Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison
Tonfall nicht. Ich wusste auch so, dass er recht hatte. Allerdings würde mir die harte Arbeit über den Schmerz hinweghelfen, der an mir nagte. Bevor Cesare mich noch vom Pferd heben konnte, sprang ich schon herunter.
»Ich muss alles sehen, was Seine Eminenz mitzunehmen gedenkt, Nahrungsmittel, Kleidung und so weiter.«
»Die Hälfte ist bereits unterwegs. Ihr könnt nicht erwarten, dass Seine Eminenz wartet, bis es Euch gefällt, hier zu erscheinen. Schließlich will er ja nicht wie ein Bettler mit einem Bündel auf dem Rücken im Konklave einziehen.«
»Ich rechne trotzdem mit seiner Vernunft. Seine Eminenz weiß genau, was auf dem Spiel steht. Morozzi …«
Wenn der Priester sich auch nicht als Meister in der Kunst der Giftmischerei hervorgetan hatte, so war er kein Novize mehr. Mit den vergifteten Feigen hatte er Borgias ungeborenes
Kind und beinahe auch die Mutter getötet. Dass er zu diesem Mittel gegriffen hatte, statt die Pastille aus dem Medaillon zu benutzen, nährte meinen Verdacht, dass er mein Gift für eine wichtigere Gelegenheit aufbewahrte.
Natürlich konnte ich mich irren. Vielleicht wollte er Borgia auch auf andere Weise töten und genoss es, mich wieder einmal an der Nase herumzuführen. Doch alles deutete darauf hin, dass er die Pastille nicht für La Bella benutzt hatte, weil er sie für Borgia vorgesehen hatte.
Der einzige Vorteil bestand darin, falls man in diesem Fall überhaupt von einem Vorteil sprechen konnte, dass mein Gift nicht über die bloße Berührung mit der Haut seine Wirkung entfaltete. Es war also sinnlos, es auf eine Oberfläche aufzubringen, die Borgia berühren würde. So gesehen kam es mir womöglich zugute, wenn ich mich vor allem auf Speisen und Getränke konzentrieren konnte.
»Was genau wurde bereits geschickt?«, wollte ich von Renaldo wissen. »Alle Speisen und Getränke müssen sofort zurückbeordert werden.«
»Nein, keine Sorge«, beschwichtigte er mich. »Bisher wurden nur das Bett, seine Gewänder und verschiedene Gegenstände geschickt, die der persönlichen Bequemlichkeit dienen. Alle Dinge stammen aus dem Haus und wurden längst von Euch geprüft. Ich denke, das ist in Ordnung?«
Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich nur wenig Zeit und einen gefährlichen Gegner hatte, der nach dem jüngsten Misserfolg sicher um jeden Preis den Sieg davontragen wollte.
»Kommt mit«, sagte ich und eilte davon, ohne mich auch nur mit einem Wort von Cesare zu verabschieden.
Einige Zeit später inspizierte ich in der Küche die Vorräte, die Borgia mit ins Konklave nehmen wollte, als mit einem Mal Vittoro Romano vor mir stand.
»Habe ich Euch endlich gefunden«, sagte er. »Was höre ich da? Morozzi ist wieder entkommen?«
»Zumindest ist sein Plan gescheitert, die Römer gegen die Juden aufzubringen«, sagte ich, ohne den Blick zu heben, weil ich gerade die Weinfässer siegelte.
»Also haben wir das Endspiel erreicht.«
Ich hob den Kopf, weil ich Anerkennung aus seiner Stimme herauszuhören glaubte. Als begeisterter Schachspieler war der Hauptmann von Morozzis Strategie, stets mehrere Schritte voraus zu sein, sicher beeindruckt.
Doch in weniger als zwei Tagen wurden die Papstanwärter in die Sixtinische Kapelle eingeschlossen. Wenn alles gut ging und keine größeren Unruhen entstanden, würde früher oder später der neue Papst der Christenheit ausgerufen werden.
»Ich habe Nachricht von Eurem Freund David ben Eliezer erhalten«, sagte Vittoro, als er sicher sein konnte, dass ich ihm auch zuhörte. »Angeblich kursiert unter den Juden das Gerücht, dass della Rovere alles unternimmt, um Borgias Wahl zu verhindern. Das scheint ihm wichtiger zu sein als seine eigene Kandidatur.«
»Das bezweifle ich keine Sekunde.« Della Rovere konnte sich aufgrund seines Alters bis zur nächsten Papstwahl Zeit lassen. Bis dahin würde er dafür sorgen, dass ein Kardinal als Platzhalter inthronisiert wurde, den er genau wie Innozenz für seine eigenen Zwecke manipulieren konnte.
»Das denke ich auch. Aber Ben Eliezer hat außerdem
gesagt, dass della Rovere offenbar von Borgias Übereinkunft mit den Juden erfahren hat und jetzt verbissen nach Beweisen sucht, um Il Cardinale ein für alle Mal in Verruf zu bringen. «
»Bevor er zum Papst gewählt werden kann.«
»Ganz genau«, bestätigte Vittoro. »Laut Ben Eliezer will della Rovere so lange stillhalten, bis aus der Abstimmung hervorgeht, dass Borgia gewinnen wird. Erst dann will er gnadenlos zuschlagen. Falls er
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