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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ehemaligen Hilgertshausener Vogt. Ein unbekannter Kleriker und der Marie seit der Fuchsheimer Hochzeit verhasste Prälat Pratzendorfer begleiteten ihn.
    Otto von Henneberg war erst vor wenigen Tagen aus österreichischer Haft zurückgekehrt und hatte in Würzburg erfahren, dass sein Bruder Kibitzstein belagerte. Auf Pratzendorfers Rat hinhatte der Bischof ihm eine Truppe mitgegeben und ihn als Verstärkung zu Graf Magnus geschickt. Statt abzusteigen und seinen Bruder zu begrüßen, zügelte Otto sein Pferd neben dem Krater, den die Explosion der Pulvervorräte gerissen hatte, und starrte abwechselnd in das Loch und auf die leere Geschützbettung.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte er.
    Magnus von Henneberg musste zu seinem Bruder aufsehen und ärgerte sich unwillkürlich darüber. »Die Kibitzsteiner haben vorgestern Nacht einen weiteren Ausfall gemacht und dabei eine Menge Schaden angerichtet.«
    Pratzendorfer drängte sein Maultier zwischen Ottos Pferd und Graf Magnus. »Ihr habt Euch doch schon zu Beginn der Belagerung von diesem Gesindel überraschen lassen! Schlafen Eure Wachen?«
    Graf Magnus bekam vor Wut einen roten Kopf, doch er hielt sich mühsam zurück, denn bei dem Einfluss, den der Prälat auf den Fürstbischof ausübte, konnte ihm jedes falsche Wort schaden. »Sie haben Hilfe von außen erhalten, Kerle mit geschwärzten Gesichtern. Erst als die meine Leute abgelenkt hatten, kamen die Ratten der Hure aus der Burg. Doch das wird denen da drinnen nichts nützen. Kibitzstein fällt, dagegen verwette ich meine eigene Burg! Und dieses Weib – das schwöre ich, so wahr ich hier stehe – wird mit bloßen Füßen und mit nichts als ihren Kleidern auf dem Leib diese Gegend verlassen.«
    »Löblich, dass Ihr der Dame wenigstens noch die Kleider lassen wollt«, spottete Pratzendorfer. Er kümmerte sich jedoch nicht weiter um Graf Magnus, sondern wandte sich an Graf Otto.
    »Glaubt Ihr, Ihr seid in der Lage, als Hauptmann der Truppen die Burg einzunehmen?«
    Otto von Henneberg schluckte. Diese Worte setzten ihn in Konkurrenz zu seinem Bruder, und Magnus sah bereits jetzt so aus, als würde er jeden Augenblick platzen. Um seinetwillen hätte eram liebsten nein gesagt, doch als Gefolgsmann des Würzburger Bischofs musste er dessen Willen durchsetzen.
    »Ohne Geschütze wird es alles andere als leicht sein. Aber wir haben genug Männer, um die Burg zu erobern.«
    Damit ist der Fehdehandschuh geworfen, dachte Graf Otto traurig. Magnus hatte jedoch zu viele Fehler begangen, um weiterhin das Kommando führen zu können.
    Pratzendorfer ließ dem jüngeren Henneberger keine Zeit zum Nachdenken. »Dann übernehmt Ihr ab jetzt die Befehlsgewalt über diese Truppe. Euer Bruder kann als Euer Stellvertreter fungieren.« Sein Ton verriet, dass er dies als großes Zugeständnis für Graf Magnus ansah.
    »Bevor die Herren sich weiterhin dieser Fehde zuwenden, ist noch etwas zu erledigen!«, mischte sich der fremde Kleriker ein.
    Er nickte sowohl Graf Magnus wie auch dessen Bruder freundlich zu und zog eine Pergamentrolle aus seinem Ärmel.
    »Die beiden Grafen Henneberg haben versprochen, das Schwert nie mehr gegen Seine Majestät, den König, zu ziehen. Aber der dafür nötige Schwur wurde noch nicht geleistet. Solange dies nicht geschehen ist, gilt Graf Otto noch immer als Gefangener des Königs und darf ohne dessen Erlaubnis weder in die Dienste eines anderen Herrn treten noch in irgendeiner Fehde die Waffe ergreifen!«
    Der Prälat starrte den Sprecher an, als würde er ihn am liebsten von den Soldaten nackt ausziehen und mit Peitschen davonjagen lassen. Doch Graf Otto nickte und sah seinen Bruder herausfordernd an. »Du hast dem König in deinem Brief diesen Eid angeboten. Also musst du ihn auch leisten!«
    Graf Magnus sah aus, als hätte er in einen Gallapfel gebissen. Schließlich hatte er dieses Versprechen nicht gegeben, um hinterher das Kommando an seinen Bruder zu verlieren.
    Dem fremden Kleriker dauerte sein Schweigen zu lange. »Seine Majestät, König Friedrich, hat Graf Otto auf Ehrenwort gehenlassen.Werden die Bedingungen nicht erfüllt, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Grafen zu bitten, mit mir nach Graz zurückzukehren.«
    »Bitten kannst du viel, aber ob es dir erfüllt wird, ist eine andere Sache!«, fuhr Pratzendorfer ihn an, der diese Angelegenheit für ein kindisches Spielchen des Steiermärkers hielt.
    »Wenn ich nicht zurückkehre, verliere ich meine Ehre!«, sagte Graf Otto und starrte

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