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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Beweise hat, wird er sie vorlegen, und falls nicht …«
    »Könnte er sich vielleicht an Morozzi wenden«, warf ich ein. »Aber wie? Schließlich haben die Kardinäle keinen Kontakt mit der Außenwelt.«
    Ein vernehmliches Räuspern ließ uns zusammenfahren. Ich hatte Renaldo völlig vergessen. Der Verwalter sah so besorgt drein wie immer, aber er schien etwas Dringendes auf dem Herzen zu haben.
    »Was wisst Ihr darüber?«, fragte ich ohne Umschweife.
    Er versuchte es mit Ausflüchten.
    »Was sollte das denn sein?«
    »Wir wissen sehr genau, mein lieber Renaldo, dass Euch so gut wie gar nichts entgeht. Ihr seid hier unter Freunden. Also, heraus mit der Sprache.«
    Der Verwalter wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Dann blähte er seine schmale Brust auf.
    »Nun, ich habe zufällig ein oder zwei Dinge gehört.«
    »Und die wären?«
    »Wie Ihr wisst, darf sich jeder der Kandidaten von drei Personen ins Konklave begleiten lassen. Zwei Bedienstete hat della Rovere bisher benannt. Es ist keine Überraschung,
dass es sich dabei um seine Sekretäre handelt. Der Name der dritten Person wurde noch nicht bekanntgegeben, doch es gibt Gerüchte …«
    »Morozzi«, sagten Vittoro und ich wie aus einem Mund.
    Einen Moment später nickte Renaldo.
    Das bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Falls Renaldo recht behielt, war Morozzi genau dorthin gelangt, wo er den meisten Schaden anrichten konnte und ich als Frau keinen Zutritt hatte – nämlich ins Innere des päpstlichen Konklaves.
    »Das ist nicht ohne Risiko für ihn«, wandte Vittoro ein. »Falls der Kardinal stirbt, wird es Verdächtigungen geben.«
    »Dieses Risiko kann Morozzi durchaus eingehen«, entgegnete ich. »Morozzi verfügt über Mittel, um mir den Mord an Borgia in die Schuhe zu schieben.«
    Zum ersten Mal war mir gelungen, Vittoro zu verblüffen. Er starrte mich an.
    »Was sagt Ihr da?«
    Ich erklärte ihm kurz, dass Morozzi sowohl mein Medaillon als auch das Gift besaß, das er mir in der Engelsburg entrissen hatte, und mich somit als Mörderin des Mannes hinstellen konnte, den ich eigentlich schützen sollte.
    »Guter Gott«, stöhnte Vittoro. Erschüttert fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht.
    Da dem nichts hinzuzufügen war, kam ich auf den nächsten Punkt zu sprechen, der mich am meisten interessierte.
    »Wer wird Borgia ins Konklave begleiten?«
    »Er hat sich noch nicht festgelegt … nicht genau«, sagte Vittoro, doch sein unruhiger Blick entging mir nicht.
    »Und das bedeutet … was?«

    »Das bedeutet, dass er zurückkommt, sobald es ihm möglich ist, und Ihr dann hoffentlich zur Verfügung steht, damit er mit Euch reden kann.«
    Das entsprach genau meinem Wunsch. Ich brauchte Zeit, um dem Kardinal den Plan zu enthüllen, der sich gerade in meinem Kopf formte.
    »Wenn Ihr Eure Arbeiten beendet habt«, sagte Vittoro, »dann ruht Ihr Euch erst einmal aus. Nehmt ein Bad und esst etwas, aber wagt es nicht, den Palazzo zu verlassen. Ich habe auch schon ohne Euch genug zu tun. Haben wir uns verstanden?«
    Ich nickte, und nachdem er die Küche verlassen hatte, ließ ich mich gegen das Weinfass sinken und sah zu Renaldo auf.
    »Falls wir das überleben, werde ich auf jeden Fall zur heiligen Katharina von Siena und der heiligen Johanna beten.«
    »Ihr solltet die beiden lieber jetzt um Hilfe bitten und Euch die Dankgebete für später aufheben«, riet mir der Verwalter auf seine praktische Art.
    Falls ein Gebet möglich ist, während man ein frisch geschlachtetes Lamm inspizierte, einen Laib Käse prüfte, Zwiebelbunde und Wein untersuchte, so betete ich mit größter Eindringlichkeit.
    Die Stunden vergingen. Borgia war noch immer nicht zurückgekehrt. Vermutlich war er in der Kurie beschäftigt, um die Stimmen der anderen Prälaten zu gewinnen. David schickte uns durch Benjamin eine weitere Botschaft mit der Warnung, dass della Rovere einige seiner Soldaten nach Siena geschickt habe. Ich konnte nur hoffen, dass Cesare so viel Weitblick besaß und genügend Soldaten in Siena
zurückließ, um jeglichen Versuch zu unterbinden, nach dem Geld der Juden zu suchen.
    Gegen Abend drohte die Müdigkeit mich zu überwältigen. Ich überlegte, mich wenigstens für ein paar Stunden hinzulegen. Doch Renaldo schickte mich auf der Stelle ins Bett, als ich denselben Bund Petersilie zum zweiten Mal kontrollierte. Obgleich Petersilie gern verwendet wird, eignet sich das Kraut nicht besonders gut als Versteck für Gift, weil es zwischen den Blättern,

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