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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Fleisch. Meine Vorgängerin hat ihm ein Viertel der Ländereien dieses Stiftes verpfändet, und das für einen Bettel! Dabei ist das Geld nicht einmal dem Stift zugutegekommen, sondern wurde von dieser pflichtvergessenen Person dazu verwendet, die Schulden ihres Neffen zu begleichen. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als den Augiasstall auszumisten, den sie mir hinterlassen hat, und dabei erwarte ich Eure tatkräftige Mithilfe, Graf Otto!«
    Henneberg beeilte sich, ihr zu versichern, dass er alles tun würde, was in seiner Macht stand.
    »Das will ich auch hoffen!«, antwortete die Äbtissin.
    Gressingen grinste in sich hinein, denn Klara von Monheimschien nicht viel von ihrem neuen Vogt zu halten. Offensichtlich war Otto von Henneberg in ihren Augen viel zu unreif für den verantwortungsvollen Posten eines Klostervogts. Sie hatte gehofft, Graf Magnus würde dieses Amt selbst ausüben und einen zuverlässigen Ministerialen als Stellvertreter zu ihr schicken. Auf der anderen Seite hatte die Situation auch Vorteile. Anders als einer, der sich erfahren dünkte, würde dieser junge Bursche sich nicht über ihre Anweisungen hinwegsetzen und eigene Entscheidungen treffen wollen.
    Klara von Monheim straffte ihren Rücken, um größer zu wirken, und ihre Stimme klang noch giftiger. »Ihr sorgt dafür, dass Michel Adler auf Kibitzstein keine einzige Traube von unseren Weinbergen erntet! Soll er sich das Geld doch von dem holen, der es bekommen hat!«
    »Selbstverständlich, ehrwürdige Mutter«, antwortete Otto von Henneberg scheinbar diensteifrig, während er sich fragte, warum die Äbtissin ihren Nachbarn so verabscheute. Da seine Familie mehr im Norden Frankens begütert war und er selbst die letzten achtzehn Monate bei Eichenlohs Schar verbracht hatte, war ihm der Reichsritter Adler auf Kibitzstein nur vom Hörensagen bekannt.
    »Könnt Ihr mir mehr über diesen Mann berichten, ehrwürdige Mutter?«
    »Ich kann dir auch einiges über ihn erzählen«, mischte Gressingen sich ein. Damit half er der Äbtissin aus einer Klemme, denn diese wusste von Michel Adler nicht viel mehr, als dass er ein ungehobelter Emporkömmling war, der gemeinsam mit ihrer Vorgängerin das Stift beraubt hatte.
    »Ich wäre Euch dankbar, Junker Georg, wenn Ihr Graf Otto eine Weile unterstützen und ihm die Verhältnisse in unserer Gegend erklären könntet. Ich werde Seiner hochwürdigsten Exzellenz, dem Fürstbischof, davon berichten. Vielleicht wird er dann anderen Sinnes, was Eure Güter betrifft.«
    Gressingen neigte scheinbar dankbar den Kopf, um sein Lächeln zu verbergen. Nach Graf Magnus war die Äbtissin bereits die Zweite, die sich für ihn verwenden wollte. Aber es war nicht im Sinne des Bischofs, wenn dessen Anhänger sich zu seinen Gunsten aussprachen, denn die Abmachung mit dem Prälaten Pratzendorfer verpflichtete ihn, Kontakt zu den Feinden Würzburgs aufzunehmen. Einige der Herren, die dem Hochstift feindlich gesinnt waren, hatte er bereits aufgesucht, aber um Kibitzstein musste er zumindest vorerst noch einen weiten Bogen machen. Aus diesem Grund wollte er im ersten Augenblick die Bitte der Äbtissin ablehnen. Dann aber kam ihm ein Gedanke, der ihn aufs höchste amüsierte.
    »Ich bleibe gerne noch ein paar Tage bei unserem Freund Henneberg, ehrwürdige Mutter, und gebe ihm einen Überblick über die Lage in diesem Landstrich.« Er bekräftigte seine Bereitschaft mit einer angedeuteten Verbeugung. Die Zeit mit Graf Otto gedachte er zu nutzen, um den Graben zwischen dem Damenstift und den Kibitzsteinern so zu vertiefen, dass es wirklich zur Fehde kam.
    Die Äbtissin nickte zufrieden, und Otto von Henneberg war die Erleichterung anzumerken, zumindest in der ersten Zeit einen Freund an seiner Seite zu wissen. »Ich freue mich, dass du mir helfen willst, Junker Georg.«
    Gressingen lachte innerlich über den jungen Narren, der sich voll und ganz in seine Hände begab. Er würde dafür sorgen, dass Graf Otto Michel Adler so beschäftigte, dass dieser keine Zeit fand, ihn selbst unterwegs abzufangen und mit vorgehaltener Schwertklinge zum Traualtar zu schleppen. Pratzendorfer hatte ihm zwar einen Ablass für seine vergangenen und auch die künftigen Taten erteilt, doch er glaubte nicht, dass der Prälat eine Ehe mit der Tochter eines Reichsritters so ohne weiteres für ungültig erklären konnte. Jetzt, da seine Aussichten besser waren als jemals zuvor, wollte er nicht an eine Trudi Adler gefesselt sein.
    Unterdessen hatte die

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