Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
dir nur klarmachen, dass ich meine Familie schütze, mehr nicht. Du wirst vielleicht – vielleicht! – mein Schwiegersohn. Ich kann dich vor den Hakul also nicht als Lügner bloßstellen. Sollte ich allerdings entscheiden, dass du nicht würdig bist, deinem Vater auf den Thron zu folgen und meine Tochter zu heiraten, so stehst du nicht mehr unter dem Schutz meines ausgeprägten Familiensinns. Ich hoffe, du verstehst das.«
Der Malk erbleichte und lief dann wieder rot an. Maru fragte sich, wie so jemand eine Stadt beherrschen wollte. Er beherrschte ja nicht einmal sich selbst.
»Du kannst aber viel dazu beitragen, in meiner Achtung zu steigen, geehrter Malk«, fuhr Schaduk fort. »Es wäre gut, wenn der – vielleicht – zukünftige Herr dieser Stadt sich seinen Kriegern zeigen würde. Außerdem können die meisten der Männer zurück in ihre Häuser. Von den Hakul geht in dieser Nacht keine Gefahr aus. Du solltest das Nötige veranlassen.«
Numur setzte zu einer wütenden Erwiderung an, aber Abeq Mahas legte ihm seine Hand auf die Schulter.
Der Malk entspannte sich plötzlich. »Du wirst nicht annehmen, dass ich deine Befehle befolge, edler Immit, doch hatte ich ganz ähnliche Gedanken. Ich werde mich darum kümmern.« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ die Halle, ohne sich noch einmal umzudrehen. Abeq Mahas folgte ihm.
Immit Schaduk sah ihnen nach. Als sie die Halle verlassen hatten, erlaubte er sich ein leichtes Lächeln, von dem Maru nicht sicher war, ob es nachsichtig oder überheblich war. Vielleicht war es auch beides. Der Immit genoss seine Macht sehr offensichtlich.
Jetzt wandte er sich Tasil zu. »Und nun zu dir, Urather...«
»Ich habe mit dieser unseligen Geschichte wirklich nichts zu tun, Herr«, beteuerte Tasil, ohne Aufregung zu zeigen.
»Ach, nein?« Der Spott in der Stimme Schaduks war unüberhörbar.
»Sprachen die Hakul nicht von einem Mann und einem Jungen? Ich reise mit meiner Nichte.«
»Ach, ja, die Nichte. Wenn ich mich recht erinnere, hat der Händler zwei Sklaven verloren, einen Mann und ein Mädchen. Was, wenn er dir nun dieses Mädchen verkauft hat, Urather?«
»Herr, warum, um der Hüter willen, sollte ein Mann, der doch angeblich in gefährlichen Ländern auf Raubzug geht, ausgerechnet ein Mädchen kaufen? Sie wäre doch nur ein Klotz am Bein.«
Maru schluckte. Natürlich, er sagte das, um sich zu schützen. Aber er klang so überzeugt. War es das, was er von ihr dachte? Dass sie nur eine Last für ihn war? Nach allem, was sie schon für ihn getan hatte?
»Außerdem«, fuhr Tasil fort, »hat sie die Augen der Göttin Hirth, Herr. Ich würde sie sicher nicht mitnehmen, wenn wir nicht verwandt wären.«
»Ist das so? Komm her, Kind.«
Maru näherte sich vorsichtig dem Thron. Der Immit fasste sie am Kinn und blickte ihr in die Augen. Er roch... alt. Und über seinem Geruch lag der süßliche Duft seiner Frau, die neben ihm stand. Ihr Blick war freundlicher als der Schaduks, doch Maru hatte jetzt Angst vor ihr. Plötzlich wusste sie, wonach Umati roch – sie roch nach Tod.
»Grüne Augen, in der Tat«, murmelte der Immit. »Aber sie sieht nicht aus, als sei sie aus deiner Familie.«
»Sie gerät leider mehr nach ihrem Vater, einem Farwier, Herr.«
»Ein halbe Farwierin also...« Schaduk schien plötzlich unschlüssig, was er von der Geschichte halten sollte. Er ließ Marus Kinn los. Sie war sehr froh, dass sie sich zurückziehen durfte.
»Nun, Urather, vieles an dir und diesem Mädchen ist seltsam, und – ich glaube dir kein Wort! Wenn der Malk nicht seine Ehre an deinen Ruf geknüpft hätte, so wärst du längst tot. Aber ich nehme an, das weißt du.«
»Ich weiß, dass ein Herrscher zum Wohle einer Stadt auch einen Unschuldigen opfern darf, Herr.«
»Unschuldig? Nun, was mich beschäftigt, Urather, ist die Frage, warum er das getan hat. Ich weiß, du hast ihn vor der Schlange gewarnt, aber Numur ist nicht der Mann, der ein langes Gedächtnis für erwiesene Wohltaten hat.«
»Das vermag ich nicht zu beurteilen, Herr. Ich denke, er weiß, dass ich ihm noch weitere wertvolle Dienste leisten kann.«
»Ah, die geheimnisvolle Verschwörung!« Der Immit lächelte.
»Es ist mir inzwischen gelungen, noch das eine oder andere zu erfahren, Herr.«
»Bemerkenswert, denn du warst nur einmal für kurze Zeit nicht in dieser Halle, wenn ich es richtig gesehen habe. Wo warst du da eigentlich, Urather?«
»Ich habe Erkundigungen eingezogen, Herr.«
»Und welche
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