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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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seltsame Holzgestelle hervor. Vielleicht nutzte der Alte sie, um Fische oder andere Dinge zu trocknen, doch jetzt standen sie ungenutzt im strömenden
Regen. Es gab auch einen plumpen Steg, der ins Wasser hinausragte. Ein schmales Schilfboot war daran festgemacht. Zerbrochene Holzkisten und Fässer lagen am Ufer. Das alles sah nach Verwahrlosung aus. Die Söldner hielten Ausschau, doch sie entdeckten keine Hütte.
    »Sollen wir an Land gehen?«, fragte Ulat.
    »Wozu?«, wollte Tasil wissen.
    »Wir könnten den Alten befragen.«
    »Siehst du ihn irgendwo?«
    »Er versteckt sich vielleicht vor uns«, meinte Bolox.
    »Möglich, aber ich denke, er wird uns weder helfen wollen noch können«, sagte Tasil. »Ein Zauber liegt über dem Tempel. Glaubt mir, ich habe die Ältesten und den Edaling befragt. Es ist, wie ich es euch gestern schon sagte: Sie können nicht darüber reden.«
    »Trotzdem, vielleicht weiß er irgendwas, das uns weiterhilft. Außerdem – was kann es schaden?«, fragte Ulat störrisch.
    »Eine ganze Menge, Ulat von den Akkesch!«, erwiderte Tasil ungeduldig. »Einmal kostet es uns Zeit, und die ist im Augenblick fast so kostbar wie das Gold, das wir suchen. Zum anderen: Was, wenn Numur doch hier auftaucht? Dann ist es besser, wenn uns niemand hier gesehen hat, auch nicht dieser verrückte Einsiedler.«
    Ulat gab Tasil widerwillig Recht, und sie wendeten die Boote, ohne die Insel zu betreten. Maru sah mit gemischten Gefühlen zurück. Die Insel wirkte nicht sehr einladend, und Wika hatte sie vor dem Maghai gewarnt. Dennoch hätte sie ihn gerne getroffen. Er mochte nicht ganz richtig im Kopf sein, vielleicht war er sogar eine Gefahr, aber Maru hatte das Gefühl, dass Dwailis wichtig war. Sie konnte nicht sagen, in welcher Beziehung, aber sein Name war oft gefallen. Irgendwie schien er der Schlüssel zu allem zu sein: Zum Goldenen Tempel, zur Awathani, zur Opferung und sogar zu Utukku. Aber da war noch etwas, etwas, das tiefer ging.
Dann wurde es ihr plötzlich klar: Wenn sie mehr über ihre Gabe und ihre Herkunft herausfinden wollte, dann war dazu niemand geeigneter als Dwailis, der Verrückte, der Zauberer, der seiner Bruderschaft den Rücken gekehrt hatte. Doch es sah so aus, als sei ihr diese Möglichkeit vorerst genommen.
     
    Sie suchten weiter nach dem Goldenen Tempel, ohne dass sie mehr fanden als drei weitere schweigende, von Weiden bestandene Eilande.
    »Aber er muss hier irgendwo sein, ich kann ihn beinahe fühlen«, rief Meniotaibor.
    »Ein Zauber, es ist ein Werk der Maghai im Spiel. Sie verbergen den Schatz vor uns«, meinte Ulat.
    »Wenn dieser sagenhafte Tempel leicht zu finden wäre, hätte ihn schon jemand lange vor uns geplündert, Männer«, sagte Tasil.
    »Der Urather hat Recht«, sagte Bolox, der sonst immer noch sehr schweigsam war. »Wir müssen uns diese Inseln einfach genauer ansehen. Wissen wir denn, wie dieser Tempel aussieht? Vielleicht ist es nur ein Schrein zwischen den Bäumen, oder vielleicht auch einfach nur ein heiliger Stamm.«
    »Das würde ich diesen Sumpfmenschen zutrauen, dass sie einen Baum als Tempel nutzen«, meinte der Iaunier grimmig.
    Also ruderten sie zur nächsten Insel, kämpften sich durch dichtes Schilf und gingen an Land. Sie sahen hinter Bäume und Steine, aber sie fanden rein gar nichts, außer Moos und Wurzeln. Der Regen, der kurz nachgelassen hatte, kehrte in heftigen Schauern zurück. Sie steuerten das nächste Eiland an, und dann ein weiteres. Ihre Suche blieb erfolglos. Die Abenddämmerung rückte näher.
    »Sollten das wirklich alles nur Märchen gewesen sein?«, fragte Ulat entmutigt, als sie sich wieder durch einen Schilfgürtel zur nächsten Insel kämpften.

    »Du gibst schnell auf, Akkesch«, höhnte Meniotaibor. »Sollen wir dir ein Boot geben, damit du heimrudern kannst? Was ist nun mit den beiden Anteilen für dich und deinen toten Freund?«
    »Verspotte ihn nicht, Iaunier. Erweise dem gefallenen Helden Ehre.«
    »Ich verspotte nicht ihn, sondern dich, Akkesch.«
    »Beides hilft uns nicht weiter«, mahnte Bolox.
    Sie umrundeten Dwailis’ Insel. Dahinter lag das Eiland, das von allen, die sie bislang gesehen hatten, das größte war. Sie näherten sich ihm von der Rückseite.
    »Die hier ist es«, sagte Meniotaibor grimmig.
    »Mir ist, als hättest du das eben schon einmal gesagt, Iaunier.«
    »Aber dieses Mal liege ich richtig, Farwier, ich kann es spüren.«
    Maru hörte ihnen zu. Ihre Reden sollten spöttisch klingen, wie die rauen

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