Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
Vom Netzwerk:
zu.
    »Von einem gottverdammten Genuesen ist wohl auch nichts anderes zu erwarten«, kam es fast tonlos über die schmalen Lippen.
    Gelähmt war zwar Caterinas Geist, doch fähig, jener Hoffnung Nahrung zu geben, dass Ray und sie nur durch Zufall an diesen falschen Ort geraten waren, mit jener Feindschaft, die offenbar zwischen den beiden Männer hier herrschte, jedoch nichts zu tun hatten und alsbald der Stätte unbeschadet entkommen könnten. Und ihre Gedanken waren rege genug, um das eben Gesagte mit den Worten des Kartographen aus Mallorca zu verknüpfen. Von der Feindschaft zwischen Frankreich und Aragón war da die Rede gewesen, von einem Kampf um die Inseln des Mittelmeers. Und ebenso von einer Feindschaft zwischen den Stadtstaaten Genua und Pisa, die sich in ihrem nicht geringeren Trachten nach Einfluss gegenseitig auszustechen versuchten.
    »Reg dich nicht auf, Gaspare! «, sprach Davide indessen. »Die Männer habe ich dir beim letzten Mal nur gestohlen, weil du mir ein Jahr zuvor zwei Schiffe abgenommen hast. Saettie übrigens, Blitze, solche Schiffe, wie sie nur Genuesen erfinden können. Wundert mich, dass du bereit warst, von einer unserer Errungenschaften zu profitieren, wo du doch alles hasst, was von uns kommt.«
    »Aus gutem Grund«, murmelte Davide. »Aus gutem Grund.« Eine Weile schien er in Gedanken um seine verlorenen Männer versunken, dann jedoch fuhr ein Ruck durch seinen Körper. »Wenn ich nicht meine Männer kriege, dann will ich andere dafür. Und anders als du verspreche ich, dass ich sie am Leben lasse und auch nicht in die Sklaverei verkaufe, wenn sie bereit sind, an Bord meiner Bonanova zu gehen und mir dort zu dienen.«
    Davide strich sich mit der Hand über den verwundeten Hals, blickte danach prüfend auf seine Finger – offenbar suchte er nach Aufschub, um auf Gaspares Forderung nicht sogleich antworten zu müssen.
    Jener freilich gab ihm diesen Aufschub nicht. »Willst du, dass ich Gewalt anwende?«, fragte er heiser.
    Zuerst starrte Davide ihn nur voller Hass an, dann schüttelte er zögernd den Kopf. »Wie viele willst du?«, knurrte er.
    »Nicht weniger als fünfzehn.«
    »Bist du wahnsinnig geworden? Du kriegst fünf!«
    »Zwölf!«
    »Acht!«
    »Zehn!«
    »Gut«, erklärte Davide beleidigt. »Also zehn. Aber ich suche sie aus, nicht du.«
    Gaspare blickte nicht hin, als Davide jene Männer bestimmte, die fortan ihm zu dienen hatten.
    Davides Entscheidungen wurden mit Wehklagen beantwortet, mit Betteln, dass die Wahl auf einen anderen fallen möge. Doch Davide nahm keine der Entscheidungen zurück. Wiewohl sie schnell ausfielen, schienen sie wohl durchdacht, denn die Männer, die er benannte, waren die jeweils ältesten, schwächsten.
    Als acht feststanden, drehte sich Gaspare erstmals wieder um.
    »Sollen das Seeleute sein?«, murrte er verächtlich.
    Davides Lippen hoben sich über die spitzen Zähne. Es amüsierte ihn ganz offensichtlich, dass er – wiewohl dem anderen unterlegen – diesem doch ein Mindestmaß an Rache zufügen konnte. »Wir haben es vereinbart – ich wähle sie aus. Und wenn du sie nicht fürs Schiff gebrauchen kannst – nun, meinetwegen musst du dich nicht an dein Versprechen halten, ihnen die Sklaverei zu ersparen. Dann schneide ihnen eben die Eier ab und verkauf sie als Eunuchen. Segelst du nicht regelmäßig in die Länder, wo die Heiden hausen?«
    Caterina fühlte, wie Ray zusammenzuckte. Sein Schlottern hatte nicht nachgelassen. Sie hörte sogar, wie seine Zähne klapperten.
    »Ray ...«, stotterte sie, »Ray ...«
    Sie wusste nicht, was sie ihm sagen wollte. Vielleicht, dass er keine Angst zu haben brauchte. Sogleich würde es doch ausgestanden sein. Dann hätte dieser Gaspare mit Davide abgerechnet, würde das Schiff verlassen, und sie selbst könnten ans sichere Land zurückkehren.
    Doch Ray schien früher erfasst zu haben, was Caterina erst jetzt gewahrte.
    Davides Blick streifte sie beide flüchtig.
    »Und diese zwei ... diese zwei Gestalten kannst du auch ha-| ben«, setzte er hinzu. »Das macht dann zehn.«
    »Verflucht, das ist ein Mädchen!«, knurrte Gaspare.
    »Na und«, Davide verbarg sein Grinsen nicht. Ray wurde noch blasser. Caterina hingegen hatte das Gefühl, sie müsse sich augenblicklich übergeben.
    »Na und«, wiederholte Davide. »Dann können sich deine Männer auf den langen Fahrten ein wenig die Zeit vertreiben.«
Corsica, 251 n.Chr.
    Als ich von Julia heimkehrte, blickte ich in Gaetanus’ Augen, wie er dastand, auf

Weitere Kostenlose Bücher