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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Augen.
    »Du darfst nicht aufgeben, Maru Nehis, hörst du?«
    Maru spürte neue Wellen von Schmerz. Die dämpfende Wirkung des seltsamen Feuers ließ nach. »Wo sind wir?«
    »Die Treppe, erinnerst du dich?«
    »Die nach Ud-Sror?«
    »Nein, dorthin führte sie nicht, auch wenn Vylkas das behauptet hat. Ich fürchte, er weiß inzwischen selbst, dass andere Wege zur Stadt der Toten führen. Viele sind sehr kurz«, sagte Biredh nachdenklich.
    »Wir sind bei Dwailis?«, fragte Maru matt. Da war eben ein alter halbnackter Mann gewesen. Oder hatte sie den nur geträumt?
    »Bei Dwailis, so ist es. Die Treppe brachte uns in einen langen Gang. Er führte uns unter den Fluss, ich glaube, sogar noch unter den Grund der alten Stadt und dann wieder hinauf, bis hierher. Wir kamen die Treppen kaum rechtzeitig herauf, denn als Sie die Insel zerstörte, brach das Wasser auch in den Gang ein. Und jetzt sind wir bei Dwailis.«
    Maru nickte schwach. Sie versuchte, die Augen offen zu halten,
denn wenn sie sie schloss, sah sie wieder die Mauern von Ud-Sror.
    »Es hört bald auf«, sagte Dwailis, der offenbar kurz vor der Tür gewesen war. »Der Regen, er hört bald auf, aber nicht lang. Ihr wisst, was das heißt, oder? Wisst ihr es? Ich habe es euch erklärt, oder? Oder habe ich es nur gedacht? Brauche Licht. Mehr Licht. Das habe ich gesagt, oder?«
    »Sollen wir Kerzen anmachen, Großvater Dwailis?«, fragte Lathe schüchtern.
    »Nein, Kind, kein Menschenlicht. Sternenlicht. Mondlicht. Sonnenlicht. Je mehr, desto besser. Reines Licht.«
    Tasil trat durch die offene Tür. »Sie werden uns nicht mehr stören«, verkündete er knapp.
    Dwailis kicherte, als er das hörte. »Der Bestie entkommen, vom Menschen getötet. Arme Helden. Seltsame Zeiten sind das.«
    »Wie geht es ihr, alter Mann? Kannst du sie heilen?«
    »Bin ich ein Heiler? Bin ich eine Kräuterfrau? Nein, sage ich, und nein, Fremder. Du kennst die Antwort«, rief Dwailis. »Ich brauche ein Loch!«, verkündete er, und dann vollführte er einen eigenartigen Tanz.
    Er war verrückt. Ohne Zweifel. Maru blickte zur Decke. Die Behausung des Alten bestand ganz aus alten Mauern.
    »Aufhalten kann ich es vielleicht. Eine Stunde, zwei. Je mehr Licht, desto besser. Sternenlicht. Kein Menschenlicht. Wir tragen sie hinaus.«
    »Aber es regnet«, rief Tasil.
    »Es hört gleich auf. Spürst du es nicht in den Knochen? Ich spüre es. Brauche ein Loch in den Wolken. Nur einen Stern.«
    »Dann kannst du sie heilen?«
    »Heilen, Fremder? Hörst du nicht zu? Habe ich gesagt, dass ich das kann? Nein, oder doch?«
    Dwailis hielt inne. Sein Blick ging ins Leere. »Nein. Ich habe
es nicht gesagt und nicht gedacht. Weder das eine noch das andere. Ich kann es nicht, also kann ich es auch nicht denken. Das habe ich doch gesagt. Ich nicht, aber Wika. Wika könnte es. Vielleicht. Wika.« Und dann sagte Dwailis noch ein paarmal zärtlich ihren Namen.
    »Aber die alte Hexe ist nicht hier!«
    Dwailis warf ihm einen scharfen Blick zu. »Du solltest nicht so von ihr reden, Fremder, wo doch all unsere Hoffnung auf ihr ruht.« Er sprach plötzlich ganz klar. »Sie ist nicht hier, aber ihr könnt sie holen. Ihr müsstet schon längst unterwegs sein. Was macht ihr noch hier? Nehmt mein Boot, und beeilt euch! Aber halt! Erst helft mir, sie hinauszutragen. Allein kann ich das nicht.«
    Lathe hielt plötzlich Marus Hand. »Hier«, sagte sie.
    Maru fühlte etwas Rundes in ihrer Handfläche. Dann wurde sie emporgehoben. Die Speerspitze in ihr bewegte sich. Sie schrie laut auf.
    »Gleich vorbei, gleich vorbei«, murmelte Dwailis.
    Maru verlor das Bewusstsein.
     
    Als sie wieder aufwachte, fühlte sie Regentropfen auf dem Gesicht. Es war ein leichter Regen, frisch. Sie schmeckte ihn auf den Lippen. Über ihr stand Dwailis und starrte unruhig in den Himmel. Eine Fackel brannte, von großen schwarzen Nachtfaltern umflattert. Maru fror. Sie lag am Fuß des Hügels. Direkt hinter ihr klaffte ein Loch in seiner Flanke. Sie zitterte. Die zerfetzten Überreste ihres Gewandes bedeckten sie nur notdürftig.
    »Wieder fort«, murmelte Dwailis.
    »Wer?«, flüsterte Maru.
    »Der Stern«, lautete die bekümmerte Antwort. »Muss anderen Weg suchen, finden, nachdenken«, murmelte der Alte. Er lief auf und ab und stürmte plötzlich mit der Fackel durch das Loch im Hügel. Maru drehte den Kopf ein wenig, nur ein kleines Stück,
und versuchte, den vernichtenden Schmerz in ihrem Leib zu beherrschen. Sie stöhnte. Da war die Behausung des

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