Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
Vom Netzwerk:
gehört habe, bin ich ehrlich erleichtert. Ihr seid also nicht verletzt?«
    Ich war nicht im Geringsten überrascht, dass er längst über alle Vorgänge in der Basilika Bescheid wusste. Während ich mit den Vorbereitungen für das Konklave beschäftigt war, hatte Cesare ihm vermutlich haarklein Bericht erstattet. Ich konnte nur hoffen, dass dem Kardinal deutlich geworden war, welch große Gefahr Morozzi noch immer darstellte.
    Ich setzte mich auf den Stuhl, den er mir anbot.

    »Nein, Eminenz. Trotzdem vielen Dank für Eure Anteilnahme. «
    Borgia starrte mich unverwandt an. Dieser prüfende Blick war entnervend, und ich konnte nur hoffen, das man mir das nicht ansah.
    »Nun gut«, sagte er schließlich. »Morozzi hat also erneut bewiesen, wie erfinderisch er ist.«
    Also wusste er auch von dem Plan, ein Kind zu kreuzigen, um den Mob aufzuhetzen und ihn und die Juden zu vernichten.
    »Und ich fürchte, dass das noch nicht das Ende ist«, sagte ich. »Habt Ihr gehört, dass er beim Konklave dabei sein soll?«
    Die Wahrscheinlichkeit, dass Borgia etwas entging und ich ihn überraschen konnte, war äußerst gering. So auch diesmal. Der Kardinal nickte, aber er schien nicht weiter beunruhigt.
    »Das habe ich gehört. Außerdem ist er noch immer im Besitz Eures Medaillons und des Gifts, nicht wahr?«
    Dass ich Morozzi damals so leichtsinnig vertraut hatte, schmerzte mich noch heute.
    »Davon müssen wir ausgehen.«
    »Was also schlagt Ihr vor?«
    »Alles, was möglich ist, zu tun, um Euch zu schützen, Eminenz. Seit ich weiß, dass Morozzi sich Zugang zum Konklave verschafft hat, fürchte ich jedoch, dass meine Vorkehrungen nicht ausreichen könnten. Wie Ihr sagtet, ist er äußerst erfinderisch. Falls es ihm gelingen sollte, etwas in Euer Essen oder den Wein zu tun …«
    »Dann hätten wir beide ein großes Problem, nicht wahr?«
    »Das ist wahr, Eminenz.« Ich holte tief Luft, um den Kardinal von einem überaus gewagten Vorschlag zu überzeugen, vor dem vermutlich sogar er zurückschrecken würde.
    »Ich sehe nur eine einzige Lösung«, erklärte Borgia.
     
    Mein Haar abzuschneiden, kam für mich nicht in Frage. Trotz meiner Erleichterung, dass Borgia und ich über die Idee, dass ich ihn ins Konklave begleiten sollte, offenbar einer Meinung waren, verlief für mich hier die Grenze.
    »Ich werde es ganz fest flechten und um den Kopf herum feststecken. Solange ich eine Kappe trage, wird niemand etwas merken.«
    »Wollt Ihr etwa auch mit der Kappe schlafen?«, fragte Borgia, als ich hinter dem Wandschirm hervortrat, wo ich mich mit Hilfe der Livree der Borgias in Maulbeerrot und Gold in einen Pagen des Hauses verwandelt hatte. Mein Anblick schien den Kardinal zu amüsieren.
    »Fühlt Ihr Euch etwa unbehaglich, Francesca? Dies ist doch nicht das erste Mal, dass Ihr Männerkleidung tragt, nicht wahr?«
    Dass er von meiner Vorliebe für Männerkleidung wusste, überraschte mich nicht. Ich hatte bereits vermutet, dass er nicht ohne Grund auf den Gedanken verfallen war, mich ins Konklave mitzunehmen. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich verpflichtet, ihn zu warnen.
    »Euch ist sicher bewusst, dass Morozzi versuchen wird, mir Eure Ermordung in die Schuhe zu schieben? Meine Anwesenheit im Konklave spielt ihm in diesem Punkt in die Hände und schont della Rovere.«

    »Umso mehr Grund haben wir, seinen Plan zu verderben. «
    Zur Unterstreichung, dass unser Schicksal von nun an untrennbar miteinander verbunden war, goss Borgia uns beiden ein Glas Wein ein.
    »Seid guten Mutes, Francesca«, sagte er und reichte mir mein Glas. »Ihr werdet Zeugin des aufregenden Spektakels, wenn Gott den Kardinälen seinen Willen offenbart. Vermutlich wird es wenig erbauend sein, aber mit Sicherheit wird es Euch unvergesslich bleiben.«
    Ich murmelte leise, dass ich schon erfreut wäre, wenn ich überhaupt lange genug lebte, um mich daran erinnern zu können. Dann hob ich mein Glas und leerte es in einem Zug.
    Kurz nach Sonnenaufgang des darauffolgenden Tages schritt ich als Page in der Prozession der kirchlichen Würdenträger und ihrer Begleiter über die Piazza in den Apostolischen Palast und von dort in die Sixtinische Kapelle. Die hellen Stimmen der cantoretti begleiteten uns, und die Sonne schien strahlend auf Rom herab, wo uns Tausende auf unserem Weg applaudierten und beteten, dass der Wille des Allmächtigen geschehe.
    Während ich auf dem Steinboden der Kapelle kniete und zu Moses, Jesus und den Aposteln und Heiligen emporsah, hörte ich

Weitere Kostenlose Bücher