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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nachrangigen Ritters zum Altar zu führen, sondern um seine Ansprüche auf diesen Teil Frankens zum Ausdruck zu bringen.
    »Das wird Krieg geben«, flüsterte Ingobert von Dieboldsheim Magnus von Henneberg zu. Seine Stimme verriet, dass er kein Held und Schlachtgetümmel ihm eher zuwider war.
    Graf Magnus legte seine Linke demonstrativ auf den Schwertknauf. »Der Brandenburger mag ruhig versuchen, Würzburg zu schaden. Wir werden ihm eins auf die Nase geben, dass ihm der Machthunger gleich wieder vergeht.«
    Diese Hoffnung teilte Ingobert von Dieboldsheim nicht. Albrecht Achilles nannte große Ländereien im südlichen Franken sein Eigen, und sein ältester Bruder Friedrich war der regierende Markgraf von Brandenburg und damit Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches. Neben diesem würde auch ein weiterer Bruder, Herr Johann von Brandenburg-Kulmbach, dem Ansbacher in einem Krieg gegen Würzburg beistehen.
    Noch während der Dieboldsheimer in seiner Phantasie die Zahl möglicher Feinde des Fürstbischofs um König Friedrich III. vergrößerte, weil dieser gleichzeitig Herzog von Innerösterreich und ein guter Freund von Albrecht Achilles war, sah er Michel Adler auf den Hohenzoller zutreten und zog Graf Magnus am Ärmel. »Seht doch! Der Kibitzsteiner drängt sich zum Markgrafen durch. Gewiss stehen die beiden miteinander im Bunde.«
    »Ein Markgraf aus dem Hause Hohenzollern und ein nachrangiger Reichsritter von zweifelhafter Herkunft? Ihr träumt, Dieboldsheim. Herr Albrecht Achilles sieht so einen Menschen wieMichel Adler höchstens als jemanden an, der ihm zu Diensten sein muss.«
    Eigentlich wollte Graf Magnus den Dieboldsheimer mit diesen Worten beruhigen, doch er erreichte das Gegenteil. Ritter Ingobert glaubte seinen Worten zu entnehmen, dass ihm selbst von einem Herrn wie dem Würzburger Bischof auch nur die Stellung eines Untergebenen zugebilligt werden würde. Daher sah er neiderfüllt zu, wie Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach Michel Adler begrüßte und herzlich umarmte.
    »Ich freue mich, Euch zu sehen, Adler. Das letzte Mal haben wir uns vor fast vier Jahren getroffen. Das war in Nürnberg, nicht wahr? Beim letzten Reichstag Seiner Majestät, des Königs. Damals lebte mein Vater noch. Er hat sehr viel von Euch gehalten!
    Hat Herr Sigismund Euch noch in den Rang eines Reichsfreiherrn erhoben, so wie er es angekündigt hat? Nein? Dann hat es mein zum deutschen König erhobener Namensvetter aus Österreich wohl auch nicht getan. Ihm war ohnedies nur kurze Zeit gegeben.«
    Albrecht von Brandenburg klang nicht so, als bedauere er das Ableben Albrechts von Habsburg, Herzog von Niederösterreich und gewählter König des Reiches. Seiner Ansicht nach, die er mit anderen hohen Herren des Reiches teilte, war Sigismunds Schwiegersohn mit dem Luxemburger Erbe seiner Gemahlin Elisabeth zu viel Macht zugefallen. Albrechts Nachfolger Friedrich III. konnte sich nicht auf eine so große Hausmacht stützen und war daher der ideale Herrscher für einen ehrgeizigen Fürsten. Allerdings hatte der Markgraf von Brandenburg-Ansbach sich von Anfang an offen auf die Seite des Königs gestellt und galt als sein Verbündeter.
    »Ich werde bald wieder mit Herrn Friedrich zusammentreffen. Dabei könnte ich ihn auf Euch ansprechen. Ihr seid seinen Vorgängern ein wackerer Dienstmann gewesen und werdet es bei ihm wohl nicht anders halten wollen!«
    »Nein, gewiss nicht«, antwortete Michel, der mit freudiger Verwunderung begriff, dass der Brandenburger seine Reichsfreiheit nicht antasten wollte.
    Er wusste zwar nicht, welche Pläne der hohe Gast verfolgte, aber ihm wurde klar, dass er im Notfall auf einen mächtigen Verbündeten zurückgreifen konnte. Zu schnell wollte er sich jedoch nicht in die Arme des Ansbachers werfen, denn der Appetit kam mit dem Essen, und der Markgraf mochte irgendwann ebenfalls danach streben, ihn und die anderen Reichsritter, Reichsstädte und Reichsabteien in Franken unter seine Herrschaft zu bringen. Die Freundschaft eines so hohen Herrn war ein zweischneidiges Schwert, und er hoffte, der Würzburger Bischof würde Albrecht Achilles’ Erscheinen als Warnung ansehen, es mit seinen Forderungen nicht zu übertreiben.

11.
    E inem hohen Herrn wie dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach durfte Ludolf von Fuchsheim nur seinen besten Wein kredenzen, und Michel profitierte von dieser Tatsache, da Albrecht Achilles ihn kurzerhand zu einem seiner Tischgenossen ernannte. Als Gastgeber kam dem Fuchsheimer

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