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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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ermorden.«
    »Pah!«, machte Carafa. »Sein Pontifikat ist mit barer Münze gekauft. Im Konklave gab es keine Spur vom Heiligen Geist. Er ist ein Mann wie jeder andere.«
    Noch immer konnte Anatol sich nicht beruhigen. »Dennoch …«, sagte er. »Dafür wird mir ewiges Höllenfeuer gewiss sein.«
    »Das ist dir schon längst gewiss«, spottete Carafa. »Wie viele Menschen hast du getötet? Zwei Dutzend, drei Dutzend?«
    »Ihr habt mir jedes Mal die Absolution erteilt«, entgegnete Anatol.
    »Und du wirst sie auch dieses Mal erhalten«, sagte Carafa. »Zudem … zehntausend Scudi sollten dein Gewissen im Zaum halten.«
    Anatol hielt inne. Seine Augen wurden groß, und er schnappte nach Luft. »Bitte, wiederholt, was Ihr soeben gesagt habt.«
    Carafa lächelte. »Du bekommst zehntausend Scudi für den Mord an Sixtus.«
    Sofort setzte sich Anatol wieder an den Tisch. »Zehntausend«, wiederholte er und starrte zu Boden. »Das ist ein Vermögen.«
    Carafa nickte nur.
    »Nur … Wie soll ich nahe genug an ihn herankommen?«, fragte Anatol. »Kein Mensch auf Erden ist besser bewacht als der Papst. Außerdem muss ich bei lebendigem Leibe fortkommen. Zehntausend Scudi sind viel Geld für einen Mann, der lebt, aber wertlos für einen Mann, der tot ist.«
    »Diese Fragen kann ich dir beantworten«, sagte Carafa. Dann gab er Anatol genaue Anweisungen.
    Nachdem der Kardinal geendet hatte, sagte Anatol: »Fürwahr, Euer Plan könnte funktionieren.«
    »Wohlan«, sagte Carafa und erhob sich. »Übermorgen ist Sixtus tot, und du bist ein reicher Mann.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ er das Haus, stieg auf sein Pferd und ritt davon.
    Anatol saß noch eine Weile nachdenklich da. Schließlich stand auch er auf. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass die Diebesbuben nicht mehr um sein Haus schlichen. So verließ er sein Heim.
    Zügig ging er durch die halbe Stadt, schließlich überquerte er auf der Ponte Sisto den Tiber. Dahinter lag der Borgo, ein Viertel mit unzähligen kleinen Gassen und Tavernen. Von hier aus war nicht weit bis zum Petersdom, der sich wuchtig auf dem Vatikanischen Hügel erhob.
    Anatol achtete nicht auf die reichhaltigen Auslagen in den Fenstern der Geschäfte. Sein Ziel lag inmitten des Borgo.
    Vor einer Apotheke hielt er inne. Kurz verharrte er – dann trat er ein.
    Der Apotheker, ein alter, gebeugter Mann mit dicker roter Nase und weißem Haarkranz, begrüßte ihn mit gezügelter Freundlichkeit. Er stand hinter einem Tresen mit allerlei Fläschchen, Kästchen und Pülverchen. »Ihr wünscht?«, fragte er, während sein Blick über die armselig aussehende Gestalt glitt.
    »Seid gegrüßt, werter Apotheker.« Anatol lächelte und verbeugte sich.
    Der Apotheker winkte ab. »Ja, ja«, sagte er. »Was also wünscht Ihr?«
    Noch immer lächelnd sah Anatol sich um. Hinter dem Apotheker standen deckenhohe Wandregale, vollgestellt mit den unterschiedlichsten Substanzen. An der linken Seite befand sich eine halb geöffnete Tür, die tiefer in das Haus hineinführte. »Ihr seid ganz allein?«, fragte Anatol.
    Die Stimme des Apothekers wurde ungehalten. »Wie Ihr seht. Nun zum letzten Male: Was wollt Ihr?«
    Freundlich hielt Anatol dagegen: »Verzeiht meine Unhöflichkeit«, sagte er. »Euer Ruf als vorzüglicher Meister der Arzneien eilt Euch weit voraus. Ich bin es nicht gewohnt, mit derlei angesehenen Bürgern Roms zu sprechen.«
    Die Schmeicheleien schienen an dem Apotheker abzuprallen. »Nun sagt mir, was ich für Euch tun kann, oder ich werfe Euch eigenhändig hinaus.«
    »Ich habe nur eine bescheidene Bitte, guter Mann«, sagte Anatol. Er trat auf den Apotheker zu. Der wich unwillkürlich zurück. »Ich benötige den Saft der unreifen Früchte des Schierlings. Nur einen Becher voll.«
    Das rote Gesicht des Apothekers wurde mit einem Schlag weiß. »Ihr bittet um Schierlingssaft?«, keuchte er. »Was in Gottes Namen habt Ihr damit vor? Er tötet einen Menschen binnen Augenblicken.«
    Wieder lächelte Anatol. »Ihr habt Eure Frage selbst beantwortet.«
    Der Apotheker, der offenbar die Gefahr ahnte, drehte sich um. Auf seinen krummen Beinen versuchte er, die Tür zum Inneren des Hauses zu erreichen.
    Doch Anatol war schneller. Er sprang zwischen Apotheker und Tür. Als der alte Mann sich umwandte, um auf die Straße zu fliehen, stellte Anatol ihm ein Bein. Der Apotheker fiel der Länge nach zu Boden.
    »Gebt Ihr mir nun den Saft?«
    Schützend hob der Apotheker die Arme. »Niemals«, sagte er. »Ihr wollt

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