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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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weiteren Kämpfen zu.
    Hatte Otto von Henneberg behauptet, er habe seinen Gegner unterschätzt, so verfiel Markus von Mertelsbach tatsächlich in diesen Fehler, denn er war sich seines Sieges über Hardwin sicher. In seinem Hochmut waren ihm die Blicke entgangen, mit denen sein Gegner ihn zuletzt gemustert hatte, und nun verhüllten Helm und Visier das Antlitz des jungen Steinsfeld.
    Hardwin stellte sich Bona vor, die hochschwanger den weiten, steinigen Weg bis zu seiner Mutter hatte bewältigen müssen, und rief sich alles ins Gedächtnis, was er von Junker Peter und Quirin gelernt hatte. Als der Herold das Zeichen gab, spornte er sein Ross und sprengte auf Mertelsbach zu. Dessen Stoß war gut gezielt, wurde aber von Hardwin mit dem Schild abgefangen. Seine Lanze traf hingegen mit großer Wucht den Brustpanzer seines Gegners, und als er sich umsah, sah er, wie Markus von Mertelsbach aus dem Sattel gerissen wurde und über die Kruppe des Pferdes hinweg zu Boden stürzte.
    Die Umstehenden sahen einander verdattert an. Keiner von ihnen hatte erwartet, dass Hardwin von Steinsfeld so ein harter Turnierkämpfer war. Dann richteten sich alle Blicke auf den Mertelsbacher, der keine Anstalten machte, sich aufzurichten oder zumindest seine Leute herbeizuwinken. Die Knechte, die auf ihn zueilten und ihm den Helm abnahmen, stellten fest, dass sein Kopf in einem unnatürlichen Winkel von der Schulter abstand, und richteten sich erschrocken auf. Einer von ihnen liefaufden Fürstbischof zu und kniete nieder. »Ritter Mertelsbach ist tot, Euer Exzellenz – ganz mausetot!«
    Einige der Kibitzsteiner jubelten, doch Marie hieß sie, still zu sein. »Es ist nicht gut, sich über den Tod eines anderen Menschen zu freuen. Mir wäre es lieber gewesen, Junker Markus würde noch leben und uns in Zukunft ein angenehmer Nachbar sein.«
    Da legte ihre alte Freundin Hiltrud ihr die Hand auf die Schulter. »Es ist besser so! Er war kein guter Mensch. Seine jüngeren Brüder stehen unter der Vormundschaft des Bischofs und werden Mertelsbach einmal bessere Herren sein, als Markus es jemals geworden wäre.«
    »Kommt jetzt! Wir wollen zusehen, wie Junker Peter diesen aufgeblasenen Magnus von Henneberg in den Staub wirft!«, rief Trudi und zupfte ihre Mutter und ihre Patentante an den Ärmeln.
    Eichenloh, der sich gerade für seinen Waffengang zurechtmachte, sah, wie die drei sich zu ihm umdrehten, und grinste übermütig. Obwohl er seine Verletzungen noch spürte, fühlte er sich kräftig genug, um mit jedem Gegner fertig zu werden.
    Graf Magnus aber musste an die vielen Kämpfe denken, die sein Gegner bereits siegreich bestritten hatte, und an Markus von Mertelsbach, dessen Leichnam gerade beiseitegetragen wurde. Sein Kopf gaukelte ihm vor, er läge ebenso kalt und leblos da, während seine Ehefrau schmerzgebeugt an seiner Bahre stand. Diese Vorstellung trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. In der Hoffnung, sofort eine Entscheidung zu seinen Gunsten erzwingen zu können, spornte er sein Pferd zu höchster Geschwindigkeit an und umklammerte die Lanze so fest, wie es ihm möglich war.
    Schiere Kraft aber führte bei einem Gegner wie Eichenloh nicht zum Sieg. Peter keuchte zwar, als die Lanze des Hennebergers ihn traf. Doch der Schaft splitterte, während seine Waffe standhielt und er seinen Gegner aus dem Sattel stemmen konnte.
    Magnus von Henneberg schlug scheppernd auf dem Boden auf, doch als die Knechte ganz aufgeregt auf ihn zustürmten, winkte er ab. Nur sein Stolz hatte eine tiefe Wunde davongetragen.
    Als letztes Paar standen sich nun Michi und Ingobert von Dieboldsheim gegenüber. Michi, oder Junker Michel, wie er jetzt genannt wurde, hatte die Größe und Breite seiner Mutter geerbt und wirkte in seiner Rüstung wie das Idealbild eines Ritters. Seine Miene aber war so kalt wie eine sternklare Nacht im Januar. Als Ingobert von Dieboldsheim seinen Gegner vor sich sah, begann er so zu zittern, dass er die Lanze, die man ihm reichte, nicht festhalten konnte. Er hob sein Visier an und wandte sich zu Herrn Gottfried um. »Da der Kampf bereits zugunsten der Kibitzsteiner entschieden ist, ist dieser letzte Waffengang überflüssig geworden. Ich erkenne die Forderungen von Frau Marie und Junker Falko als rechtmäßig an und schwöre, in Zukunft gute Nachbarschaft mit ihnen zu halten.«
    Der Dieboldsheimer wusste, dass er von diesem Tag an als Feigling gelten würde, doch das war ihm lieber, als das gleiche Schicksal zu erleiden wie Markus von

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