Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Sein Wort ist Gesetz.«
    Was blieb ihnen übrig? Sie legten ihre Waffen ab und folgten dem Schab ins Versammlungshaus. Die Halle war voller Krieger Numurs. Auf dem Platz der Ältesten saß der Alldhan, umgeben
von vieren seiner schwer bewaffneten Leibwächter. In seiner Nähe saßen einige Männer, die vermutlich Schreiber oder Verwalter waren, und auch Utaschimtu, der Richter, saß dort. Er flüsterte angelegentlich mit einem neben ihm sitzenden Schab. Ein Gefangener schien er nicht zu sein. In seinem Gesicht zeigte sich eine seltsame Mischung aus Unsicherheit und Stolz. Es sah ganz so aus, als sei er jetzt ein treuer Diener jenes Herrn, den er vor zwei Tagen noch als Verräter verflucht hatte. In einem Winkel, etwa dort, wo am ersten Abend die Söldner gesessen hatten, saßen die Hakul. Es waren sechs an der Zahl, und ihr Anführer war leicht an seinem mit Pelz gesäumten Mantel zu erkennen. Maru war froh, dass Tasil seine Hakul-Dolche im Stall gelassen hatte. Ihr hatte er stets verboten, eine Waffe zu tragen, denn er war der Meinung, das sei Männersache. So lag ihre kunstvoll geschmiedete Klinge gut versteckt unter ihren anderen Sachen. In der Mitte der Halle standen Taiwe, Skeda und Hana. Offenbar war Numur schon länger mit ihnen beschäftigt, denn als sie das Samnath betraten, hörte Maru den Alldhan sagen: »... und deshalb frage ich dich noch einmal, Fischer, ist es möglich, den Sumpf zu durchqueren?«
    Taiwe zögerte einen Augenblick, bevor er sagte: »Deine Krieger werden ihn nicht zu Fuß durchqueren können, Herr, nicht in der Regenzeit. Denn zwischen hier und dem Weißen Dhanis liegen viele tiefe Rinnen und Flussarme, und vieles, das aussieht wie festes Land, ist in Wahrheit bodenloser Morast. Außerdem wimmelt es dort von Flussechsen und Nattern. Noch niemand hat diese Sümpfe im Regenmond zu Fuß durchquert, Herr, und ich glaube nicht, dass deine Baumeister einen sicheren Weg hindurch anlegen können. Selbst die Akkesch haben es nie versucht.« Der Älteste sprach langsam und wählte seine Worte mit Bedacht und Vorsicht.
    »Ich bin selbst Akkesch, Mann, vergiss das nicht«, sagte Numur ungehalten. »Wann ist diese elende Regenzeit vorbei?«

    »Nun, sie neigt sich dem Ende zu, Herr, doch wird der Wasserstand noch lange hoch bleiben, ja sogar noch steigen, denn bald kommt das Wasser aus dem fernen Norden den Dhanis herab.«
    »Noch steigen? Nun, das muss nicht schlecht sein, denn wenn ich dich recht verstehe, gibt es Wasserwege, die durch diesen elenden Sumpf führen. Breite Wege, gut befahrbar. Ist es nicht so?«
    »So ist es, Herr, sie sind verschlungen und nicht leicht zu finden, aber es gibt sie. Nur...«, er zögerte.
    »Nur, was?«, fragte der Alldhan.
    »Du hast vielleicht von der Großen Schlange gehört, Herr.«
    Numur verdrehte die Augen, sagte aber nichts.
    Also fuhr Taiwe stockend fort: »Die Schläferin ist erwacht, Herr, und sie zieht durch den Fluss und durch die Sümpfe. Sie schont Boote und selbst Schiffe nicht.«
    »Ah, die Awathani! Die Städtezermalmerin! Die Schiffevertilgerin!«, rief Numur mit bitterem Lachen aus. »Das Wasserland ist voller Geschichten über sie. Und in jeder Geschichte hat sie mehr Menschen getötet und mehr Schiffe versenkt als in der vorherigen! Und jeder, der von ihr spricht, macht sie größer und grö ßer und noch einmal größer.« Er sprang auf. »Aber es ist nur eine Schlange! Groß vielleicht, doch nur ein Tier! Sorge dich nicht, Awier: Wenn sie es wagt, meinem Heer in die Quere zu kommen, werden meine Männer sie töten, denn Gott Utu ist mit uns! Oder zweifelst du an unserem Gott?«
    »Nein, Herr, das tue ich nicht«, sagte Taiwe langsam.
    »Das würde ich dir auch nicht geraten haben. Wir werden den Sumpf überqueren, zu Land und auf dem Wasser, wie immer es sein muss. Wir werden Pfade anlegen und Boote bauen. Viele Boote und Flöße, und ihr werdet sie bauen, Fischer!«
    »Darf ich fragen, wie viele du brauchst, Herr, und – wie lange?«, fragte Taiwe, als Numur sich wieder gesetzt hatte. Maru bewunderte
den Ältesten. Er ließ sich nicht einschüchtern, obwohl er sicher wusste, wie gefährlich dieses Gespräch für ihn war.
    »Wie lange? So lange, bis ich sie nicht mehr brauche! Was soll die Frage, Mann?«
    »Verzeih, Herr, aber das Schilf ist jetzt voller Wasser und nicht gut geeignet, Boote zu bauen, die lange halten sollen.«
    »Ich rede nicht von Jahren, sondern von Wochen! Schilf ist doch wohl Schilf. Oder schwimmt es jetzt etwa nicht,

Weitere Kostenlose Bücher