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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hielt sie einen Krug Bier und ein Stück Brot. »Da bin ich wieder«, sagte sie überflüssigerweise und setzte sich auf die Bettkante. Dabei musterte sie ihre Herrin und zog die Stirn kraus. »Irre ich mich oder sieht sie etwas kräftiger aus als vorhin?«
    Nun bemerkte Peter es auch. Trudis war nicht mehr so wachsbleich, und ihre Augenlider flatterten. Ein entschlossener Zug legte sich um ihren Mund, und sie stieß einen Laut aus, der wie das Fauchen einer gereizten Katze klang. »Nein, Mama, ich gebe nicht auf! Ich verspreche es dir«, murmelte sie. Dann riss sie die Augen auf, und sie sah sich verwirrt um. Als sie Uta erkannte, griff sie nach deren Händen, als müsse sie sich an ihr festhalten, um nicht in ihre Alpträume zurückzusinken.
    Dann sah sie den Becher und das Brot, das Uta abgesetzt hatte, neben sich stehen und leckte sich die Lippen. »Das trifft sich gut! Ich habe ein solches Loch im Bauch, dass ich ein halbes Schwein essen könnte!«
    Jetzt erst nahm sie Eichenloh wahr und starrte auf seine Verbände und den an den Leib gebundenen rechten Arm. »Ich hatteeinen ganz schrecklichen Alptraum, in dem Ihr getötet worden seid und ich verletzt.«
    Sie griff sich mit der Rechten an den Kopf, ertastete ihren Verband und starrte ins Leere. »Also war es kein Traum! Gressingen hat den König töten wollen und ich … Habe ich ihn wirklich mit der Statue der Muttergottes niedergeschlagen?«
    »Das hast du! Und der König ist dir sehr dankbar dafür!« Peter verspürte bei diesen Worten einen bitteren Geschmack im Mund, denn wie er eben erfahren musste, beschränkte Friedrichs Dankbarkeit sich auch weiterhin nur auf Worte. Taten konnte Trudi von ihm nicht erwarten.
    Trudi bemerkte den niedergeschlagenen Gesichtsausdruck ihres Besuchers. »Er wird uns trotzdem nicht helfen, nicht wahr?« Peter zuckte mit den Achseln und verzog das Gesicht unter der prompt folgenden Schmerzwelle. »Das fällt nicht mehr ins Gewicht! Als du so elend dagelegen bist, habe ich geschworen, mit meinen Leuten für dich und deine Familie zu kämpfen. Daran halte ich mich! Wir werden zwar nur wenige Männer gegen viele sein, aber ich habe bisher noch keine Schlacht verloren!«
    »Das werdet Ihr auch diesmal nicht!« Trudis Ausruf klang wie ein Stoßgebet. Dann zog ein Ausdruck von Scham und Kummer über ihr Gesicht. »Könnt Ihr mir verzeihen?«
    »Verzeihen? Aber was?«
    »Ich habe Euch für den Mörder meines Vaters gehalten und Euch deswegen vor allen Leuten beschuldigt. Dabei hat Gressingen ihn umgebracht, weil mein Vater ihn zu einer Heirat mit mir zwingen wollte. Also bin ich schuld an seinem Tod!« Für einige Augenblicke sah es so aus, als wolle sie wieder in die Selbstzerfleischung zurückfallen, unter der sie während ihrer Fieberträume gelitten hatte. Während Peter noch überlegte, wie er sie beruhigen sollte, brach Uta ein Stück Brot ab, tauchte es in das Bier und steckte es Trudi in den Mund.
    »Esst! Ihr habt seit Tagen nichts mehr zu Euch genommen undwollt doch nicht ganz vom Fleisch fallen.« Zwar liefen der Magd die Freudentränen über die Wangen, aber ihre Stimme klang resolut.
    Peter von Eichenloh grinste, da er nicht lachen durfte, und Trudi war eine Weile damit beschäftigt, das biergetränkte Brot zu kauen und vorsichtig herunterzuschlucken. Als sie halbwegs satt war, hatte sie auch wieder lächeln gelernt. Sie maß Junker Peter mit einem herausfordernden Blick.
    »Ihr sagt, Ihr habt noch nie einen Kampf verloren. Dann müssen wir dafür sorgen, dass es auch so bleibt!«

ACHTER TEIL
     
Die Belagerung

1.
    M arie presste die Hände auf die Ohren, und doch peinigte der dumpfe Knall ihre Nerven, mit dem das Geschütz seine steinerne Ladung gegen die Feinde spie.
    Neben ihr stieß Falko einen jubelnden Ruf aus. »Das hat gesessen!«
    Marie blickte auf und sah, wie der Belagerungsturm, den Magnus von Hennebergs Knechte mit viel Mühe zusammengebaut hatten, auseinanderbrach, als hätte ihn die Faust eines Riesen getroffen.
    »Gut gemacht!« Falko winkte Michi, der das Geschütz selbst gerichtet und abgefeuert hatte, lachend zu, während seine Mutter stumm neben ihnen stand und versuchte, ihrer Gefühle Herr zu werden.
    Zwar war es ihr gelungen, ihre beiden jüngeren Töchter fortzuschaffen, doch kurz danach war ihr Sohn aufgetaucht, von dem sie angenommen hatte, er sei auf Hettenheim in Sicherheit. Falko war am gleichen Tag losgeritten, an dem er von ihren Schwierigkeiten mit dem Würzburger Bischof und dessen

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