Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
nicht fest, dass mein Vater ein Zauberer war«, sagte sie vorsichtig.
    Wika lachte. »Leugne es nur, Kind, leugne. Offensichtlich ist es. Kannst selbst die Sterbenden noch täuschen. Wenige nur können das, Nehis. Nur Maghai.«

    »Quäle sie nicht, Wika«, bat Biredh. »Sie hat es schwer genug.«
    »Aber Antwort will ich! Was kann ein armer Junge für dich tun, Nehis?«
    Maru seufzte. »Wir müssen dieses Dorf verlassen, Wika, denn wir sind hier nicht sicher. Der Alldhan wird uns töten lassen, eher früher als später. Wir brauchen Rema als Führer.«
    »Rema? Wenn ihr nur fliehen wollt, ist es einfach. Stromabwärts, bis zum Meer – dann ist alles offen, viele Möglichkeiten. Aber Rema war nie am Meer«, sagte die Kräuterfrau.
    Maru zögerte, dann gab sie zu: »Wir wollen nicht ans Meer, wir suchen die Insel von Dwailis. Mein Onkel weiß, dass der Goldene Tempel dort in der Nähe sein muss.«
    Wika starrte sie finster an.
    »Er ist nicht dein Onkel«, sagte sie nach langer Pause.
    »Das weiß ich«, antwortete Maru.
    »Zu gefährlich. Jagen werden sie euch. Töten vielleicht. Rema kann nicht mit.«
    »Aber wir brauchen jemanden, der uns führt«, sagte Maru. Sie wollte sich von der Sturheit der Kräuterfrau nicht entmutigen lassen.
    »Vielleicht«, warf Biredh mit sanfter Stimme ein, »vielleicht ist es ausreichend, ihr den Weg zu weisen.«
    Wika warf dem Blinden einen wütenden Blick zu, aber dann lenkte sie unvermittelt ein. »Du willst also wissen, wo Dwailis wohnt, der alte Narr? Das willst du?«
    Maru nickte.
    »Und das Gold willst du? Ist es das, was dich zu ihm zieht?«
    Maru zuckte mit den Schultern. Über das Gold hatte sie sich bisher gar keine Gedanken gemacht. Sie wollte nur weg von hier und den Fluss möglichst weit hinter sich lassen, für immer. Es war ein Unglück, dass Tasil sie nicht ließ, sondern immer tiefer in diesen
Sumpf hineinzog. Aber dann dachte sie wieder an das, was Wika vorhin gesagt hatte. Über die Folgen ihrer Taten, und die Folgen, wenn sie nichts tat. »Das Gold ist nicht wichtig, nicht für mich«, sagte Maru schließlich, »aber es gibt etwas anderes.«
    Die Alte sah sie lauernd an. »Und was soll das sein, Nehis?«
    »Das Opfer. Ihr dürft es nicht bringen. Es wäre vergeblich.«
    »Und woher weißt du das, Mädchen aus der Fremde?«, fragte Wika, plötzlich ganz mild.
    Maru zögerte. Sie war allein mit Biredh und Wika. Weise Menschen, erfahren, viel erfahrener als sie selbst in der Welt der Götter und Daimonen. Wenn jemand ihr erklären konnte, warum Utukku ausgerechnet sie verfolgte, bedrohte, ihr Blut haben wollte, wenn jemand wusste oder wenigstens ahnte, was der Daimon bezweckte, dann Wika und Biredh. Sie holte tief Luft und sagte – nichts. Kein Wort brachte sie heraus. Es war, als wäre ihre Zunge gelähmt. Stand sie unter einem Bann? War es ein Zauber, wie der, von dem Tasil gesprochen hatte? Ein Bann, der verhinderte, dass sie über Utukku sprach? Oder war es etwas anderes, etwas, das sie warnte, das sie daran erinnerte, dass Vertrauen in dieser Welt gefährlich war? Sie schluckte, setzte an und schüttelte den Kopf. Es ging nicht. Sie schloss die Augen, setzte an, konnte es nicht aussprechen, sammelte sich und brachte schließlich unter großer Anstrengung hervor: »Ich habe ihn gesehen, den Schatten. Den, den du auch gesehen hast, Wika. Er ist es, der die Erwachte antreibt.«
    »Gesehen hast du ihn also, den verfluchten Schatten. Und du weißt etwas über ihn. Und er über dich. Noch mehr Zauberei. Ich spüre sie. Ist es nicht so, Nehis?«, fragte Wika mit bohrendem Blick.
    Maru nickte. »Ich kann dir nicht mehr sagen, Wika, auch wenn ich möchte. Aber glaube mir bitte, der... Schatten, er stachelt die Erwachte an. Sie wird durch ein Opfer nicht zu besänftigen sein.«

    »Du solltest ihr glauben, Wika«, sagte Biredh.
    Die Alte warf ihm wieder einen bösen Blick zu. »Ist das deine Sache, blinder Mann? Aber glauben? Sie sagt nur, was ich schon vorher sagte! Das Opfer. Sinnlos. Mädchen zu schlachten! Ein böser Brauch aus bösen Tagen. Ja, da ist Wahrheit in ihren Worten. Dunkelheit auch. Und viel Schweigen über wichtige Dinge. Große Dinge. Und das Opfer? Nicht ich entscheide hier. Die Ältesten und der Edaling sind es.« Dann war sie wieder ganz dicht bei Maru und sagte drohend: »Du wirst deine Stimme auf keinen dieser Menschen hier anwenden, Nehis, verstehst du? Nicht auf Hana, den Wurm, nicht auf Taiwe oder Skeda. Verstehst du?«
    Maru nickte. Sie war

Weitere Kostenlose Bücher