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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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den Platz an der Seite ihres Mannes und schritt, ja, tänzelte durch die Hohe Kammer, direkt auf Atib und seinen Speer zu. Maru war vielleicht die Erste, die es bemerkte. Die Frau des Immit lächelte – und die Menge teilte sich vor diesem Lächeln und ihrer Schönheit. Maru konnte den Blick nicht von ihr wenden. Atib sah sie kommen, in ihrer prachtvollen Kleidung, ihrem üppigen Schmuck, ihrer Anmut. Er erwiderte ihr Lächeln. Sie schob seinen Speer zur Seite und legte ihm sanft die Hand über dem Herzen auf die Brust. Es gab ein metallisches Geräusch, ein leises Schaben. Dem Händler stockte plötzlich der Atem. Umati nahm ihre Hand wieder weg. Ein hellroter Fleck erblühte auf Atibs Gewand. Als die Frau ihr Handgelenk ein wenig drehte, konnte Maru sehen, wie eine dünne Klinge zurück in ihren breiten bronzenen Armreif glitt. Atib sackte auf die Knie. Auf seinem Gesicht lag der Ausdruck reinsten Erstaunens. Doch er lächelte, als er starb.

Die Säulen des Hauses
    Du kannst keine starke Mauer errichten, wenn dein Fundament nichts taugt.
    Sprichwort der Akkesch
     
     
    Sklaven wickelten Atibs toten Körper in einen Teppich und schafften ihn nach draußen.
    »Es war voreilig, ihn zu töten«, sagte Yaman Arayak nachdenklich.
    »Nun, er log, wenn er den Mund öffnete, scheint mir. Aber wir können Fakyn fragen, was er über den Fremden weiß«, erwiderte Immit Schaduk. Umati stand wieder an seiner Seite. Ihr Schmuck glänzte. Maru konnte den Blick nicht von ihren breiten Armreifen wenden.
    Fakyn sah dem Leichnam hinterher und wartete, bis die Sklaven ihn aus der Halle getragen hatten. Erst dann wandte er sich dem Immit zu. »Atib war kein ehrlicher Mann, doch bedaure ich seinen Tod.«
    »Sicher, sicher, es ist ärgerlich, Krieger. Atib war ein erfolgreicher Händler, scheint mir. Doch sag uns, was du über den Fremden weißt«, drängte der Immit.
    »Es ist nicht viel. Er kam in der Nacht, und er kam alleine. Er berichtete, sein Begleiter sei mit seinem Packpferd in der Slahan vom Sand verschlungen worden. Ich vermag nicht zu sagen, ob das die Wahrheit war, doch er wollte von Atib einen Sklaven als Ersatz kaufen. Er bot ihm jenen Dolch als Bezahlung an. Und er führte noch vier andere mit sich.«
    »Dann war er der Mörder unserer Brüder«, rief Aryak mit schmerzerfüllter Stimme.

    »Und Atib gab ihm, was er verlangte?«, fragte der Immit nüchtern.
    »Ja, so ist es. Am nächsten Morgen war der Fremde verschwunden. Ich weiß nicht, wohin er wollte. Ich nahm an, er würde hierherkommen, doch ist es auch möglich, dass er in die andere Richtung ritt. Er wirkte verschlagen, Herr, und es ist gut möglich, dass er uns in die Irre führte. Ich habe ihm misstraut.«
    »Es wäre für Atib besser gewesen, er hätte dein Misstrauen geteilt, Krieger.«
    »Das ist wahr, Herr.«
    Maru hatte sich wieder an ihre Säule zurückgezogen und hingekauert. Sie hatte den Händler nicht gemocht. Er hatte sie gekauft wie ein Stück Vieh und auch so behandelt. Dennoch erschütterte sie sein Tod mehr als der des Maghai. Vielleicht weil sie ihn länger kannte. Fakyn kannte sie auch. Er war tapfer, stur – und ehrlich. Doch warum sagte er diesmal nicht die Wahrheit?
    »Es ist immer noch möglich, dass der Mann hier ist«, gab Aryak zu bedenken.
    »Nun, Yaman, du sagtest, er müsse in die Stadt, um seine Beute zu verkaufen. Wenn sein Packpferd wirklich von der Wüste verschlungen wurde, meidet er Städte vielleicht. Ich an seiner Stelle würde nach Akyr oder Budingar reiten. Er wäre dort sicher vor euch.«
    »Es heißt«, sagte Curru der Seher nachdenklich, »am Glutrücken habe einst eine Stadt gelegen, eine der goldenen Städte der alten Zeit. Der Sand soll sie verschlungen haben. Unsere Alten erzählen, dass jetzt böse Geister dort hausen. Sie lauern den Reisenden auf und ziehen sie in die Tiefe. Wir meiden diese Gegend.«
    Der Yaman warf dem Seher einen scharfen Blick zu. Offenbar passte ihm nicht, was dieser gesagt hatte. Er wandte sich wieder an Schaduk. »Das alles mag sein. Dennoch erwarte ich von dir, Immit,
dass du den Frevler suchst und fängst, wenn er sich im Reich der Akkesch aufhält.«
    »Du erwartest es? Du erwartest es?«, rief der Immit plötzlich zornig. Er war aufgestanden. »Ich bin Schaduk, der Immit des Kaidhan von Ulbai, des Herrn dieses Reiches! Ich weiß nichts davon, dass wir den Hakul untertan sind oder dass wir ihnen auch nur Tribut schulden. Ihr seid Gäste in unserem Reich, mehr nicht. Du kannst weder

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