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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dazu«, erklärte der Dettelbacher und zeigte so deutlich, dass er allein zu bleiben wünsche.
    »Nun denn, Gott befohlen!« Michel nickte dem Ritter noch einmal zu und verließ das Krankenzimmer.
    Draußen hielt er einen Diener auf und fragte ihn nach dem Burgkaplan.
    »Der ist zur Baustelle für die neue Pfarrkirche gegangen, um nachzusehen, wie dort die Arbeit vorangeht.«
    »Hab Dank!« Michel reichte dem Diener eine Münze und ging hastig weiter.
    Im Freien blieb er ein paar Augenblicke stehen und sog die frische Luft ein. In den düsteren Mauern der alten, schon lange nicht mehr gepflegten Burg hatte er das Gefühl gehabt, ersticken zu müssen. Während er durch die Gassen des Marktorts auf dieneue Kirche zuschlenderte, wurde ihm klar, dass das meiste, was er mit Hans von Dettelbach hatte besprechen wollen, ungesagt geblieben war. Ihm kam der Gedanke, der Ritter nutze seine Schwäche als Vorwand, um alles, was ihm nicht passte, von sich fernzuhalten. Aber Michel wollte seine Ziele nicht den Launen eines alten Mannes opfern und nahm sich vor, die Verpfändung Erlbachs noch am gleichen Tag festzuschreiben. Auch wenn er damit noch keinen Anteil an Dettelbach selbst besaß, so hoffte er, über dieses Pfand über kurz oder lang in den Besitz des Marktorts gelangen zu können.

5.
    W ährend Michel die Freitreppe zum Burghof hinunterschritt, betrat ein Mann im wallenden Ornat eines päpstlichen Prälaten die Kammer des Dettelbachers. Mit seiner stattlichen Größe und den breiten Schultern hätte er als Ritter in Rüstung einen furchterregenden Anblick geboten. Sein Lächeln war mild und verständnisvoll, sein Blick aber wirkte durchdringend, beinahe schon drohend.
    Mahnend hob er die Hand. »Ich hoffe, du hast keine Torheit begangen, mein Sohn! Bedenke, es geht um das Heil deiner unsterblichen Seele.«
    Der Dettelbacher stand, am ganzen Körper zitternd, auf und kniete vor dem Kirchenmann nieder. Als er nach der Hand des Prälaten griff, um sie an seine Lippen zu führen, zog der Kirchenmann rasch den Arm zurück, so dass der Kranke nur einen Zipfel des Ärmels zu küssen vermochte.
    »Ich habe dich etwas gefragt!« Cyprian Pratzendorfer schien der schlechte Zustand des Kranken kaltzulassen.
    Hans von Dettelbach hob den Kopf und blickte ängstlich zu dem gestreng über ihm stehenden Herrn hoch. »Ich habe alles getan,was Ihr mir geraten habt, hochwürdigster Vater, und den Kibitzsteiner erst einmal vertröstet. Er ist ein guter Nachbar, und ich halte ihn nur ungern hin, aber …«
    »Wenn es um dein Seelenheil geht, darfst du dich nicht von den Gefühlen der Freundschaft leiten lassen, sondern allein von den Vertretern der heiligen Kirche!«, donnerte der Prälat.
    »Herr Michel hätte gewiss viele Seelenmessen für mich lesen lassen«, wandte der Dettelbacher in bettelndem Ton ein.
    »Wenn du zu deinem Wort stehst und deinen Besitz der heiligen Kirche vermachst, wird der hochwürdige Herr Bischof von Würzburg selbst die Messe für dich lesen, und die findet im Himmel weitaus mehr Gehör als die eines einfachen Priesters. Ich selbst werde Seine Heiligkeit in Rom bitten, dich dem Heiland und den Engeln des Himmels als wahren Christen und des ewigen Heils würdig zu empfehlen.
    Zeigst du dich jedoch bockig und überlässt deinen Besitz einem Mann wie Michel Adler, der als Feind des Bischofs auch ein Feind unserer heiligen Kirche ist, so wirst du unweigerlich zur Hölle fahren. Dort werden tausend Dämonen Luzifers dich Tag für Tag mit glühenden Haken quälen, und wenn dereinst von unserem Heiland der Ruf zum Jüngsten Gericht erschallt, wird Luzifer dich mit glühenden Ketten in den tiefsten und stinkendsten Klüften der Hölle fesseln, und dort wirst du leiden, wie noch kein Mensch gelitten hat.«
    »Ich tue alles, was Ihr von mir fordert, hochwürdigster Vater«, beteuerte der Kranke, der auf dem kalten Boden fror und sich nach Ruhe sehnte.
    Pratzendorfer aber zwang Hans von Dettelbach mit dem Ausmalen weiterer Schreckensbilder, sich an den Tisch zu setzen, die Feder zu ergreifen und seinen Namen auf die Urkunde zu setzen, mit der der Ritter seinen gesamten Besitz dem Hochstift Würzburg übereignete. Ihm selbst blieb nur noch das Nutzungsrecht bis zu seinem Tod.
    Der Prälat träufelte eigenhändig das Siegelwachs auf das Dokument und half dem Ritter, sein Siegel hineinzudrücken.
    »Damit hast du dir das Himmelreich erworben, mein Sohn. Wenn wir uns einst im anderen Leben wiedersehen, wirst du mir dafür

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