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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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mit Wifis. Er hat nach dir gefragt.«
    »Nach mir?«
    »Nach mir? Nach mir?«, äffte Wika sie nach. »Nach einem hübschen Mädchen mit grünen Augen. Kennst du ein anderes – dann hole es!«
    Maru trat näher an das Lager von Wifis heran. Der Alte blickte mit unruhigen Augen in die Ferne. Plötzlich griff er ihre Hand und zog Maru zu sich hinunter.
    »Du wolltest meine Söhne suchen, nicht wahr? Hast du sie gefunden? Meine drei Söhne?«, fragte er mit brüchiger Stimme.
    Maru sah verängstigt zu Wika. Würde der Alte sterben, während sie seine Hand hielt?
    »Was soll ich sagen?«, fragte sie flüsternd.
    »Tröste ihn«, befahl die Alte. »Erleichtere sein Herz.«
    Maru schluckte und sagte: »Ich habe sie gesehen, auf ihrem großen Boot. Es sind prachtvolle Burschen, du hattest Recht, ehrwürdiger Wifis.«
    »Aber wo sind sie jetzt? Warum sind sie nicht hier?«, fragte Wifis mit weit aufgerissenen Augen. »Taugen sie so wenig? Wo ich sie jetzt brauche, da...« Ein Hustenanfall beendete den Satz. Blut trat auf die Lippen des Ältesten.
    »Lasst uns allein!«, befahl Wika den anderen harsch.
    Die Ältesten und Hana zögerten, aber dann gehorchten sie.
    »Gilt das auch für mich?«, fragte Biredh sanft.
    »Nicht für dich, du weißt es doch schon. Du bleibst, Märchenerzähler.«

    Maru fühlte sich unwohl. Was erwartete die Kräuterfrau von ihr?
    Wika flüsterte ihr ins Ohr: »Ich weiß, du kannst es.«
    »Aber was denn, Wika?«, fragte Maru hilflos.
    »Die Stimme, du hast sie. Das weiß ich. Maghai-Tochter, nicht wahr? Sprich mit ihm. Mach es ihm leicht! Wenigstens jetzt.«
    Maru schreckte vor dem zurück, was Wika verlangte. Durfte sie Wifis mit Zauberei blenden? War es das, was die Kräuterfrau wollte? Die Stimme war doch etwas, mit dem man Leute betrog, sie dazu brachte, etwas zu tun, das sie besser nicht tun würden. Sie war noch nie auf den Gedanken gekommen, dass man mit dieser anrüchigen Kunst auch jemandem helfen konnte. Dann dachte sie an den frühen Abend, als es ihr gelungen war, einen ganzen Saal von ihrer Unschuld zu überzeugen. Konnte sie also auch einen Sterbenden täuschen? Sie sammelte sich um jenen tiefen Punkt innerer Ruhe, den sie anstrebte, bevor sie die Stimme einsetzte. Sie atmete tief ein, und dann sah sie es: Das große Boot mit weißem Segel und prall gefüllten Netzen, das zurückkehrte von der Fahrt aufs Meer. Ein junger Mann stand im Bug, einer am Mast, und ein weiterer führte das Segel. Weiße Wolkenbänke standen am Horizont, und ein leichter Wind blies das Boot den Fluss hinauf. Sie hatten es eilig, denn sie wussten, dass ihr Vater auf sie wartete. Dieses Bild stand Maru klar vor Augen, und das war es, was sie Wifis erzählte. Seine Augen leuchteten, als er starb.
     
    »Gut gemacht, Nehis«, lobte Wika, als es vorbei war. »Du kannst seine Hand jetzt loslassen.«
    »Hoffen wir, dass ihn seine Söhne auf der anderen Seite erwarten«, sagte Biredh leise, als die Kräuterfrau dem Ältesten die Augen schloss.
    Maru fühlte sich entsetzlich leer. Ihr war es vorgekommen,
als würde der sterbende Mann Kraft aus ihr heraussaugen. Er sah friedlich aus, wie er da im Kerzenschimmer auf dem Stroh lag.
    »Du siehst, Nehis, du kannst mehr als lügen und täuschen«, raunte Wika. »Musst nur lernen, sie besser zu nutzen, deine Gaben. Richtig zu nutzen. Aber nicht von dem Südländer. Nicht von ihm. Er kann dich nicht lehren.«
    »Aber ich habe es doch von ihm gelernt.«
    Wika lachte nur. »Ein Betrüger ist er. Wird sich das Wissen gestohlen haben und geraubt. Weiß wenig, versteht nichts!«
    »Warum bist du eigentlich hierhergekommen, Maru Nehis?«, fragte Biredh plötzlich.
    Maru konnte die Augen kaum vom toten Wifis lassen. Sie hatte seine Hand noch gehalten, als er starb, hatte gefühlt, wie das Leben in ihm aufhörte. Sie riss sich zusammen. »Ich suche Rema«, sagte sie zögernd.
    »So? Taiwes Enkel sucht das Kind? Gefällt dir wohl, der Junge, wie?«, fragte Wika. Sie grinste breit.
    Maru beschloss, diese Frage nicht zu beantworten. »Darum geht es nicht«, behauptete sie, »ich brauche seine Hilfe.«
    »So? Um Hilfe fragst du die armen Leute, die so vieles verloren haben an diesem Tag? Was ist es, das Rema für dich tun soll, tun kann, Maghai-Tochter?«
    Unbehagen stieg in Maru auf. Die Alte ging so selbstverständlich davon aus, dass ihr Vater ein Zauberer war. Dabei war doch selbst der große Jalis sich nicht völlig sicher gewesen. Woher nahm sie diese Gewissheit?
    »Es steht gar

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