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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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sie, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter und ärgerlicher. »Nein, nein, nein! Du lügst, Ray, und wie du lügst!«
    Ihr Kopf schien sich zu drehen, schneller, immer schneller. Vielleicht war es auch nicht der Kopf, sondern die ganze Welt, die sich drehte. Dennoch konnte sie sich aufrecht halten, konnte sogar einige Schritte auf dem schwankenden Schiff machen, mit erhobenen Fäusten auf Ray losgehen. Sie kämpfte gegen die Schwärze, in die er sie mit seinem gezielten Faustschlag befördert hatte, und diesmal blieb diese löchrig; sie konnte ihn sehen, wie er halb entsetzt, halb überdrüssig zu ihr herumfuhr, abwehrend die Hände hob, sie schließlich an den Schultern packte.
    Sie hatte keine Chance, ihn zu schlagen, ihm gar den Schatz zu entreißen, jedoch dazu, weitere wütende Worte zu bellen.
    »Du Betrüger! Oh, du elender Betrüger! Hast es von Anfang an geplant, mich zu hintergehen, nicht wahr? Nie wolltest du mir helfen; immer nur deine schmählichen Geschäfte machen, und ich dummes, dummes Mädchen bin auf dich hereingefallen! Oh, die Hölle wird dich dafür verschlingen und dich nie wieder ausspucken, du gemeiner, du abscheulicher ...«
    Sie fand keine Worte, die schlimm genug waren, seine Untat zu beschreiben.
    Ray wich ihrem Blick aus, so wie schon oft in den letzten Tagen. Jetzt verstand sie es, wiewohl sie in diesem Zeichen kein schlechtes Gewissen erahnen wollte – nur Feigheit.
    »Ich würde sagen, das Mädchen kennt dich gut!«, ertönte hinter ihnen Davides Stimme, erstmals des Nörgeins bar.
    Caterina fuhr herum, missachtete die spitzen Zähne, die unter einem schiefen Lächeln sichtbar wurden, und suchte Hilfe bei dem Kaufmann.
    »Ich bitte Euch ... ich flehe Euch an! Ihr dürft dieses Geschäft nicht eingehen. Diese Reliquie gehört mir ... sie ist ein wohlbehüteter Schatz meiner Familie. Meine Großmutter aus der Lombardei hat sie mit in die Ehe gebracht; einer ihrer Vorfahren hat sie wiederum von einem Kloster in Brescia erhalten, nachdem er dort ein neues Kirchendach gestiftet hat. Und diese Reliquie ist ganz sicher kein Splitter vom Kreuze Christi, das ist gelogen! Sie ist vielmehr ein Vermächtnis der Heili ...«
    Gleichwohl anfangs erleichtert, dass sie von ihm abgelassen hatte, wurde Rays Blick schnell wieder hellwach ob der verräterischen Worte.
    »Still!«, fiel er ihr ins Wort. »Sei still, Base! Hier mischst du dich nicht ein! Und du, Davide, glaub ihr kein Wort. Sie ist nur ein verwirrtes Mädchen, das nicht weiß, was es sagt, zumal man ihren Vater als Ketzer verbrannt hat.«
    »Mein Vater war kein Ketzer!«, brüllte Caterina mit kippender Stimme. »Er war ein guter Katholik und als solcher ...«
    »Hörst du nicht, wie sie von Sinnen ist?«, fiel Ray ihr wieder ins Wort. Er packte sie, versuchte, seine Hand vor ihren Mund zu legen, um sie am weiteren Reden zu hindern, und obwohl sie sich kräftig dagegen wehrte und ihn zu beißen versuchte, so gerieten alle Worte doch zu nuschelnd, um verstanden zu werden.
    »So ist das also«, sprach Davide indessen nachdenklich, und seine dunklen Augen blitzten, als sein Blick zurück zu dem funkelnden Kästchen ging. Gier troff heimlich in seiner Stimme, auch wenn er gleichgültig zu klingen suchte. »So ist das also. Es sind gar nicht die Splitter vom Kreuze Christi. Hab mir doch gleich gedacht, dass es wieder mal eine Fälschung ist!«
    »Es ist keine Fälschung! «, nuschelte Caterina. »Es ist sehr wohl eine echte Reliquie, nur stammt sie nicht vom Kreuze Christi, sondern von der Heil ...«
    Die letzten Worte erstickten unter Rays Hand, die sich noch fester um ihren Mund legte.
    »Ja?«, fragte Davide gemächlich. »Ach, Ray, lass doch das Mädchen mit mir reden. Würde mich denn doch interessieren, was sie von dir zu berichten weiß.«
    »Komm schon, Davide«, knurrte Ray gereizt. »Willst mir doch nicht sagen, du genuesisches Schlitzohr, dass du an ehrlicher Auskunft interessiert wärst. Du bist ein Betrüger ... nun gut, ich bin’s eben auch. Ich finde, wir sollten beide etwas davon haben.«
    Davides Augen funkelten noch mehr. Rachsüchtig klang seine Stimme, als er nun sprach, nicht unbedingt allein gegen Ray gerichtet, sondern gegen alle Welt, bei der er noch etwas gutzuhaben schien.
    »Das finde ich auch«, sagte er, »nur denke ich, dass ich den größeren Teil erhalten sollte. Ich biete dir fünfzig Sous.«
    Ray war über das Angebot so entsetzt, dass er kurz vergaß, Caterina zu knebeln. »Was redest du da?«, stieß

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