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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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überlegte, was sie dem Ältesten antworten sollte. Sie hatte nicht den Eindruck, dass Taiwe sich vor ihr fürchtete oder sie gar hasste. Es lag
nichts Feindseliges in seinem Blick. Trotzdem war sie auf der Hut: »Was habe ich denn schon groß gemacht?«, fragte sie vorsichtig.
    »Bitte, Kind, beleidige mich nicht«, sagte Taiwe sanft. »Ich kann nicht sagen, wie du es vollbracht hast, doch der Schab hatte Recht: Du hast ihn behext.«
    »Aber ich bin doch keine Kräuterfrau, ich verstehe nichts von solchen Dingen«, behauptete sie.
    »Keine Angst, ich werde nichts darüber verraten«, erwiderte Taiwe, »aber du verstehst vielleicht meine Neugierde, zumal mir durchaus klar ist, dass du kein Kräuterweib bist.«
    »Das weißt du?«, fragte Maru. Vielleicht gelang es ihr, mit Gegenfragen etwas Zeit zu gewinnen. Sie musste darüber nachdenken, was sie dem Ältesten anvertrauen konnte – und was nicht.
    »Wika hat es mir gesagt«, sagte Taiwe.
    »Wika?«
    »Sie war beeindruckt von dir, Maru Nehis, sehr beeindruckt.«
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen«, murmelte Maru.
    »Ja, sie ist schwer zu durchschauen, die alte Frau, genau wie dein angeblicher Onkel – und wie du.«
    »Ich?«, fragte Maru erstaunt. Es war das erste Mal, dass ihr jemand so etwas sagte.
    »Wika war ziemlich einsilbig, was dich betraf. Ich habe sie nämlich nach dir gefragt, und von der Sache mit dem Schab erzählt. Aber sie sagte nur: ›Zu unserer Schwesternschaft gehört sie nicht.‹« Taiwe seufzte und legte das dünne Seil geistesabwesend in kunstvolle Schlingen. »Wärst du ein Mann, Maru Nehis, so würde ich dich für einen Maghai halten.«
    »Ein Mann bin ich ganz sicher nicht«, sagte Maru bestimmt.
    »Nun, allmählich finden wir heraus, was du alles nicht bist, Mädchen, doch ist das eigentlich gar nicht das, was ich wissen will.«
    Maru schwieg. Taiwe war wirklich ein kluger Mann. Sie mochte
ihn. Aber er war nicht ihr Freund. Sie durfte nicht vergessen, dass er versucht hatte, sie Tasil abzukaufen. Er wollte sie der Awathani opfern. War das der Grund, warum er sie hatte rufen lassen? Würden gleich Awier aus den Schatten hervorspringen, sie packen und davonschleppen, um sie in der nächsten Nacht der riesigen Bestie zu opfern? Sie blickte sich um. Hütten duckten sich unter dem endlosen Regen. Im Stall stampften Pferde mit den Hufen, und es roch nach Heu. Ein kleiner Vogel pickte im Schlamm nach Regenwürmern. Aber außer Taiwe war kein Mensch zu sehen, und soweit sie das erkennen konnte, war er unbewaffnet. Irgendwie glaubte sie auch nicht, dass er sie entführen würde. Das passte einfach nicht zu ihm.
    »Mein Frage, Maru Nehis, ist, ob du das noch einmal tun kannst.«
    Maru blickte den Alten entgeistert an. »Noch einmal? Du meinst, ich soll noch einmal einen Schab und seine Leute ›behexen‹?«
    »Nicht einen Schab, Kind, sondern den Alldhan.«
    »Numur?« Sie traute ihren Ohren nicht. »Ich soll die Stimme auf Numur...« Sie brach den Satz ab, aber es war zu spät. Sie hatte sich verraten.
    »Ah, du erreichst es also über deine Stimme«, sagte Taiwe ruhig.
    »Gar nichts erreiche ich!«, rief Maru aufgebracht. »Hast du es nicht gesehen? Der Schab kam zurück, und dann gab es viele Tote. Was glaubst du? Was wird Numur tun, wenn er feststellt, dass ihn jemand in diesem Dorf...« Sie beendete auch diesen Satz nicht, aber Taiwe hatte schon verstanden, was sie meinte. Er sah niedergeschlagen aus.
    »Es ist wahr, ich verstehe nichts von diesen Dingen, Maru Nehis. Ich bin nur ein einfacher Seiler, ein Mann ohne besondere Gaben. Aber du, Mädchen, hast Kräfte, wie sie nicht jeder hat.
Du kannst Menschen dazu bringen, Dinge zu tun, die sie nicht wollen. Wie diesen Schab. Kannst du nicht auch Numur sagen, dass er dieses Dorf verlassen soll? Der Neumond rückt näher, und wenn wir das Opfer nicht bringen, wird die Erwachte weitere Wochen diese Gewässer heimsuchen, gleich ob der Alldhan mit seinen Kriegern noch hier ist oder nicht; gleich ob die Söldner noch hier sind oder nicht. Noch hält sie sich fern von unserem Dorf, doch ich fürchte, das wird nicht so bleiben. Ich verlange nur einen Tag Zeit von dir. Dann könnten wir fliehen, in die Sümpfe gehen und das Opfer bringen. Numur würde uns niemals finden, ich bezweifle sogar, dass er uns überhaupt suchen würde.«
    »Das Opfer«, fragte Maru, »sprichst du von deiner Enkelin – oder von mir?«
    Taiwe verstummte.
    »Es ist auch gleich, ehrwürdiger Taiwe. Es tut mir leid, aber was du

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