruch nicht entgegenstellen würde.
    Während Elgard von Rendisheim von einer angenehmen Zukunft träumte, bearbeitete Bona den Teig mit wachsender Verbissenheit. Zu ihrer Erleichterung ließen die Schmerzen in ihrem Leib nach, und sie fühlte sich besser als in den letzten Tagen.
    Anscheinend hatten ihre Bitten an die Jungfrau Maria die Muttergottes doch gerührt. Um vor der Heiligen nicht als eigensüchtiges Ding zu gelten, flocht sie in ihre stillen Gebete auch Fürbitten für ihre Freundin Trudi ein, die nun schon seit vier Monaten spurlos verschwunden war.
    Der Gedanke an Trudi verlieh ihr neuen Mut. Ihre Freundin war stets die Beherztere von ihnen gewesen und hatte Dinge vollbracht, an die sie selbst nicht einmal zu denken gewagt hatte.
    Nun war ihr, als stände Trudi für andere unsichtbar neben ihr und würde sie auffordern, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, anstatt sich weiterhin Frau Elgards Tyrannei zu unterwerfen.
    Sonst hatte Bona sich beschwert und versucht, sich wenigstens gegen die Anmaßung der höheren Bediensteten zur Wehr zu setzen. An diesem Tag aber saß sie still auf einem Schemel und tat ihre Arbeit. Zuerst rührte sie den Teig, bis die Köchin damit zufrieden war. Danach stellte sie sich an den Herd und briet die Fleischstücke, die für Frau Elgards Abendessen bestimmt waren, ohne sie in ihrer Wut anbrennen zu lassen, und zuletzt holte sie Holz, damit am nächsten Morgen genug da war, um den Herd anheizen zu können. Auf diesem Gang beobachtete sie, wie einer der Knechte, der ein Mädchen im Dorf hatte, durch die hintere Pforte in der Mauer verschwand und diese nur zuzog. Der Mann würde die Tür erst bei seiner Rückkehr verriegeln, und das würde kaum vor Einbruch der Nacht erfolgen.
    Noch am Vortag hätte Bona sich über die Pflichtvergessenheit des Burschen aufgeregt, doch nun sah sie darin ein Zeichen desHimmels. Sie ging weiter zu dem neben der Mauer aufgeschichteten Feuerholz und füllte ihren Korb. Als sie ihn anhob, war er so schwer, dass sie vor Anstrengung keuchte.
    Ächzend schleppte sie ihre Last durch den Burghof, begleitet vom höhnischen Gelächter einiger jüngerer Knechte, die ihren früheren Herrn heiß um seine junge Gemahlin beneidet hatten und sich nun bei Elgard von Rendisheim einschmeicheln wollten. Bona beachtete sie nicht, sondern trat in den Küchenanbau und stellte ihren Korb aufatmend ab.
    »Du kannst gleich Wasser holen und das Vorratsschaff füllen!« Die Köchin überschlug sich darin, ihr möglichst entehrende und kraftzehrende Arbeiten aufzuhalsen.
    Ohne ein Wort ergriff Bona den Eimer. Sie musste etliche Male zur Zisterne gehen, bis das große Gefäß in der Küche voll war.
    Als sie das letzte Mal zurückkam, waren die anderen schon beim Essen. Die Köchin schob ihr mit säuerlicher Miene einen Napf mit Getreidebrei hin. Da alle Sitzgelegenheiten in der Küche besetzt waren und niemand ihr einen Platz frei machen wollte, lehnte Bona sich gegen die Wand, hielt in einer Hand die Schüssel und löffelte mit der anderen den Brei, der nach nichts roch und nach noch weniger schmeckte.
    Sie aß jedoch den Napf leer, denn in den nächsten Stunden würde sie alle Kraft benötigen, die noch in ihr steckte. So als hätte das Ungeborene gemerkt, dass die Mutter dabei war, eine lebenswichtige Entscheidung zu treffen, hielt es still und machte sich nur gelegentlich durch einen leichten Tritt bemerkbar. Ein Lächeln spielte um Bonas Mund, als sie die Schale auf den Spülstein legte und ihr mit Wasser und Bürste zu Leibe rückte. Dies würde die letzte Mahlzeit gewesen sein, die sie hier gegessen hatte, schwor sie sich, während ihr die übrigen Knechte und Mägde ihre Schüsseln zum Spülen reichten. Niemand dachte daran, ihr zu helfen, doch das war ihr gerade recht.
    Einer nach dem anderen verließ nun die Küche, als Letzte dieKöchin, die am Eingang noch einmal stehen blieb. »Du bleibst hier, bis ich wiederkomme! Sieh zu, dass du das Feuer am Brennen hältst, für den Fall, dass die Dame noch etwas benötigt.« Mit der Dame meinte sie Elgard von Rendisheim, die Bona eher als alten Drachen bezeichnet hätte.
    Bona brummte etwas, das die Frau als Zustimmung werten konnte, und wartete, bis diese verschwunden war. Als die Schritte verklungen waren, warf sie alle Schüsseln, die schmutzigen wie die bereits gespülten, ins volle Wasserschaff.
    Ein kurzer Blick bestätigte ihr, dass der Weg frei war. Sie lief zur Küche hinaus und nahm am

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