Die Tochter der Wanderhure
muss ich nicht nach Mertelsbach ziehen und mit einem alten Mann im gleichen Bett liegen.« Kurz flammten Trotz und Widerwillen in Bona auf, verrauchten aber schnell. »Du wirst sehr geschickt zu Werk gehen müssen, denn es darf niemand etwas bemerken, sonst erschlägt Mertelsbach mich auf der Stelle!«
Bona fasste Trudis Hände und führte sie an ihre Wangen. »Du bist immer meine beste Freundin gewesen und wirst es bis zum Ende meines Lebens bleiben. Wenn es dir gelingt, mich und meine Ehre zu retten, werde ich dir selbst den gleichen Dienst erweisen, wenn du ins Brautbett geführt wirst.«
9.
I m Gefolge des Abtes von Schöbach war auch der Söldnerführer Peter von Eichenloh nach Fuchsheim gekommen, denn er wollte bei dem Fest nach einem Auftraggeber Ausschau halten, der seine Dienste zu schätzen wusste. Der höchstwürdige Herr Pankratius hatte ihm und seinen Männern zwar ein Dach über dem Kopf gegeben, sie aber mit einfachster Kost und saurem Wein abgespeist.
Und auch Eichenlohs Hoffnung, der Abt würde ihn in seine Dienste nehmen, war bald zerstoben. Da Pankratius von Schöbach Michel Adler als seinen engsten Verbündeten bezeichnet hatte, nahm Junker Peter an, der Kibitzsteiner habe ihm den dummen Streit in Dettelbach nachgetragen und verhindert, dass der Abt seine Truppe anwarb. Nun musste er versuchen, einen anderen Burgherrn zu finden, der mit Würzburg über Kreuz lag und seine Männer brauchen konnte, denn es war an der Zeit, seine Kasse wieder aufzufüllen. Schon jetzt musste er den Sold für seine Leute aus der eigenen Tasche bezahlen, und das konnte er sich nicht viel länger leisten.
Auch Junker Peter wunderte sich über die Vielzahl der Gäste, rieb sich aber im Stillen die Hände. Unter diesen Umständen würde es ihm leichtfallen, jemanden zu finden, der zwei Dutzend gut ausgerüsteter und erfahrener Kämpen brauchen konnte.
Als er sein Streitross auf dem Burghof zügelte, sprach er einender Knechte an. »Es sieht so aus, als habe sich halb Franken auf dieser Burg versammelt.«
»Das könnt Ihr laut sagen!«, antwortete der Knecht, ohne stehen zu bleiben.
»Und die andere Hälfte Frankens scheint auch noch zu kommen«, setzte Eichenloh mehr zu sich selbst hinzu, als er weitere Reiterzüge der Burg zustreben sah.
Als guter Freund und Verbündeter des Burgherrn wurde Abt Pankratius von Ludolf von Fuchsheim persönlich empfangen. Bonas Vater begrüßte ihn erleichtert, aber auch ein wenig abgehetzt, und wies mit der Hand auf den Wohnturm.
»Ich habe einen Raum für Euch und die anderen geistlichen Herren vorbereiten lassen. Ihr werdet ihn mit Freunden, aber auch einigen Würzburgern und einem Prälaten aus Rom teilen müssen.«
»Ein Kirchenmann aus Rom? Ich freue mich schon, seine Bekanntschaft zu machen.« Abt Pankratius sah aus, als wolle er seinen Gastgeber auffordern, ihn auf der Stelle zu diesem Gast zu führen.
Ritter Ludolfs Miene verriet, dass er von dem Erscheinen des Prälaten nicht begeistert war. »Es handelt sich um Seine Hochwürden Cyprian Pratzendorfer. Er soll ein Studienfreund von Herrn Gottfried sein und mit ihm auf gutem Fuß stehen. Das scheint zu stimmen, denn er ist in Begleitung einiger Würzburger Domherren hier erschienen. Gebt mir bitte nicht die Schuld daran, denn ich habe diese Leute gewiss nicht eingeladen.«
»Das ist nicht gut. Ich hatte gehofft, wir könnten uns bei diesem Anlass mit unseren Freunden beraten. So aber liegen Würzburger Ohren auf den Tischen, und wir müssen unsere Zungen hüten.« Abt Pankratius klang enttäuscht, doch sein Gastgeber fasste ihn am Arm und führte ihn beiseite.
»Ihr werdet doch hoffentlich ein oder zwei Tage länger bleiben können, so dass wir die Gelegenheit finden, in Ruhe miteinanderzu reden. Jetzt gilt es erst einmal herauszufinden, was die Würzburger hier suchen.«
»Das kann ich Euch jetzt schon sagen. Sie wollen Euch zeigen, wie stark sie sind, und Euch gleichzeitig die Haare vom Kopf fressen«, mischte Eichenloh sich ungefragt in das Gespräch ein.
Ludolf von Fuchsheim musterte den Unbekannten mit zusammengekniffenen Lippen und wandte sich dann an den Abt. »Diesen Herrn habt Ihr mir noch nicht vorgestellt.«
»Das ist Herr Peter von Eichenloh, ein erfahrener Kriegsmann und ein Neffe von Herrn …«
»Mein Oheim tut nichts zur Sache!«, fiel Eichenloh dem Abt ins Wort.
Dann deutete er eine Verbeugung an. »Ich bin Söldnerführer auf der Suche nach einem neuen Dienst. Wenn Ihr so gut sein könntet, mir
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