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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Angelegenheit kümmern konnte. Daher folgte er der hochgewachsenen, fülligen Bäuerin und beantwortete lächelnd die Fragen, die sie ihm stellte.

16.
    A uf der Stechbahn blieb nur noch die Gruppe von Edelleuten zurück, die sich mit Magnus von Henneberg und Cyprian Pratzendorfer gegen Kibitzstein zusammengeschlossen hatten. Eine Weile starrten sie sich schweigend an, als könnten sie nicht verstehen, dass ihnen das Schicksal so übel mitgespielt hatte.
    Mit einem Mal trat Ludolf von Fuchsheim gegen den primitiven Zaun, der die Kämpfer getrennt hatte, und brachte diesen auf etliche Klafter zum Einsturz. »Aus und vorbei! Adlers Witwe behält alles, und wir bekommen gar nichts!«
    Sein Gesicht war grau vor Sorge, denn um diesen Kriegszug finanzieren zu können, hatte er den Rest seines Besitzes beleihen müssen, und nun suchte er nach einem Opfer, an dem er seine Wut auslassen konnte. Wie ein zubeißender Kettenhund ging er auf Magnus von Henneberg los.
    »Ihr seid an allem schuld! Ihr habt mich dazu gedrängt, mich auf dieses elende Vorhaben einzulassen. Und was habe ich davon? Mir gehört nicht einmal mehr ein Stein der Burg, deren Namen ich trage.«
    Graf Magnus sah ihn zunächst verblüfft an und begann dann zu lachen. »Ich soll schuld sein? Ich habe doch nur das getan, was dieser Pfaffe da von mir gefordert hat. Er hat mich durch die Lande geschickt, um euch alle als Verbündete zu gewinnen, und jedem von uns reichen Gewinn versprochen. Fragen wir ihn, wie er uns jetzt belohnen will!«
    Ingobert von Dieboldsheim trat neben den Grafen und fuchtelte mit beiden Fäusten vor dem Prälaten herum. »Ja genau! Ich habe Schulden machen müssen, um meine Leute zu bewaffnen, und will neben dem Dorf, das ich nun an Kibitzstein übergeben muss, nicht noch weitere verlieren!«
    Zwar hatte er vor dem Zweikampf gekniffen, aber inmitten seinerFreunde, die seinen Zorn auf den Pratzendorfer teilten, fühlte er sich stark genug, Forderungen zu stellen.
    Dies tat nun auch Pankratius, der Abt von Schöbach. »Ehrwürdiger Vater, bitte sagt, wie stellt Ihr Euch die Entschädigung für unsere Verluste vor? Frau Marie hatte uns viel Geld für die Seelenmessen versprochen, die in unserem Kloster für ihren Gemahl gelesen werden sollten. Ihr habt mich jedoch dazu gebracht, dieses Angebot abzulehnen und mich Euch anzuschließen. Mit diesem Ergebnis aber kann ich nicht in mein Kloster zurückkehren. Meine Mitbrüder würden mich nicht mehr als ihren Abt anerkennen und absetzen.«
    Andere Burgherren, die sich dem Feldzug angeschlossen hatten, drangen ebenfalls auf den Prälaten ein, und ein Hagel aus Forderungen und wüsten Beschimpfungen ergoss sich über ihn. Keiner der Edelleute, die Krieger oder Knechte gestellt hatten, wollte wie ein geprügelter Hund nach Hause zurückkehren.
    Pratzendorfer hatte jedoch nichts zu verteilen, weder Gold noch Ländereien oder Titel. Da sein Anschlag auf König Friedrich misslungen war, konnte er nicht einmal darauf zählen, dass Herzog Albrecht von Österreich ihn weiterhin unterstützte. Mit einem bitteren Gefühl stellte der Prälat fest, dass seine Karriere durch diese Rückschläge schweren Schaden genommen hatte. Nun hatte er die Wahl, nach Rom zurückzukehren, um dort wieder als nachrangiger Gefolgsmann des Papstes auf eine der wenigen Aufstiegsmöglichkeiten zu lauern, oder einen neuen Herrn zu suchen, in dessen Diensten er wieder Macht und Einfluss erlangen konnte. Aber die weltlichen Herrscher, bei denen er noch anklopfen konnte, waren dünn gesät.
    Aus Ärger über seine verfahrene Lage antwortete er harscher, als es klug war. »Was wollt Ihr von mir? Es ist doch Eure Schuld, dass es so geendet hat! Ihr seid nur halbherzig bei der Sache gewesen, habt gezaudert und Euch vom Feind die Geschütze zerstören lassen. Erwartet nicht, dass ich Euch dafür lobe.«
    Pratzendorfer wollte sich umdrehen und gehen, doch da hielt Magnus von Henneberg ihn fest. »So lassen wir uns nicht abspeisen! Ich bin verfemt und muss in Sack und Asche nach Graz reisen, um mich dem König vor die Füße zu werfen. Das verdanke ich Euch!«
    »Das verdankt Ihr allein Eurer Dummheit«, antwortete Pratzendorfer wütend. »Bei Gott, ich hätte mir einen fähigeren Anführer suchen sollen, einen wie Eichenloh. Der hätte dieses Kibitzstein wie eine Laus zerknackt!«
    Graf Magnus packte ihn und riss ihn herum. »Das ist zu viel! Wärt Ihr ein Ritter, würde ich Euch zum Zweikampf fordern. Doch wenn Ihr glaubt, dass Eure Kutte

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