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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kann. Der Fürstbischof ist ein mächtiger Mann, und anders als seinerzeit Johann von Brunn weiß er das Domkapitel hinter sich. Nun nutzt er alle Möglichkeiten, um seine Macht zu vergrößern, und biegt Recht und Gesetz zu seinen Gunsten. Eigentlich kann einem der Dieboldsheimer leidtun. Er wurde gezwungen, berechtigte Forderungen gegen ein Pergament einzutauschen, das ihm jeder gute Advokat um die Ohren schlagen wird.«
    Maries erste Wut schwand, und sie vermochte wieder klar zudenken. »Ich frage mich, weshalb der Fürstbischof so handelt. Er weiß genau, dass Kibitzstein mit all seinen Dörfern reichsfrei ist und der König es niemals zulassen wird, dass dieses Recht angetastet wird.«
    »Friedrich III. gilt als nicht sehr durchsetzungsfähig. Im Grunde wurde er nur zum König der Deutschen gewählt, weil sein Verwandter Albrecht zu früh verstorben ist und dessen Sohn erst nach dem Tod seines Vaters geboren wurde. Sobald Ladislaus erwachsen ist, wird er auf sein ererbtes Recht als Sigismunds Enkel pochen.«
    »Bis Ladislaus erwachsen sein und vielleicht König wird, können wir nicht warten! Friedrich ist Herr über das Reich und muss über Recht und Ordnung wachen. Du solltest ihm schnellstens Botschaft senden und um Schutz für Kibitzstein bitten.«
    »Du gibst mir den gleichen Rat, den ich Abt Pankratius gegeben habe. Der Schöbacher hat bereits um die Vermittlung des Kaisers angesucht. Ich glaube jedoch nicht, dass unser Besitz direkt gefährdet ist. Herrn Gottfried Schenk zu Limpurg geht es nicht darum, uns von Kibitzstein zu vertreiben, sondern er will uns zwingen, unsere Reichsfreiheit aufzugeben und ihn als Oberherrn anzuerkennen. Du hast doch gehört, dass er den alten Titel eines Herzogs von Franken angenommen hat, und jetzt will er dieses Land auch beherrschen.«
    »Auch gegen Recht und Gesetz?«
    Michel zuckte mit den Schultern. »Wenn jene, die das Gesetz verteidigen sollen, zu schwach dazu sind, gibt es immer Leute, die es beugen.«
    »Aber wir werden uns nicht beugen«, rief Marie kämpferisch.
    Michel schloss sie in die Arme und zog sie an sich. »Das werden wir nicht, auch wenn der Fürstbischof es anzunehmen scheint. Aber wir werden uns vorsehen müssen, denn die Sache mit dem Dieboldsheimer wird nicht der einzige Streich bleiben, den Herr Gottfried gegen uns zu führen beabsichtigt. Notfalls werden wirgutes Geld einsetzen und Söldner anwerben müssen. Wie ich letztens gehört habe, ist Peter von Eichenloh derzeit ohne Verpflichtungen. Vielleicht sollte ich mit ihm reden.«
    Marie wiegte unschlüssig den Kopf. »Söldner machen nur Ärger und fressen uns die Haare vom Kopf. Mir wäre ein sauberer Richtspruch des Kaisers lieber, am besten mit der Androhung einer Reichsexekution. Markgraf Albrecht von Ansbach wäre sicher dazu bereit, dem Würzburger die Flügel zu stutzen.«
    »Das ist er ganz gewiss«, sagte Michel, dem es nicht sonderlich behagte, diesen Herrn um Hilfe angehen zu müssen. Doch wenn der Fürstbischof es gar zu toll trieb, würde ihm keine andere Möglichkeit bleiben.

14.
    U nterdessen ging auf dem Weinberg von Hilgertshausen die Lese lustig weiter. Trudi kannte die meisten Mägde seit ihren Kindertagen und vergaß während der fröhlichen Gespräche und Lieder sogar ihren Kummer um Gressingen. Auch Uta fügte sich munter in die Gruppe ein. Da sie mit Trudi zusammen aufgewachsen war, nahm sie sich mehr Rechte heraus, als ihr eigentlich zustanden. Ihr Lebenstraum war es, zuerst Trudis Leibmagd und später ihre Wirtschafterin zu werden, wenn diese einmal ihren eigenen Hausstand auf der Burg ihres Gemahls führte. Die anderen Mägde lächelten zwar ein wenig über sie, nahmen ihr die kleinen Marotten jedoch nicht übel.
    Auch wenn ihre Hände fleißig waren, flatterten Utas Gedanken wie bunte Schmetterlinge. »Es gibt heuer viele Trauben. Wir werden über den Winter und ins nächste Jahr viel Wein haben«, sagte sie zu Trudi.
    »Mutter will mehrere Fuder nach Nürnberg verkaufen. Mit dem Erlös könnten wir neues Land erwerben und zum Beispiel dieHerrschaft Windach vergrößern.« Trudi seufzte hoffnungsvoll, denn noch erschien ihr Windach zu klein, um Georg von Gressingens Ehrgeiz befriedigen zu können.
    »Das wäre schön! Vielleicht ziehen wir beide bald nach Windach um. Es wäre doch gut, wenn jemand aus der Familie diese Herrschaft leiten würde. Auch wenn Euer Vater einmal im Monat hinreitet, so vermag er dem dortigen Verwalter doch nicht immer auf die Finger zu

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