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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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entsetzt an, doch Michel machte ihr ein Zeichen, dass sie später darüber reden würden. Ihm tat Trudi leid, aber diese Nacht war das Beste, was ihr passieren konnte, denn danach konnte kein Bräutigam mehr von Trudi den unverkennbaren Beweis ihrer Unschuld verlangen. Auch würde die Ehre, dem Markgrafen von Ansbach auf diese Weise gedient zu haben, ihr Ansehen erhöhen, und ein späterer Ehemann konnte zudem damit rechnen, von Albrecht Achilles gefördert zu werden. Für einen landlosen Edelmann wie Georg von Gressingen war dies ein Anreiz mehr, das Mädchen zu heiraten.
    Marie musste daran denken, wie oft sie in der Vergangenheit nicht mehr Herrin ihres eigenen Körpers gewesen war. Um Trudi diese Erfahrung zu ersparen, sprang sie auf und wollte dem Markgrafen nachlaufen, um ihre Tochter zurückzuholen.
    Michel packte sie und schob sie kurzerhand aus dem Saal.
    »Nimm Vernunft an, Weib! Mit dem Markgrafen von Ansbach im Rücken vermögen wir dem Würzburger Bischof standzuhalten. Aber wenn wir ihn uns zum Feind machen, sind wir Gottfried Schenk zu Limpurg hilflos ausgeliefert.«
    Marie starrte ihn ungläubig an. Wie konnte ihr Mann, der Trudidoch über alles liebte, einfach darüber hinwegsehen, dass seine eigene Tochter einem Mann, den sie vorher noch nie gesehen hatte, als Vergnügen für eine Nacht dienen sollte. Am liebsten hätte sie Michel lautstarke Vorwürfe gemacht, doch sie wusste selbst, wie gefährdet ihre Position war. Einen weiteren Gegner konnten sie sich wirklich nicht leisten.
    »Ich hoffe, du irrst dich nicht, Michel. Das arme Kind zahlt einen sehr hohen Preis für unsere Sicherheit.«
    Michel war ebenfalls nicht mehr nüchtern, spürte aber ihre Verzweiflung und schloss sie in die Arme. »Die Welt ist nicht gerecht, mein Schatz. Der Starke will den Schwachen ducken, und da heißt es, sich Freunde zu schaffen. Es tut mir leid, dass es auf diese Weise geschieht. Aber es ist wirklich besser so, glaube mir.«
    Ich werde Marie erklären müssen, was zwischen Trudi und Gressingen geschehen ist, damit sie mich versteht, fuhr es ihm durch den Kopf. Aber in dem Augenblick kamen mehrere Leute vorbei, und er verschob die Beichte auf den Tag, an dem sie wieder in ihrem Turmzimmer zusammensaßen oder im eigenen Bett lagen.
    »Schade, dass wir hier in getrennten Räumen schlafen müssen. Ich hätte gerne noch ein wenig mit dir geredet!«, sagte er, um sie und sich selbst zu trösten.
    »Nur unterhalten?« Marie verspürte mit einem Mal heftige Sehnsucht nach seiner Nähe und bedauerte es ebenso wie er, dass es auf Fuchsheim keine Gelegenheit für sie gab, für sich zu sein.
    Als Albrecht von Hohenzollern mit Trudi im Arm den Saal verließ, sah das Mädchen einen fast vollen Krug Wein auf dem Tisch stehen und griff danach. Sie wusste nicht, ob sie den Begehrlichkeiten ihres Begleiters würde entgehen können, und wenn ihr das nicht gelang, wollte sie so wenig wie möglich von der Sache mitbekommen. Es wird beinahe so sein wie damals im Wald, dachte sie. Nur ist Junker Georg kein Fremder für mich gewesen, sondernder Mann, den ich liebe. Bei diesem Gedanken zog sich ihr Magen zusammen. Wie es schien, waren alle Männer Tiere, und das galt sogar für Gressingen. Ihnen ging es offensichtlich nur darum, ihren Trieb zu befriedigen, und das mussten wohl alle Frauen ertragen, die nicht ins Kloster gehen wollten oder konnten.
    Trudi seufzte leise, zeigte aber dem Markgrafen, der auf sie herabsah, eine scheinbar übermütige Miene und ließ sich in die Kammer schieben, die in aller Eile für Herrn Albrecht hergerichtet worden war. Die Möblierung bestand aus einem schmalen Bett und einer bemalten Truhe, auf der zu Trudis Erleichterung zwei Becher standen. Derjenige, der die Gefäße hierhergestellt hatte, musste gewusst haben, dass der hohe Herr nicht alleine schlafen würde.
    Die Leute sind alle so schamlos, fuhr es Trudi durch den Kopf, während sie die Becher füllte. »Auf Euer Wohl, mein Herr!«
    Albrecht Achilles von Hohenzollern nahm den Becher entgegen, leerte ihn in einem Zug und streckte ihn Trudi lachend hin. »Auf dich, du Schöne! Als ich vor einigen Jahren in Nürnberg deine Mutter gesehen habe, hätte ich sie trotz der Jahre, die sie mir voraushat, gerne unter meine Decke schlüpfen lassen. Aber du wirst mir eine ebenso gute Gespielin sein.«
    Er redet, als wäre es sein Recht, jede Frau, die ihm in die Augen sticht, zu besteigen, dachte Trudi empört. Sie ließ sich ihren Widerwillen jedoch nicht

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