Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison
selbst im getrockneten Zustand, schnell zu entdecken ist.
Aber ich schweife schon wieder ab, aber das ist der Fluch meines Lebens. Es genügt im Grunde, wenn ich sage, dass ich zu Bett ging und – welch Wunder – feststellte, dass eine mitleidige Seele mir in meinen Räumen ein heißes Bad bereitet hatte. Ich sank in die Wanne und genoss die wohlige Wärme, bis das Wasser langsam abkühlte. Ich schaffte es gerade noch, mich abzutrocknen, und stolperte ins Bett, ohne an etwas anderes als an erholsamen Schlaf zu denken.
Doch nur um zu entdecken, dass ich nicht allein war.
37
»Ihr seid unverbesserlich.« Was ich keineswegs als Kompliment verstanden wissen wollte. Protest lag mir in diesem Augenblick fern. Mein Körper fühlte die Art von Erleichterung, wie sie entstand, wenn Angst und Schrecken endlich abfielen. Stärke und Kraft schwanden dahin und ließen nur eine friedliche und träge Stimmung zurück. Wenn ich ehrlich bin, konnte ich in dieser Gemütslage meine eigene Gesellschaft kaum ertragen.
Cesare hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und lag ausgestreckt unter dem Laken, das ihn nur bis zu den Hüften bedeckte. Er musste erst kürzlich gebadet haben, denn sein dunkles Haar war noch feucht. Auf der nackten Brust schimmerte das silberne Medaillon des heiligen Michael, das er trug, seit er dem Erzengel der Krieger den Treueid geleistet hatte.
Im Dämmerlicht konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch ich konnte fast hören, dass er lächelte. »Hättet Ihr es lieber, wenn ich anders wäre?«
Ich schüttelte nur stumm den Kopf. In meine große Erleichterung mischte sich ein wachsendes Begehren, das seine Gegenwart unweigerlich in mir auslöste. Ich bewegte
mich auf ihn zu, vielleicht streckte er auch als Erster den Arm aus … in jedem Fall lag ich im nächsten Moment in seinen Armen und fühlte mich sicher und geborgen an seiner breiten Brust, während seine Beine die meinen umschlangen. Seltsam, dass ich mich heute noch an seine warme Haut erinnere, wieder den Duft der Sandelholzseife rieche und die raue Narbe fühle, die meine neugierigen Finger ertasteten. Eine Erinnerung an einen Schwertkampf aus der Zeit, als er fast noch ein Kind gewesen war. Sie reichte über die ganze rechte Seite seines Brustkorbs und hätte ihn damals beinahe umgebracht. Ich erinnere mich so genau, als müsste ich nur die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren. Wahrlich, die Erinnerung ist ein grausamer Betrüger.
Falls Cesare mir zeigen wollte, wie gut wir zueinander passten, so gelang ihm das auf wundersame Weise. Dass ich Rocco verloren hatte, lastete schwer auf meinem Herzen, das war unabänderlich. Aber diese Erkenntnis machte es mir leichter, die Tröstungen meines heimlichen Liebhabers zu akzeptieren.
Einige Zeit darauf – es musste inzwischen tiefe Nacht sein – lagen wir schweißgebadet ineinander verschlungen, und doch wollte keiner schlafen. Unsere gemeinsamen Stunden waren viel zu selten und zu kostbar, um sie Morpheus zu schenken, diesem heimlichen Dieb.
Cesare bewegte sich.
»Ich hätte Morozzi verfolgen sollen. Er ist eine Bedrohung für meinen Vater.« Sanft streichelte er meine Brüste. »Aber der Gedanke, dass Ihr sterben könntet …«
Ich genoss diese Gefühle … doch gleichzeitig rasten die
Stunden dahin und scherten sich nicht um Tändeleien, wenn sie mir auch gefielen.
»Das Konklave …« Ich hätte weitergeredet, wenn Cesare nicht gestöhnt und seine Hand hätte fallen lassen. Vermutlich war er jetzt gekränkt, weil ich nicht auf seine Bemerkung eingegangen war, die ihm zufolge wahrscheinlich eine echte Liebeserklärung gewesen war.
»O, Gott, muss das sein! Können wir nicht einen einzigen Moment lang so tun, als ob das Problem nicht existierte?«
Es gab Zeiten, da vergaß ich, dass Cesare nicht einmal siebzehn war. Obendrein war er unrasiert, und die Stoppeln kratzten auf meiner Haut. Sein Gewicht, so erregend es auch in den Augenblicken der Leidenschaft war, gab mir das Gefühl, ihm unterlegen zu sein. Ich fuhr mit beiden Händen in sein Haar und zog seinen Kopf in die Höhe, dass er mich ansehen musste.
»Ihr könnt das vielleicht, aber ich kann es nicht. Euer Vater wird übermorgen mit den gefährlichsten Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle eingesperrt. Zumindest einer von ihnen ist mit einem Wahnsinnigen im Bunde, der die Mittel besitzt, den Kardinal zu töten. Dazu würde ich gern Euren Rat hören.«
»Tötet della Rovere«, sagte er, ohne lange zu
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