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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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wusste, dass man dem Kardinal über meinen Besuch, wie über alles, was ich tat, Bericht erstatten würde, begab ich mich auf direktem Weg in die Keller und prüfte alle Vorräte, die während der letzten Tage in den Haushalt geliefert worden waren. Frische Lebensmittel interessierten mich weniger, weil man sie nur äußerst schwer vergiften kann, ohne deutliche Spuren in Aussehen und Geschmack zu hinterlassen. Sehr viel leichter ist es dagegen, kleine Dosen eines Gifts in den Falten eines Fleischstücks zu verbergen. Entsprechend sorgfältig musste ich jedes Stück prüfen. Ähnlich schwierig ist das Vergiften von Wein, wenn auch nicht völlig unmöglich. Klarheit und Duft sind die verlässlichsten Merkmale, um auf der sicheren Seite zu sein. Im Wein lösen sich Gifte nicht ohne Rückstände auf und hinterlassen eine deutliche Trübung, die dem erfahrenen Auge nicht verborgen bleibt.
    In meinem Fall war es hilfreich, dass sich jeder Händler, der den Palazzo belieferte, über die schrecklichen Folgen im Klaren war, die eine Nachlässigkeit für ihn und seine Familie bedeutete, falls man ihn eines Anschlags verdächtigte. Ebenso gestattete es kein gewissenhafter Giftprüfer, dass allzu viele verarbeitete Lebensmittel in einen Haushalt geliefert wurden. Würste, Räucherschinken, getrocknete Fische und Ähnliches mussten unter meiner Aufsicht hergestellt
werden. Das war nur vernünftig. Dazu gehörten auch besondere Maßnahmen für gewebte Stoffe. Gifte, die in die Haut dringen konnten und nicht gegessen werden mussten, waren äußerst selten, konnten aber eine verheerende Wirkung entfalten. Im Fall des Spaniers habe ich selbst ein solches Gift benutzt. Aber mehr will ich dazu nicht sagen.
    Die einfachste Möglichkeit ist, Gift in ein würziges Gericht zu mischen, zum Beispiel in einen Eintopf oder Ähnliches, das zahlreiche Aromen besitzt. Solche Gerichte konnten sich nur die Wohlhabenden leisten, und entsprechend sorgfältig musste die Zubereitung überwacht werden.
    Als Vorsichtsmaßnahme empfahl es sich, alle Mahlzeiten und Getränke zuerst von Tieren vorkosten zu lassen, die man eigens für diese Zwecke hielt. Diesen Teil meiner Arbeit mochte ich nicht, und ich hoffte immer, dass die Prüfung ohne Zwischenfälle verlief.
    Nach der Prüfung wurden alle Vorräte bis zu ihrer endgültigen Verwendung versiegelt. Ich besorgte das höchstpersönlich und verwendete dazu das Wachs und die Siegel, die schon mein Vater benutzt hatte. Mit der Entsiegelung gingen die Vorräte in die Verantwortung des Kochs oder, außerhalb der Küche, in die des Majordomus über. Wehe dem, wenn einem Mitglied von la famiglia ein Leid geschah.
    Nachdem ich meine Pflichten gewissenhaft erledigt hatte, wollte ich noch verweilen, bis die Stunde so weit vorgerückt war, dass ich Madonna Adriana und den anderen Bewohnern des Haushalts meine Aufwartung machen konnte. Doch wie sich herausstellte, besuchte Madonna Adriana eine Freundin auf dem Land und Giulia, die für gewöhnlich
spät aufstand, lag noch im Bett. Nur Lucrezia frühstückte bereits im Garten.
    Sie winkte mich zu sich.
    »Kommt, Francesca, setzt Euch zu mir. Ich freue mich über Euren Besuch. Seid Ihr hungrig? Die Erdbeeren sind köstlich.«
    Wir saßen im Schatten der Loggia nahe beim Brunnen. Es war bereits sehr warm. Lucrezia trug ein Hemd aus fein gesponnenem Leinen, und die beiden Welpen lümmelten mit heraushängenden Zungen zu ihren Füßen.
    »Was ist mit Eurem Gesicht?«, fragte sie, nachdem ich mich gesetzt hatte. Sie reichte mir die Schale mit Erdbeeren, als ob sie ihre Frage damit versüßen wollte.
    Ich suchte mir eine Beere aus und biss hinein, bevor ich antwortete. Die Beule auf meiner Stirn schmerzte nicht mehr, außer ich berührte sie. Aber sie war so nachgedunkelt, dass mein Haar sie nicht mehr völlig verbarg.
    Mit süßem Lächeln tischte ich ihr dieselbe Lüge auf wie ihrem Vater.
    »Ich bin hingefallen.« Und wie das mit Lügen so ist, hörte ich mich weiterreden. »Ich bin nur gestolpert, nichts weiter. Ziemlich peinlich.« Damit hoffte ich, weiteren Fragen zuvorzukommen.
    Lucrezias Brauen zogen sich zusammen. Jeder Betrachter rühmte Giulias Schönheit in höchsten Tönen, aber Lucrezia war mindestens genauso schön. Inzwischen war aus dem dünnen Kind eine junge Schönheit geworden, die erste Anzeichen von Weiblichkeit entwickelte. Dazu ihre feinen Gesichtszüge und als Krönung ihr wunderschönes Haar. Die blassblonden Löckchen, die ihren Kopf wie ein

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