Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Vylkas schlicht.
»Wir bleiben zusammen«, entschied Bolox finster.
»Mir soll es recht sein«, meinte Meniotaibor mit einem Achselzucken.
»Wie schön, euch einig zu sehen«, spottete Tasil.
Sie konnten schnell vier Inseln ausmachen und hielten schweigend auf die nächste zu. Maru bemerkte, dass die Männer begannen, sich mit Seitenblicken zu belauern. Die Insel war von einem breiten Schilfgürtel umgeben. Sie war klein, einige Weiden bedeckten einen flachen Hügel.
»Ist sie das?«, fragte Meniotaibor.
Ein Wasservogel flog auf. Sonst zeigte sich kein Leben.
»Nicht die Insel des Alten, so viel ist klar«, erwiderte Tasil.
»Da ist keine Spur von einem Tempel«, meinte Ulat.
»Weiter«, rief Vylkas. Seine Stimme klang heiser.
Die nächste Insel unterschied sich kaum von der vorherigen, sie war nur etwas größer. Sie umrundeten sie und spähten über das Schilf, das auch diese Insel einschloss.
»Das ist sie auch nicht«, sagte Bolox schließlich.
»Ich hoffe sehr, diese verfluchte Insel ist nicht durch einen Zauber verborgen«, meinte Meniotaibor.
Maru roch etwas. Sie sog die Luft ein. Für einen Augenblick
war ihr gewesen, als hätte sie durch den Regen Utukkus Verwesungsgeruch wahrgenommen – aber er war schon wieder verflogen. Dann sah sie, dass auch Vylkas unruhig nach rechts und links witterte. Er warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Was ist, Kröte?«, fragte Tasil.
In einiger Entfernung zog ein träger Strudel über das schwarze Wasser.
»Ich glaube, Sie ist hier«, flüsterte Maru.
»Da rüber!«, rief Vylkas.
Sie ruderten schnell in eine schmale Einbuchtung. Das Schilf schwankte, und Maru entdeckte entsetzt, dass es nur auf Suwagras wurzelte. Hier gab es keine Sicherheit. Der Dakyl hatte es auch bemerkt und trieb sie zur Eile. Maru warf einen ängstlichen Blick zurück. Ein weiterer breiter Strudel zog langsam dahin. War Sie es? Sie ruderten schnell weiter und wurden erst langsamer, als sie abermals zwischen zwei kleinen Inseln angelangt waren. Sie lagen dicht beisammen, zu dicht für den riesigen Körper der Awathani, so hofften sie.
»War das wirklich die verfluchte Schlange, oder nicht?«, fragte Meniotaibor leise.
»Ich glaube, ja«, sagte Maru. Eigentlich war sie sicher: Die Awathani lauerte irgendwo da unten in der Tiefe.
»Habt ihr sie nicht gespürt? Tief unten, im Wasser, ihr Männer?«, fragte Biredh.
»Wie sollen wir sie denn sehen, wenn sie da unten in der schwarzen Brühe ihre Kreise zieht?«, erwiderte Meniotaibor.
»Wärest du blind wie ich, würdest du lernen, nicht nur auf deine Augen zu vertrauen.«
»Sie ist hier«, sagte Vylkas knapp.
»Das ist doch ein gutes Zeichen«, behauptete Tasil, und als sie ihn verblüfft anstarrten, erklärte er: »Heißt es nicht, dass sie den Schatz bewacht? Wir müssen also sehr nahe sein.«
Die Männer nickten nachdenklich, auch Maru fand das auf seltsame Weise einleuchtend. Aber dann fragte sie: »Und was, wenn sie ihn wirklich bewacht, diesen Tempel? Ihr könnt doch nicht mit ihr kämpfen!«
»Ich fürchte mich nicht, Mädchen«, sagte Bolox kalt.
»Sie ist ein Tier, weiter nichts«, meinte Tasil. »Groß, aber ohne Verstand, wie alle wilden Tiere. Wir werden sie überlisten, wenn es notwendig ist.«
Biredh legte den Kopf schief. »Nur ein Tier? Bist du sicher, Urather?«
»Warum bist du eigentlich mitgekommen, alter Mann?«, fragte Tasil verärgert. »Niemand hat dich eingeladen.«
»Sicher nicht wegen des Goldes, Tasil aus Urath.«
»Das ist auch gut so, Alter«, meinte Meniotaibor mit finsterem Blick, »denn wir haben nicht vor, dich zu beteiligen.«
»Das ist gar nicht nötig, Iaunier. Ich brauche kein Gold oder Silber, ich sammle nur Geschichten. Sie sind der Besitz, der mich nährt. Und was das angeht, werde ich auf dieser Reise meinen Teil sicher bekommen.«
»Aber mehr auch nicht«, erwiderte der Iaunier düster.
Die Insel zu ihrer Linken war, wie die vorherigen, mit Weiden bewachsen. Sie war etwas größer und ragte auch höher aus dem Wasser als die anderen. Das Eiland zu ihrer Rechten war dagegen völlig kahl und von einem steilen Hügel gekrönt.
»Das sollten wir uns ansehen«, meinte Meniotaibor.
Sie tasteten sich einen breiten Schilfgürtel entlang, bis sie unvermittelt auf eine weitläufige Bucht stießen, die bis zum festen Ufer reichte. Maru erkannte sofort, dass das die Insel von Dwailis sein musste. Sie war mit grauem Gras und schütterem Buschwerk bewachsen, und dazwischen ragten allerlei
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