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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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auszuführen.«
    Castagna und Pozzi nickten.
    »Wie steht es um die anderen Kardinäle?«, wollte Castagna wissen. »Ohne sie ist es unmöglich, unser Vorhaben zu einem glücklichen Ende zu führen und Euch auf den Heiligen Stuhl zu setzen.«
    »Ich habe hier und da unverfängliche Gespräche mit einigen von ihnen geführt«, antwortete Carafa. »Toscani, Delgado, Mambelli und Lombi sind eindeutig gegen den Papst, auch wenn sie dies nicht offen darlegen. Ihre Äußerungen sprechen eine deutliche Sprache. Rinaldi, Valdemarin, Ortlano und Petit schreibe ich eher der anderen Seite zu. Ihnen hat Sixtus ohnehin große Summen für seine Wahl gezahlt. Hautepierre und Grazioli ist es völlig gleich, wer auf dem Heiligen Stuhl sitzt, solange ihre Einnahmen nicht beschnitten werden.«
    Nachdenklich rieb sich Castagna am Kinn. »Hinter Delgado stehen die gesamten Spagnoli. Das ist gut. Hinter Petit allerdings versammeln sich die französischen Kardinäle. Das ist schlecht.«
    »Mit den Stimmen der Italiener und Spanier ist meine Wahl gesichert«, erwiderte Carafa.
    »Allein … nicht alle Italiener würden Euch wählen, Callisto«, gab Castagna zu bedenken. »Und dann besteht die Gefahr, dass wir als Papstmörder mit abgezogener Haut auf dem Scheiterhaufen landen.«
    »Jeder Kardinal ist käuflich«, warf Pozzi ein. »Hier ein Bistum, dort eine Grafschaft. Das hat noch jeden umgestimmt.«
    Spöttisch blickte Castagna auf Pozzi hinunter. »Verzeiht, aber Euer Denken ist simpel.«
    »Ich darf ja wohl bitten!«, polterte Pozzi.
    Carafas scharfe Stimme unterbrach die beiden. »Genug! Pozzi hat recht. Noch kein Papst hat seine Wahl ohne den großzügigen Einsatz von Gold und Pfründen gewonnen. Die Zeiten haben sich nicht geändert.«
    »Nun«, sagte Castagna gedehnt. »Ich nehme an, Ihr habt längst einen Plan ausgearbeitet, der Sixtus’ Ende einläutet. Erzählt uns davon.«
    Carafa lächelte kalt. »Gewiss«, sagte er.

2
    Nachdem Carafa geendet hatte, trennten sich die drei und verließen den Quirinalspalast in verschiedenen Richtungen.
    Carafa stieg in die wartende Sänfte und ließ sich heimtragen.
    In seinem Palazzo angekommen, begab er sich sogleich in das erste Geschoss. Allegra lag noch immer in seinem Bett. »Du bist schon zurück?«, fragte sie schläfrig, rieb sich die Augen und schob die seidene Decke fort, sodass ihr nackter Leib zum Vorschein kam.
    »Wie du siehst«, gab er zurück, ohne ihr Beachtung zu schenken. Er warf seinen purpurnen Umhang auf einen Stuhl, legte seinen Hut darauf und klatschte dreimal in die Hände.
    Ein Diener trat ein. Er verneigte sich tief und wartete auf die Befehle seines Herrn.
    »Der Ankleider soll mir meine Straßenkleider bringen«, sagte Carafa. »Du weißt, wovon ich spreche?«
    »Gewiss, Euer Eminenz«, sagte der Diener und verschwand.
    »Was hast du vor?«, wollte Allegra wissen. Sie hatte die Decke wieder über ihren Körper gezogen.
    »Du stellst zu viele Fragen«, sagte Carafa, während er zu einem Schrank ging. Er öffnete ihn, entnahm ihm einen Dolch, eine Pistole und ein verziertes Silberkästchen und legte alles auf den Kirschholztisch in der Mitte des Gemachs.
    Es klopfte. Der Ankleider trat ein, in den Händen die gewünschten Kleider. Stumm legte er sie hinter den Paravent, wo er auf Carafa wartete.
    Nachdem er angekleidet war, schickte Carafa den Ankleider hinaus. Dann trat er hinter dem Paravent hervor. Seine Beine steckten in dreckigen, zerschlissenen Hosen. Darüber trug er ein löchriges braunes Hemd und eine alte schwarze Jacke. Die schwarzen Stiefel waren nicht weniger alt und ausgetreten.
    »Du gehst zu Anatol«, sagte Allegra.
    »Es ist besser für dich, wenn du nicht allzu viel weißt«, antwortete Carafa. Er ging zurück zu dem Tisch, öffnete das Kästchen und holte ein Ledersäckchen und eine silberne Pulverbüchse heraus. Beides steckte er in seinen breiten Gürtel. Dazu kamen Dolch und Pistole.
    Allegra sprang aus dem Bett, lief zu Carafa und nahm sein Gesicht in ihre Hände. »Was willst du von Anatol?«, fragte sie. »So sag es mir doch.«
    »Hörst du mir nicht zu?«, fragte er. Er wandte sich ab und ging zur Tür. Dort warf er ihr einen letzten Blick zu. Dann verschwand er.
    Wie auf Kommando schauten die Diener und Mägde zu Boden, als Carafa durch seinen Palazzo schritt. Durch die Küche erreichte er die Stallungen auf der Rückseite des Palastes. Hier sattelte er einen alten Klepper. Carafa fuhr mit einer Hand über den Boden und schmierte sich den

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