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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Beiden behagte es wenig, zu all den Kosten, die sich in den letzten Wochen summierten, auch hier noch Geld ausgeben zu müssen. Aber wenn sie den Fuchsheimer als Verbündeten behalten wollten, durften sie ihn nicht im Stich lassen.
    »Ich werde tun, was ich kann, Nachbar. Gereon, du wirst dich darum kümmern. Ich gebe dir eine Vollmacht für die Kaufleute in Schweinfurt mit.«
    »Auch eine für die in Gerolzhofen und Prichsenstadt!«, bat der Fuchsheimer verzweifelt.
    Das ärgerte Michel gleich zweifach, denn nun musste er in Orten Geld ausgeben, die dem Bischof von Würzburg unterstanden. Er wusste jedoch selbst, dass es zu lange dauern würde, um genügend Lebensmittel aus Schweinfurt zu holen.
    »Die Vollmacht gilt auch für die anderen Orte!«, beruhigte er seinen Gastgeber.
    Ludolf von Fuchsheim umarmte ihn voller Dankbarkeit und eilte dann weiter, um andere Gäste zu begrüßen. Auch Michel wurde sofort wieder in Beschlag genommen, denn viele wünschten von ihm zu erfahren, was nun wirklich in den Hilgertshausener Weinbergen geschehen war.
    Graf Magnus und seine Leute, die dicht vor den Kibitzsteinern den Burghof erreicht hatten, waren so eingekeilt, dass sie kaum absteigen konnten. Als einer seiner Knechte den Befehl bekam, Frau Elisabeth aus dem Sattel zu heben, versuchte dieser, einen älteren Ritter beiseitezuschieben.
    Der Edelmann drehte sich um und versetzte ihm eine heftige Ohrfeige. »Rühr mich nicht an, Kerl!«
    Graf Magnus nahm die Blicke wahr, mit denen der Ritter und einige andere Gäste ihn maßen, die den Würzburger fürchteten oder gar mit ihm im Streit lagen, und ihm war klar, dass diese ihn zum Teufel wünschten. Da er jedoch zu diesem Fest gekommen war, um mit den anwesenden Burgherren zu sprechen und sie für Würzburg zu gewinnen, zwang er sich, seinen Zorn über deren provozierende Haltung hinunterzuschlucken.
    Andererseits durfte er vor seiner Gemahlin nicht als Feigling dastehen. Daher griff er zum Schwert, um dem unverschämten Ritter anzudeuten, dass man mit einem Henneberger Dienstmann nicht verfahren konnte wie mit einem Gassenbuben. In dem Augenblick legte ihm jemand die Hand auf die Schulter, als wolle er ihn zurückhalten.
    Er drehte sich um und sah einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann im Ornat eines hohen Kirchenmanns aus Rom hinter sich stehen. Das braungebrannte Gesicht des Prälaten und die kühn blickenden Augen hätten eher zu einem Krieger gepasst, aber seine Stimme klang sanft und geradezu schmeichelnd. »Gott zum Gruß, meine Söhne. Seid doch bitte so gut und tretet ein wenig beiseite, damit die hohe Dame vom Pferd steigen kann.«
    Der Ritter, der eben noch breitbeinig die Stelle blockiert hatte, an der Elisabeth von Henneberg hätte absteigen können, neigte ehrfurchtsvoll den Kopf und schob sich zwischen seine Freunde.
    Nun trat Cyprian Pratzendorfer vor und hob Frau Elisabeth aus dem Sattel. Als er sie abgesetzt hatte, winkte er einen Knecht herbei. »He, Bursche, sorge dafür, dass Ihre Erlaucht in einen Raum der Burg geführt wird, in dem sie sich ein wenig erfrischen kann. Ihr …«, der Prälat wandte sich mit einer bedauernden Geste an Henneberg, »… werdet vorerst mit einem Schluck sauren Weines und einem Stück Brot vorliebnehmen müssen. Auf so viele Gäste ist der Fuchsheimer nicht vorbereitet.«
    Graf Magnus nickte mit wachsendem Grimm. Wenn er sich nicht mit seinem Bruder hätte treffen wollen, um zu erfahren, wie erseine Aufgabe in Hilgertshausen meisterte, und mit jenen Edelleuten, die er auf die Seite des Fürstbischofs ziehen musste, hätte er auf der Stelle kehrtgemacht. So aber schluckte er seine Abneigung hinunter und packte den Knecht am Arm, bevor dieser den Auftrag des Prälaten ausführen konnte.
    »Weißt du, ob die ehrwürdige Frau Äbtissin des Stiftes Frauenlob zu Hilgertshausen bereits erschienen ist?«
    »Ja, die beiden sind schon hier. Wenn Ihr den Vogt sucht – der ist nicht zu verkennen.« Der Knecht, der nicht wusste, wer vor ihm stand, machte mit der Rechten eine Geste, die den Schnitt andeuten sollte, der quer durch Junker Ottos Gesicht verlief.
    »Führe mich zu der Dame und ihrem Gefolgsmann«, befahl Graf Magnus dem Mann.
    »Da müsst Ihr schon warten, bis ich Euer Weib weggeräumt habe! Teilen kann ich mich nicht.«
    Der Graf hob die Hand, um den Knecht für diese unverschämte Antwort zu züchtigen, doch der Prälat trat dazwischen. »Zügelt Euer hitziges Blut, mein Guter. Diese Leute lauern doch nur darauf, dass

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