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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sondern seinen Rang betonen sollte. Trudi empfand das als lächerlich, neigte aber ihr Haupt. Absteigen und noch einmal vor Friedrich knicksen wollte sie jedoch nicht.
    Friedrich III. schien diese Höflichkeitsbezeugung auch nicht zu erwarten, denn er befahl Peter von Eichenloh, der sich aus dem Sattel schwingen wollte, sitzen zu bleiben. Dabei lächelte er auf eine seltsame Art, so als amüsiere er sich über etwas. Dann aber machte er ein hoheitsvolles Gesicht und sprach Junker Peter an.
    »Ich bedauere, dass Ihr Uns so rasch wieder verlassen wollt, doch Wir wollen Euch nicht von Eurem Ritt abhalten. Da Ihr auf dem Weg zu Eurem Ziel nach Würzburg kommt, geben Wir EuchdieseBriefe mit, damit sie sicher zu ihrem Empfänger gelangen.«
    Einer der Begleiter des Königs reichte Eichenloh eine Ledertasche, auf der das königliche Wappen prangte.
    Nun schien Friedrich ein Lächeln zurückhalten zu müssen. »Die Briefe sind für Seine fürstbischöfliche Hoheit, Herrn Gottfried Schenk zu Limpurg, und die Grafen von Henneberg bestimmt.
    Übermittelt den Herren meine besten Wünsche!«
    Beim letzten Satz biss Trudi die Zähne zusammen. Am liebsten hätte sie die Ledertasche gepackt und Friedrich vor die Füße geworfen.
    Der König schien zu bemerken, was sie bewegte, denn er nahm Junker Peter ein wenig beiseite und sprach leise auf ihn ein.
    »Hört mir gut zu, Eichenloh. Ihr steht vor einem Scheideweg, an dem sich Euer weiteres Schicksal entscheiden wird. Ich brauche Männer wie Euch!« Wie meist, wenn er ein vertrauliches Gespräch führte, schlug Friedrich einen persönlicheren Tonfall an und verzichtete auf das Wir und Uns, mit dem er sonst seinen Rang betonte.
    Da der König einen Augenblick in die Ferne blickte, glaubte Eichenloh, er erwarte eine Antwort, und räusperte sich. Doch Friedrich sprach weiter. »Von Eurem Vater seid Ihr nach dem Streit wegen Eurer Mutter enterbt worden, und nach dessen Tod haben sich Eure Stiefmutter und deren Söhne das Erbe geteilt.
    Dort habt Ihr nichts mehr zu erwarten.«
    »Das ist mir bewusst, Euer Majestät. Sollen meine Halbbrüder sich um den Knochen balgen, den ihnen der Vater hinterlassen hat!« Peters Stimme klang scharf und so laut, dass Trudi es hörte und nachdenklich wurde. Sie wusste eigentlich gar nichts von ihm, wenn man von seiner Position als Anführer einer Söldnertruppe absah, und nahm sich vor, dies während ihrer Reise nach Kibitzstein zu ändern.
    Der König schüttelte den Kopf. »Euer Vater hat sich schwer anEurer Mutter versündigt, als er sie wegen angeblicher Untreue in ein Kloster steckte. Immerhin war sie königlichen Geblüts.«
    »Sie war vorher schon krank und ist dort nach zwei Monaten verstorben. Aber in seiner Gier, eine neue Ehe einzugehen, hat der Mann ihr nicht einmal einen ehrenhaften Tod vergönnt!«
    »Ihr habt ihn mit dem Verzicht auf seinen Namen und den Titel schwer erzürnt.« Friedrich III. verriet mit keiner Regung, ob er in dieser Frage zum Vater oder zum Sohn hielt.
    Junker Peter zuckte mit den Achseln. »Eichenloh ist ein ebenso guter Name wie der, den meine Halbbrüder tragen.«
    »Das ist er, besonders wenn ein königliches Siegel den Träger in den Rang eines Freiherrn einsetzt und er Land und Güter besitzt. Kehrt zu mir zurück, wenn diese Sache vorbei ist, und Ihr werdet ein Lehen erhalten. Nicht aus der Hand des Königs, sondern aus der des Herzogs der Steiermark. Ich brauche treue Leute in meinen Stammlanden, auf die ich mich verlassen kann. Auf Euren Oheim braucht Ihr nicht mehr zu zählen. Von den Lügen getäuscht, die ihm gewisse Kreaturen in die Ohren geblasen haben, indem sie Euch nach Michel Adlers Tod als Meuchelmörder bezichtigten, hat er einen Erbvertrag mit dem Hochstift Mainz abgeschlossen – und was die Kirche einmal besitzt, das gibt sie nicht mehr her.«
    Peter fragte sich, ob der König ihm dieses Angebot gemacht hatte, weil er vom Scheitern seines Zuges nach Franken überzeugt war, oder ob er ihn wirklich an seiner Seite sehen wollte. Es war eigentlich nicht sein Wunsch, ein direkter Gefolgsmann dieses gekrönten Zauderers zu werden, doch wenn Kibitzstein in die Hände des Würzburger Bischofs fiel und Trudis Familie heimatlos wurde, konnte er ihr in diesem Landstrich eine neue Heimat schaffen. Diese Überlegung ließ seine Antwort ehrerbietiger ausfallen, als sie sonst gewesen wäre.
    »Ich danke Euer Majestät von Herzen und werde, so Gott mich diese Reise überleben lässt, zu Euch zurückkehren.«
    »Das

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