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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Mertelsbach.
    Michi wollte seinen Gegner schon mit bissigen Bemerkungen zum Kampf zwingen, doch da tauchte Peter neben ihm auf und klopfte ihm gegen die Beinröhre.
    »Lass es gut sein! Dieses Ende ist besser, als wenn du ihn tötest oder schwer verletzt. Euch Kibitzsteinern ist in allem Genugtuung geschehen. Das sollte dir genügen.«
    Michi warf Marie einen fragenden Blick zu und sah sie nicken.
    »Also gut! Ich verzichte, wenn dieser Kampf zu meinen Gunsten gewertet wird, so als hätte ich meinen Gegner besiegt.«
    »Das wird er!«, erklärte der Bischof, der mit diesem Ausgang hochzufrieden war. Kibitzstein und die drei dazugehörigen Dörfer blieben zwar freies Reichslehen, doch für all die anderen Dörfer und Herrschaften, welche die Adler-Sippe in ihren Besitz gebracht hatte, würden die Witwe des toten Reichsritters unddessen Sohn ihm den Treueid schwören. Damit waren sie so, wie er es wollte, in die Würzburger Herrschaft eingebunden. Er nickte Marie und ihren Getreuen zu und befahl dann, alles für den Abmarsch am nächsten Tag vorzubereiten.
    Für einen Augenblick kreuzte sich der Blick des Bischofs mit dem von Junker Peter. Beide wussten, dass jene alte Sache noch immer zwischen ihnen stand. Doch keinem von ihnen war danach, an diesem Tag darauf zurückzukommen. Gottfried Schenk zu Limpurg hatte bereits zu viele Kröten schlucken müssen, um Eichenloh einfach verzeihen zu können, und Peter erfreute sich so sehr des errungenen Erfolgs, dass er diesen nicht durch eine ungeschickte Handlung oder ein falsches Wort riskieren wollte. Um zu zeigen, dass er nicht unbedingt auf Eichenlohs Kopf aus war, winkte der Bischof ihm mit einer knappen Geste zu und kehrte in sein Zelt zurück, vor dem zwei seiner Männer Wache bezogen.
    Marie interessierte sich im Augenblick nicht für das, was um sie herum vorging, sondern sie umarmte ihren Sohn unter Tränen und schalt ihn gleichzeitig wegen der Angst, die sie seinetwegen hatte ausstehen müssen. Dann sah sie Eichenloh herausfordernd an. Peter verstand ihre unausgesprochene Frage und verneigte sich lächelnd vor ihr. »Ich habe Eurer Tochter in Graz geschworen, auf Eurer Seite zu kämpfen, und bin glücklich, dass ich mein Wort wenigstens auf diese Weise halten konnte.«
    Nun blickte Marie Trudi an, die auf einmal traurig und betroffen wirkte. »Mama, ich …, wir …, wir haben Herrn von Eichenloh großes Unrecht getan. Weder er noch Graf Otto von Henneberg haben Vater ermordet. Es war Gressingen! Vater wollte …«
    In ihrer Erschütterung war Trudi kurz davor, Dinge zu verraten, die nicht einmal ihre Mutter wusste. Um das zu verhindern, stieg Peter ihr auf den Fuß und entschuldigte sich, noch ehe sie sich des Schmerzes bewusst wurde. »Verzeiht meine Unbeholfenheit. Ich habe Euch hoffentlich nicht weh getan?«
    »Mein Fuß ist noch heil, aber Ihr könntet trotzdem herabsteigen.«
    Peter zuckte scheinbar erschrocken zurück und sah Marie mit fröhlich blitzenden Augen an. »Ihr könnt stolz auf Eure Tochter sein, Herrin. Sie hat dem König das Leben gerettet und ihn dazu gebracht, sich für Euch zu verwenden.«
    Die Ziegenbäuerin nickte anerkennend. »Das ist einmal eine gute Nachricht, Herr Ritter!«
    Gleichzeitig atmete Hiltrud erleichtert auf, denn sie hatte begriffen, dass Junker Peter Trudi davon abgehalten hatte, zu viel preiszugeben. Maries Trauer um ihren Mann war noch zu groß, und das Wissen, dass Michel Trudis wegen ermordet worden war, hätte eine tiefe Kluft zwischen ihr und ihrer Tochter aufreißen können. Später, wenn sie zur Ruhe gekommen und die Fehde um Kibitzstein auch mit den direkten Nachbarn beigelegt worden war, würde man es ihr vielleicht erzählen können, obwohl Hiltrud es für besser hielt, dieses Geheimnis für alle Zeiten ruhen zu lassen.
    »Habt Ihr Hunger, Herr Ritter? Ich habe heute Morgen einen ausgezeichneten Schinken angeschnitten. Er wird Euch munden!« Die Ziegenbäuerin hakte sich kurzerhand bei Peter ein und hoffte, bei einem guten Mahl mehr über ihn zu erfahren. Die Blicke, mit denen er Trudi beinahe verschlang, wenn das Mädchen nicht hinsah, kannte sie. So hatte Thomas, ihr verstorbener Mann, sie immer angeschaut.
    Peter hatte wirklich Hunger. Für einen Augenblick wollte er dennoch verneinen, denn da war noch Pratzendorfer, um den er sich kümmern musste. Solange der Mann seine Intrigen weiterspinnen konnte, war sein Auftrag noch nicht erfüllt. Doch sein Magen sagte ihm, dass er sich auch später um diese

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