Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Tasil wollte, dass ich mich in der Stadt umsehe.«
    »Und gehört der Hafen nicht zur Stadt? Jede Neuigkeit, die man sich hier in den Straßen erzählt, hat ihren Fuß im Hafen an Land gesetzt. Geh hinunter und hör, welche Nachrichten Dhanis bringt.«
    »Der Fluss?«
    »Dahnis ist der Vater des Landes, auch wenn die Akkesch, deren Reich er durchfließt, ihn nicht verehren. Er hat immer etwas zu berichten. Du musst ihm nur zuhören.«
    »Wohin gehst du?«, fragte Maru. Sie war immer noch unschlüssig.
    »Ich gehe hinauf zu den Tempeln. Vielleicht finde ich dort jemanden, der bereit ist, den Geschichten eines alten Mannes zu lauschen. Große Hoffnung habe ich nicht, denn die Priester wissen alles besser und geizig sind sie auch. Aber später werden dort viele Menschen sein, sehr viele sogar. Und bis dahin kann ich mit den Göttern sprechen – und wer weiß, vielleicht hören sie mir heute zu.«
    »Weshalb werden dort viele Menschen sein?«
    »So ist es Brauch am Tag des Aufstiegs. Sei am Nachmittag dort, das rate ich dir, denn dort kannst du mehr erfahren, als du je erzählen kannst.«
    »Soll ich dich nicht hinführen?«

    Biredh schüttelte den Kopf und lächelte. »Nein, ich kenne meinen Weg. Geh du nur hinunter zum Fluss. Aber sei wachsam, es sind unruhige und gefährliche Zeiten für die Stadt und jeden, der auf ihren Straßen wandelt.«
     
    Das Südtor von Serkesch war Alwa, der Hüterin der Quellen, Meere und aller Gewässer gewidmet. Es war aus dunkelblauen Ziegeln gemauert, und eine riesige weiße Seeschlange war darauf abgebildet. Sie hatte sich mit ihren Klauen in den Torbogen geklammert und fast schien es, als wolle sie die Mauern zermalmen. Die Wächter dort waren viel freundlicher als der am Tore Bronds. Sie versicherten Maru, dass sie jederzeit wieder zurück in die Stadt kommen würde.
    Auf dem Weg hinunter zum Fluss hatte Maru Zeit nachzudenken. Ihr Leben hatte sich in überwältigender Geschwindigkeit verändert. Gestern war sie noch sicher gewesen, dass sie den Rest ihres Lebens als Landarbeiterin, Küchenmädchen oder Tempeldienerin verbringen würde. Darauf hatte man sie in Akyr vorbereitet. Sie hatte etwas über Götter und über Gemüse gelernt, nicht allzu viel, denn sie war nur ein Mädchen und kam daher nur für die niederen Dienste infrage. Aber das war das Gestern. Jetzt gehörte sie Tasil. Ihr war klar, dass er kein Händler war, wie er behauptete, aber was war er dann? Er war rätselhaft. Er war rau und hart und schnell mit dem Messer, wie er bewiesen hatte. Er konnte zaubern, auch wenn er diese Kunst nicht sehr gut zu beherrschen schien. Wie erschöpft er nach der Geschichte am Tor ausgesehen hatte. Wie passte das alles zusammen? Warum hatte er ihr das Sklavenzeichen abgenommen? Er hatte keine Zweifel gelassen, dass sie dennoch sein Eigentum war und dass es töricht wäre davonzulaufen. Wo sollte sie auch hin? Und warum wollte Tasil, dass sie ihn »Onkel« nannte? Sie dachte verdrossen an das, was Kwem gesagt hatte: dass sie angeblich mitgenommen aussah, vor allem ihr
Kleid. Nicht gerade schmeichelhaft. Was das Kleid betraf, hatte Kwem allerdings recht. Es war der einfache Überwurf einer Sklavin, schmucklos aus grobem Leinen genäht. Wenn Tasil sich als ihr Onkel ausgeben wollte, hätte er das Angebot des Wirts ruhig annehmen und ein neues Gewand für sie kaufen können. Oder passte das nicht in seine Pläne? Er hatte etwas vor, nur das war sicher. Es wäre ihr leichter gefallen, seinen Auftrag zu erfüllen, wenn sie gewusst hätte, was das war.
     
    Die Wächter am Hafentor beachteten sie gar nicht. Innerhalb der Mauern des Hafenviertels reihte sich Speicher an Speicher und Lagerhaus an Lagerhaus. Es gab auch einen mächtigen Turm, der alle anderen Gebäude überragte und auf dessen Dach Bogenschützen wachten. Maru sah sich um. Krieger lehnten gelangweilt an Mauern, an den Ladebalken lungerten Arbeiter herum. Nach und nach verstand Maru, dass die Arbeiter entweder Sklaven oder Mietlinge waren, Unfreie, nicht würdig, dem Aufstieg des Raik beizuwohnen. Es lagen kaum Schiffe im Hafenbecken. Früher hatte es sich vielleicht um eine natürliche Bucht des Flusses gehandelt, jetzt war sie in Stein gefasst und bot Platz für etwa zwei Dutzend Schiffe. Der gemauerte Kai ging über in zwei steinerne Arme, die sich ein Stück hinaus in den Fluss schoben und dort abknickten, um aufeinander zuzulaufen. Die Mole war, wie der ganze Hafen, durch eine äußere, mit Wachtürmen verstärkte rote

Weitere Kostenlose Bücher