Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Euch rettet, habt Ihr Euch geirrt.«
    »Wollt Ihr Euch an einem Mann der Kirche vergreifen?«, spottete Pratzendorfer. Dann aber sah er das Flackern in Graf Magnus’ Augen und bekam es mit der Angst zu tun.
    »Nein, aber an einem elenden Verräter!« Graf Otto hatte bisher abseitsgestanden, kam aber nun auf den Prälaten zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Soll ich diesen Leuten erzählen, zu welchem Zweck Ihr mich und Gressingen nach Österreich geschickt habt?«
    »Was soll das?« Pratzendorfer starrte ihn verwirrt an.
    In dem Augenblick drängte sich ein junger Bursche, der zu den vielen Knechten im Lager gehörte, durch die Leute und wies mit zitternden Fingern auf den Prälaten. »Dieser Mann hat Michel Adler ermordet! Ich habe gesehen, wie er sich über den Toten gebeugt hat.«
    »Was redest du da, Kerl?« Ludolf von Fuchsheim packte den Knecht, der von seiner Burg stammte, und schüttelte ihn. »Und weshalb hast du das bis jetzt verschwiegen?«
    »Ich hatte Angst, weil der Prälat doch so ein hoher Herr ist. Wenn ich mein Maul aufgemacht hätte, wäre ich bestimmt geschlagen oder gar umgebracht worden!«
    »Das ist doch Unsinn! Ich habe Michel Adler nicht umgebracht«, fuhr der Prälat auf.
    Der Knecht ließ sich jedoch nicht mehr aufhalten. »Ich habe Euch gesehen, wie Ihr mit dem Ritter Gressingen geredet habt, und dann habt Ihr Euch den Toten angesehen!«
    »Mit Gressingen?« Graf Ottos Augen glitzerten wie Eisstückchen, als er begriff, in welch widerwärtiges Spiel er verwickelt worden war. »Gressingen war der Mörder, nicht wahr? Ihr habt ihn dazu angestiftet, Michel Adler umzubringen, und ihn dann nach Österreich geschickt mit dem Auftrag, König Friedrich zu töten!«
    »Gressingen sollte einen Königsmord begehen?« Graf Magnus begriff nun, weshalb der König so zornig auf ihn und Otto war. Die Edelleute um sie herum zogen erschrocken die Köpfe ein, und Abt Pankratius sah aus, als erwarte er, von der Hölle verschlungen zu werden. Friedrich III. mochte in dieser Gegend wenig Macht besitzen, aber ihn umstrahlte der Kranz der Krone, der ihn weit über alle anderen Fürsten des Reiches hinaushob. Die Hand gegen ihn zu erheben, war für die meisten der hier Versammelten ein ebenso schlimmer Frevel, wie Gott zu leugnen.
    »Was ist? Habe ich recht?«, bohrte Otto von Henneberg nach. Er kannte Peter von Eichenloh gut genug, um vermuten zu können, dass sein einstiger Anführer Kibitzstein auch deswegen zu Hilfe gekommen war, um das Problem Pratzendorfer zu lösen. Solange der Prälat lebte, stellte er eine Gefahr für den König, aber auch für diejenigen dar, denen es gelungen war, ihn zu entlarven.
    Als Pratzendorfer nicht antwortete, fügte Graf Otto hinzu: »Man sollte Euch dem Fürstbischof übergeben, damit er über Euch richtet!«
    »Ich bin ein Mitglied des päpstlichen Hofstaats. Nur Seine Heiligkeit in Rom darf ein Urteil über mich fällen«, trumpfte der Prälat auf.
    »Oder einige biedere fränkische Ritter, die sich einig sind!« Otto von Henneberg warf einen raschen Blick in die Runde. Die meisten Leute waren bereits ins Lager oder in die Burg zurückgekehrt, und andere befanden sich auf dem Weg dorthin. Auf der Stechbahn aber hielten sich außer Pratzendorfer und dem Fuchsheimer Knecht nur noch jene Leute auf, die auf die Versprechungen des Prälaten hereingefallen waren.
    Daher blickte er seinen Bruder auffordernd an. »Magnus, dieser Mann hat Michel Adler ermorden lassen, um gegen Kibitzstein Krieg führen zu können. Dich und all die anderen hat er mit Versprechungen und Lügen dazu gebracht, sich an diesem Feldzug zu beteiligen, und euch dabei ins Elend gestürzt. Bevor der König nicht die Reichsacht zurücknimmt, die er über dich verhängt hat, kannst du nicht zu deiner Gemahlin zurückkehren. Du würdest als Geächteter und Flüchtling vor Elisabeth treten müssen. Vielleicht wird der Fürstbischof dir sogar deinen Besitz wegnehmen, so wie er es bei Gressingen getan hat.«
    Während Graf Magnus hilflos vor ihm stand und nicht wusste, was er sagen oder tun sollte, meldete Maximilian von Albach sich zu Wort. »Gressingens Verlust war nur eine Finte, um die Feinde des Bischofs zu täuschen. Das hat Pratzendorfer ebenfalls ausgeheckt. Mein Neffe hätte seine Burg zurückerhalten und etliches mehr, wenn er Erfolg gehabt hätte.«
    Albach hatte erst im Verlauf dieses Tages erfahren, dass sein Neffe im fernen Graz ums Leben gekommen war. Der junge Mann war leichtsinnig

Weitere Kostenlose Bücher