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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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unvermeidlich. Eilig hatte sie es damit aber nicht. Ein langer Zug von Kriegern strömte über die halbfertige Brücke ins Dorf. Die Pferde der Hakul scheuten vor dem schmalen Holzbau, vielleicht aber auch vor den zahlreichen Echsen, die sich im Fluss drängten. Ihre Reiter führten sie am Zügel hinüber. Die Kriegshelme mit den schrecklichen Masken baumelten an den Sätteln.
    »Die Männer arbeiten, so schnell sie können, Herr«, sagte Fakyn.
    »Dann können sie nicht viel. Gib ihnen die Peitsche. Sie sollen spätestens zur dritten Stunde nach Mittag fertig sein. Wenn nicht, gib ihr Fleisch den Echsen im Fluss«, sagte Numur.
    »Ich gehorche«, erwiderte Fakyn düster.
    Maru blickte hinaus. Das rätselhafte Etwas war auf halbem Wege im Schlamm stecken geblieben. Es war mit zahlreichen Seilen an einem Wagen festgebunden, der von sechs Ochsen gezogen wurde. Es war riesig. Einige schwarz gekleidete Männer begleiteten den Wagen. Einer von ihnen schien den Arbeitern Anweisungen zu geben. Weitere Krieger kamen über den Dammweg heran. Es waren viele, sehr viele, mindestens eine Kischir, eher zwei. Dazwischen entdeckte Maru einige Männer, die keine Krieger zu sein schienen. Und wenn sie es richtig sah, waren dort auch einige Kinder zu sehen. Der Zug stockte, weil der Wagen den Weg blockierte und sie hinab in den Sumpf steigen mussten, um ihn zu umgehen. Maru fragte sich, ob sie in diesem Dorf überhaupt noch Platz finden würden. Dann sah sie noch etwas Seltsames. Da war ein weiterer Wagen auf dem Damm. Er kam weit nach dem Ochsenkarren und musste jetzt warten, weil der Weg versperrt war. Es schien ein Käfigwagen zu sein, so wie man ihn für Sklaven, manchmal auch für Raubtiere verwendete. Er war mit einem Tuch verhüllt.
    »Hat dieses armselige Nest einen Ältesten oder Vorsteher?«, fragte Numur.
    Taiwe und Skeda traten vor. »Wir sind die Ältesten des Dorfes, Herr.«
    »Gut. Hört. Ich will, dass alle eure Männer am Damm arbeiten. Und ich erwarte, dass Weg und Brücke heute Abend fertig sind. Wenn nicht, werdet ihr es bereuen.«
    Maru konnte sehen, wie besorgt die beiden Ältesten waren. Sie hatten verstanden, dass der Alldhan es ernst meinte. Ein langer
Blitz zerriss den Himmel, und Donner grollte. Die Pferde von Numurs Streitwagen tänzelten unruhig.
    »Gibt es einen würdigen Tempel in diesem Dorf?«, fragte er.
    »Es gibt nur ein Schreinhaus für Dhanis, den Flussgott, Herr«, sagte Fakyn, »und das ist für unseren Gott Utu zu klein.«
    »Reißt es nieder«, befahl Numur, »dann haben wir sicher genug Platz.«
    Die Dorfbewohner schrien entsetzt auf. Plötzlich drängte sich Hana zwischen Taiwe und Skeda nach vorne und warf sich im Schlamm auf die Knie. »Herr, bitte nicht den Schrein, ich flehe dich an!«
    »Wer ist das?«, fragte Numur kalt.
    »Er ist so etwas wie der Priester dieses Dorfes«, sagte Fakyn.
    »Ein Priester? Er gleicht eher einem Wurm, der aus dem Schlamm hervorkriecht. Nun, Priester, ich kenne deinen Flussgott. Es gibt auch in meiner Heimat noch Narren, die ihn verehren. Doch Dhanis ist alt und müde geworden. Er liegt nur noch träge in seinem Bett und schläft. Ich bringe euch einen neuen Gott: Utu, dessen Sohn ich bin. Er allein hat unsere brennende Stadt gerettet, und er allein führt mein Heer von Sieg zu Sieg. Du solltest nicht versuchen, dich ihm zu widersetzen.«
    Numur sprach laut, und Maru verstand, dass er nicht nur den Priester, sondern die gesamte Dorfbevölkerung vor jedem Widerstand warnte. Hana lag zitternd im Schlamm und wusste nichts mehr zu sagen. Dafür ergriff Taiwe jetzt das Wort: »Herr, wir haben von der Macht deines Gottes gehört, und wir bezweifeln sie nicht. Wie könnten wir? Offensichtlich ist doch, dass ein Gott mit dir und deinen Kriegern sein muss, denn du bist stets siegreich aus jeder Schlacht hervorgegangen. Und doch bitte ich dich, Herr, den Schrein des Dhanis zu schonen. Er ist unser Gott von alters her, wir leben an seinen Ufern, und wir sind auf sein Wohlwollen angewiesen.«

    Numur starrte den Ältesten an. Er schien zu überlegen. Als er in das Dorf gekommen war, auf seinem Streitwagen, umgeben von seinen Gewappneten, da hatte Maru ihn fast nicht wiedererkannt. Vor einem halben Jahr war er unsicher und aufbrausend gewesen. Er hatte sich kaum selbst beherrschen können, geschweige denn andere. Jetzt wirkte er stolz, sich seiner Macht bewusst und über die Maßen selbstsicher.
    »Ein mutiger Mann bist du, Ältester, das erkenne ich an«, sagte Numur

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