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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Maru nach einer Weile, in der sie gründlich nachgedacht hatte. Ihr war kalt, und ihre Glieder fühlten sich bleischwer an.
    Der Wellenschlag wurde lauter, aber vielleicht lachte der Daimon auch. »Bist du vielen begegnet, Maru Nehis?«
    »Nein, aber ich habe es von den Priestern gehört. Alfskrols haben rote Augen.«
    »Glaube nicht, was man erzählt, Maru Nehis.« Sie musste sich anstrengen, um zu verstehen, was der Daimon sagte. Seine Stimme war kaum vom Plätschern der Wellen zu unterscheiden.
    »Und was willst du von mir, Utukku?«, fragte Maru vorsichtig.
    »Ich habe dich gesehen. An den Stromschnellen. Weiter gehe ich den Fluss nicht hinauf.«
    An den Stromschnellen? Dort hatte sie mit Atibs Karawane den
Fluss erreicht. Aber was wollte der Daimon ihr sagen? Und woher kannte er ihren Namen. Maru schwieg. Der dunkle Umriss war ein wenig näher gekommen. Ihre Beine waren jetzt fast in seiner Reichweite. Sie hätte sie gern weggezogen, doch sie traute sich nicht. Es roch plötzlich nach fauligem Morast.
    »Der Mann, mit dem du reitest«, sagte die Silberstimme und stockte, als müsse der Daimon über etwas nachdenken.
    »Tasil?«
    »Seine Hände. Da ist Blut.«
    »Du willst mich warnen? Vor Tasil?«
    »Mit wem redest du, Mädchen?«, fragte eine neue Stimme. Es war ein Soldat, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Vielleicht tat er Dienst im Turm und vertrat sich gerade die Beine.
    Der Kopf verstummte und glitt langsam unter Wasser. Der Schatten sank tiefer und tiefer ins Wasser, bis er sich im dunklen Graublau des Hafengrunds verlor.
    »Mit den Fischen«, antwortete Maru. Dann sprang sie auf und lief davon.

Auf den Stufen der Götter
    Das Volk und die Priester von Serkesch sind so eins wie die Stadt und der Tempelberg.
     
Kydhisches Sprichwort
     
     
    Das Tor des Fahs war weiß wie Schnee, und hundert goldene Blitze, Zeichen des Himmel- und Sturmgottes, blinkten von den Ziegeln. Im Gegensatz zu den anderen Toren, die Maru bislang gesehen
hatte, hatte es nur eine einzige Pforte. Diese stand offen und war unbewacht, denn es führte nicht hinaus in die Ebene, sondern hinauf zum höchsten Teil der Stadt, dem Tempelberg. Maru hatte im Hafen die Soldaten und Arbeiter vom »Berg« reden hören. Er war der Sitz der Macht, dort thronte der Palast des Raik, dort standen die Tempel der Götter. Die Priester sprachen hier mit den hohen Mächten, und mit ihrem Rat herrschte der Raik über die Stadt und das Land. Ehrfurcht schwang mit, wenn die Rede auf »den Berg« kam. Als Maru die allmählich ansteigende Hauptstraße zum Tor des Fahs gelaufen war, hatte sie schon von Weitem die oberen Stockwerke des Stufentempels sehen können. Er sah großartig aus, die Farben der Götter schmückten in schlichten Linien die braunen Mauern. Dann entzog das hohe Tor den Tempel ihren Blicken. Hinter dem Tor blieb sie überrascht stehen. Sie hatte es vorher gehört, sich aber nicht vorstellen können: Der Tempelberg lag außerhalb der Stadt. Eine breite Treppenbrücke führte hinauf. Der »Berg« – sie war ein bisschen enttäuscht deswegen – war indes nur ein stumpfer Hügel, der sich nur wenige Ruten über die Ebene erhob, aber immerhin von einer beeindruckenden Mauer eingefasst war. Diese war aus groben roten Steinen gefügt und hatte keinerlei Ähnlichkeit mit den Stadtmauern. Sie erinnerte Maru an den Wall von Akyr, und ebenso wie dieser schloss sie den Hügel offenbar in Kreisform ein. Maru lief zur Brüstung der Brücke. Sie konnte einen lang gezogenen Einschnitt in die roten Felsen des Glutrückens sehen. Von irgendwo dort stieg immer noch Rauch auf. Das musste das Gräbertal sein. Gerade jetzt bewegte sich ein Strom von Menschen von dort in Richtung Stadt. Vermutlich war also die Zeremonie, in der Raik Utu-Hegasch seinen Platz im Tempel eingenommen hatte, beendet.
    Das Bett eines ausgetrockneten Baches kam aus diesem Tal hervor. Die Baumeister der Akkesch hatten es für ihre Zwecke benutzt. Sie hatten es zwischen Stadt und Tempelberg vertieft und
verbreitert. Es war eine bedrückende Schlucht geworden, auf beiden Seiten von hohen Türmen und Mauern eingezwängt und nur auf der Treppenbrücke zu überwinden. Maru fragte sich, ob auch dieses ausgetrocknete Gewässer einen Gott hatte so wie der Dhanis. Utukku! Die Begegnung im Hafen sprang ihr wieder ins Bewusstsein. Für einige Momente hatte sie es geschafft, nicht an jenes Wesen zu denken, jetzt tauchte es vor ihrem inneren Auge wieder aus den Wellen auf. Ein Schauer lief ihr

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