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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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man sich erzählt«, meinte der Iaunier nachdenklich und rieb mit seinem Daumen über die Narbe an seiner Wange. »Hier dagegen sind es ja nur Menschen.«
    Abeq Mahas kündigte draußen derweil ein Festmahl für alle Krieger und Dorfbewohner zu Ehren ihres Gottes Utu an. Er vergaß allerdings zu erwähnen, dass man die Speisen für dieses Mahl allesamt den Dörflern weggenommen hatte. Ein lauter Donnerschlag machte der Zeremonie ein jähes Ende. Der leichte Regen wurde von einem heftigen Wolkenbruch abgelöst. Blitze zuckten über den Himmel, und krachender Donner erfüllte die Luft. Selbst die Awier flüchteten vor dem Regensturm ins Trockene. Die Söldner zogen sich tiefer in den Stall unter der Hütte zurück, wo sie schnell Gesellschaft durch viele fluchende Krieger und stumme Dorfbewohner bekamen.
    »Dieses Land trägt seinen Namen zu Recht!«, schimpfte ein Kydhier. »Hier bestehen nicht nur die Flüsse und Seen, sondern auch das Land und die Luft aus Wasser. Ich werde den Hütern ein großes Opfer bringen, wenn ich je wieder den Staub der Fal-Hajd schlucken darf.«
    Ein anderer erwiderte feixend: »Ich werde dich daran erinnern, wenn du dich wieder über den Sand in deinen Stiefeln beschwerst.«
    Ein paar Kydhier lachten, und die Awier, die sich den ganzen Tag ängstlich unter der neuen Herrschaft weggeduckt hatten, lachten vorsichtig mit. Vielleicht waren sie erleichtert festzustellen, dass auch ihre Eroberer normale Menschen waren, die Witze rissen und lachten. Draußen, unter der Überdachung für die Statue, drängten sich zwei junge Priester und einige Bewaffnete zusammen. Der Schab musterte besorgt die schwarzen Wolken, vor
denen immer wieder lange Blitze zuckten. Der Donner klang, als würde der Himmel zerreißen.
    »Vielleicht ist Fahs erwacht«, murmelte einer der Kydhier, »und ihm gefällt nicht, was er da sieht.«
    »Die Hüter schlafen«, erwiderte ein anderer, »und dafür bin ich heute das erste Mal dankbar.«
    Plötzlich sah Maru einen zweiten Karren den Hang hinaufkommen. Es war der Wagen mit dem Zwinger, den sie mittags schon einmal gesehen hatte. Jetzt war der Käfig mit einem schweren grauen Tuch verhängt. Zwei Ochsen zogen ihn brüllend über den glatten Boden, an der Statue vorbei, Richtung Samnath. Ihre Treiber schlugen sie und fluchten ohne Unterlass. Es war schwer zu unterscheiden, ob sie die Ochsen oder das Unwetter meinten. Für einen Augenblick war es Maru, als würde sie unter dem Saum des Tuches eine menschliche Hand sehen, aber es war ein so kurzer Moment, dass sie sich nicht sicher war. Fünf Speerträger folgten dem Karren. Sie hielten die Schilde über dem Kopf und machten keine Anstalten, mit anzupacken, ganz im Gegenteil, sie schienen auf Abstand bedacht.
    »Was ist denn unter diesem Tuch?«, fragte Meniotaibor einen der Kydhier.
    Der sah ihn kurz an und sagte dann mit geheimnisvoller Miene: »Ein Raubtier, das gefährlichste der Welt, aber du wirst nicht erraten, was es ist.«
    Der Iaunier zuckte mit den Achseln. »Dann ist es sicher ein Bär oder vielleicht ein Berglöwe, wie es sie in Kydhien geben soll. Ich sah noch nie einen, doch sagt man, die seien sehr gefährlich.«
    »Das sind sie beide, doch sie sind nichts im Vergleich zu dieser Bestie, glaube mir.«
    »Und was ist es nun?«, fragte Meniotaibor.
    »Ich würde es dir verraten, doch ist da ein Schloss vor der Antwort, und ich finde den silbernen Schlüssel nicht.«

    »Silber? Bist du toll, Mann? Ich werde warten, bis es aufhört zu regnen, dann werde ich mir dieses Wundertier aus der Nähe ansehen. Ohne, dass ich dir Silber in den Rachen stopfe.«
    Der Kydhier lachte: »Tu das, Fremder, aber ich kann dich nur warnen. Komm dem Käfig nicht zu nahe, du würdest es vielleicht nicht überleben.«
    Der Wolkenbruch zog weiter, der Donner verebbte und wurde abgelöst vom sanften Rauschen eines starken Regens. Meniotaibor versuchte, von einem der anderen Krieger Näheres zu erfahren, aber die Kydhier hielten zusammen und beantworteten alle Fragen nur mit einem breiten Grinsen. Also tat der Iaunier bald so, als würde es ihn nicht mehr interessieren. Maru hörte kaum zu. Das alberne Gerede des Kydhiers bestätigte ihren Verdacht. Da musste ein Mensch in diesem Käfig sitzen. Aber was für ein Mensch konnte gefährlicher sein als ein Raubtier? Und gefährlich musste er sein, denn die Speerträger, die ihn bewachten, schienen beinahe ängstlich darauf bedacht, dem verhüllten Zwinger nicht zu nahe zu kommen. Als Maru diese

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