Die Tochter der Wanderhure
geschickt, von denen keiner dazu taugte, zum Ritter geschlagen zu werden. Ludolf von Fuchsheim war schon zu alt, um sich noch mit Aussicht auf Erfolg mit einem jüngeren Kämpfer messen zu können, Markus von Mertelsbach hatte den Ritterschlag ebenfalls noch nicht erhalten, und Ingobert von Dieboldsheim sah aus, als würde ihn bereits der Gedanke,gegen einen Totschläger wie Peter von Eichenloh anreiten zu müssen, dazu bringen, Fersengeld zu geben.
Für etliche quälende Augenblicke fand der Prälat sich im Zentrum aller Blicke wieder und spürte die klammheimliche Freude derer, die ihn nicht mochten. Er war jedoch nicht bereit aufzugeben und wandte sich mit einer energischen Bewegung den beiden Hennebergern zu.
»Die Grafen Magnus und Otto haben die Fehde begonnen und diese ehrenwerten Herren und die ehrwürdige Äbtissin dafür gewonnen. Es ist ihre Pflicht, für deren Rechte zu streiten.«
»Aber wir sind in Acht und Bann getan«, wandte Otto ein. »Wollt Ihr Euch der Verantwortung für Euer Handeln entziehen und als Feigling gelten?«, giftete der Prälat.
Obwohl er im Gegensatz zu seinem Bruder nichts mit der Planung des Angriffs auf Kibitzstein zu tun gehabt hatte, trat Otto vor. »Ein Feigling bin ich nicht. Ich kämpfe so, wie meine Ehre es gebietet!«
Ein seltsamer Unterton in Graf Ottos Stimme ließ Peter von Eichenloh aufhorchen. Die Miene seines Freundes drückte Belustigung aus, und als ihre Blicke sich fanden, zwinkerte er ihm zu. Peter glaubte Otto gut genug zu kennen, um zu wissen, dass dieser zwar nichts tun würde, was seine Ehre beschmutzen konnte; einen eifrigen Streiter für die gierige Bande jedoch hatte Pratzendorfer in ihm nicht gefunden.
Magnus von Henneberg aber schien froh, dass er ein Opfer vor die Klinge bekam, an dem er seine Wut über den missglückten Feldzug auslassen konnte.
»Ich bin bereit!«, erklärte er mit klirrender Stimme.
»Da die Herren von Henneberg für Euch streiten wollen, soll es so sein. Doch es fehlen immer noch zwei Kämpfer für Eure Sache.« Der Tonfall des Bischofs versprach seinen beiden Gefolgsleuten nichts Gutes. Otto lächelte jedoch nur, und Magnus war zu wütend, um darauf zu achten.
Pratzendorfer schritt auf seine restlichen Verbündeten zu. Die meisten von ihnen wichen unbewusst vor ihm zurück, und da sich niemand freiwillig meldete, blieb dem Prälaten nichts anderes übrig, als zwei von ihnen zu bestimmen.
»Meine übrigen Kämpfer sind Ritter Ingobert von Dieboldsheim sowie Markus von Mertelsbach, der ebenso wie unsere Gegner das Recht hat, zum Ritter geschlagen zu werden. Immerhin entstammt er im Gegensatz zu dem Kibitzsteiner Hauptmann einem edlen Geschlecht.«
Während der Mertelsbacher sich erfreut vordrängte, um sich vor den Bischof für den Empfang des Ritterschlags hinzuknien, warf Ingobert von Dieboldsheim dem Prälaten einen entsetzten Blick zu. Er war nie besonders mutig gewesen und fragte sich nun, wie er gegen einen mit so viel Kriegsruhm behafteten Krieger wie Eichenloh bestehen sollte, oder gegen den muskelbepackten Bauernlümmel, dem der Bischof eben den Namen Michel von Ziegenhain verliehen hatte. Zwei Gegner gab es allerdings, mit denen er fertig zu werden glaubte. Falko war noch ein halber Knabe und Hardwin von Steinsfeld trotz seines unverdienten Ritterschlags ein Muttersöhnchen ohne jeden Mumm. Noch während der Dieboldsheimer überlegte, wie er es anstellen sollte, einen von denen als Gegner zu erhalten, erklärte der Bischof, dass die einzelnen Kämpfer dreimal gegeneinander anzureiten hätten, und befahl, die Paarungen auszulosen.
Die Kibitzsteiner stöhnten auf, als Falko gleich zu Beginn den kampferfahrenen Otto von Henneberg als Gegner bekam. Marie rang so verzweifelt die Hände, dass Peter von Eichenloh neben sie trat und sie um die Schulter fasste.
»Nehmt mein Wort. Eurem Sohn wird nichts geschehen!« Er sprach leise, damit kein anderer es hören konnte. Zwar konnte er sich nur auf die Geste seines Freundes stützen, doch er glaubte, Otto vertrauen zu können.
Marie, die ihn erst ein Mal auf Fuchsheim gesehen und ihn dortnichtgerade als Freund empfunden hatte, sah ihn überrascht an. »Graf Otto hasst unsere Familie. Immerhin hat meine Tochter sein Gesicht verstümmelt.«
»So schlimm sieht er auch wieder nicht aus. Ich kenne Männer, die ihn um diese Narbe beneiden würden. Zudem hat diese Begebenheit ihm geholfen, endlich erwachsen zu werden.«
Ehe Marie ihm antworten konnte, wurde die nächste Paarung
Weitere Kostenlose Bücher