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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mit Hardwin von Steinsfeld erwischt haben, der uns gerade seine Männlichkeit zeigen wollte.« Trotz ihrer Anspannung kicherte Bona. Damals war zum ersten Mal der Wunsch in ihr erwacht, mehr mit Hardwin zu tun, als nur zuzusehen, wie er seine Hose öffnete und das freilegte, was darin verborgen lag. Dazu war es dann vor wenigen Wochen gekommen.
    Der Gedanke erinnerte Bona an die Folgen ihres Tuns, und sie wurde sofort wieder ernst. Mit fahrigen Bewegungen führte sie Trudi die Treppe hoch, zog sie in die einstige Kammer des Türmers und schloss die Tür hinter ihnen zu. In dem Raum war niemals mehr aufgeräumt oder saubergemacht worden. Die Stoffpuppen, mit denen sie und Bona früher gespielt hatten, waren inzwischen von den Mäusen zernagt worden, zwischen den dreibeinigen Schemeln spannten sich verstaubte Spinnweben, und die kleine Truhe, in der Bona ihre kindlichen Schätze verborgen hatte, sah nur noch schäbig aus.
    Dennoch trat Trudi an den Kasten, hob den Deckel und holteein paar ihrer damaligen Reichtümer heraus. Unter diesen war eine Silbermünze, die sie vor vielen Jahren am Ufer des Mains im Sand gefunden und ihrer Freundin als großen Schatz geschenkt hatte. Es war seltsam, sie jetzt wieder in der Hand zu halten. Trudi atmete tief durch und griff nach dem nächsten Gegenstand. Es handelte sich um ein winziges Schmuckkästchen, das noch von Bonas Mutter stammte.
    Da legte Bona ihre Finger um Trudis Arm. »Bitte sei vorsichtig damit. In das Ding kommt etwas hinein, das mir mein Leben retten kann.«
    »Das Leben?« Trudi sah ihre Freundin erschrocken an.
    Bona nickte unter Tränen. »Du musst mir einen heiligen Eid schwören, mich nicht zu verraten.«
    Trudis Verwunderung stieg. »Was ist denn los mit dir?«
    »Du darfst niemandem je erzählen, was damals im Wald geschehen ist, verstehst du? Für meinen Bräutigam muss es so aussehen, als wäre er der Mann gewesen, der mein Häutchen gesprengt hat.
    Davon hängt mein Leben ab.« Bona zog ihr Kleid am Bauch stramm. Es war nur eine leichte Wölbung zu sehen, die kaum auffiel, aber erfahrene Frauen würden schnell erkennen, in welchem Zustand Bona sich befand.
    »Ich bin schwanger und werde in sieben Monaten gebären! Hoffentlich wird es ein schwächliches Kind – und am besten ein Mädchen. Sonst würde Herr Moritz sich fragen, ob er der Vater ist. Ich sterbe vor Angst bei der Vorstellung, einen großen, kräftigen Sohn zu gebären. Mertelsbachs Verwandte hassen mich, und Frau Elgard hetzt seine Kinder aus erster Ehe bereits jetzt gegen mich auf.«
    Man konnte Bona ansehen, wie schwer ihr dieses Geständnis fiel, und Trudi war klar, dass sie einem ähnlichen Verhängnis nur knapp entronnen war. Georg von Gressingen hätte sie an jenem Tag im Wald schwängern können, und sie wäre lieber gestorben, als das ihrer Mutter zu beichten.
    Sie empfand heftiges Mitleid mit ihrer Freundin. »Bei Gott, das ist ja schrecklich! Was willst du nun tun?«
    Bona rang die Hände. »Es darf niemals aufkommen, dass Junker Hardwin und ich etwas Verbotenes getan haben, verstehst du?«
    Trudi nickte und bedauerte nun, ihren Vater ins Vertrauen gezogen zu haben. Dann fiel ihr ein, dass sie ihm nur von sich und Junker Georg berichtet hatte, und da Gressingen schon aus eigenem Interesse schweigen würde, atmete sie erleichtert auf. Von ihrer und seiner Seite drohte Bona keine Gefahr.
    »Was ist mit Steinsfeld? Wird er schweigen?«, fragte sie.
    »Ich habe letztens mit ihm gesprochen und ihn auf Knien angefleht, meinen Ruf zu wahren. Er hat mir versprochen, es zu tun.«
    »Aber das ist alles umsonst! Es sei denn, du könntest deinen Bräutigam davon überzeugen, er habe dich entjungfert.«
    »Genau das werde ich tun. Aber das geht nur, wenn du mir hilfst.
    Trudi, mein Leben liegt in deiner Hand! Wenn Mertelsbach auch nur den geringsten Verdacht schöpft, wird er mich töten oder mich zusammen mit meinem Kind in ein Kloster stecken. Ich würde als Sünderin gelten, und man würde mir wahrscheinlich sogar ein ehrliches Grab verweigern.« Bei dieser Erklärung liefen Bona die Tränen in zwei breiten Bächen über die Wangen.
    Trudi strich tröstend über ihren Rücken und nickte. »Natürlich werde ich dir helfen. Aber du musst ein fröhlicheres Gesicht zeigen. Es ist deine Hochzeit! Natürlich hast du Angst vor dem, was in der Brautnacht geschieht, aber du freust dich auch darauf, deinem eigenen Hausstand vorzustehen.«
    »Das habe ich bereits seit dem Tod meiner Mutter getan. Dafür

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