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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Fragen an Tasil richten wollte, war er verschwunden. Sie dachte zuerst, er habe sich vielleicht weiter ins Innere ihres Unterstandes zurückgezogen, aber sie konnte ihn nirgends entdecken.
    »Soll ich ihn finden?«, fragte eine raue Stimme. Sie gehörte Vylkas, der plötzlich neben ihr stand.
    Maru hatte sich am Anfang ein wenig vor diesem schweigsamen Mann mit seinem schwarzen Bart und den finsteren Brauen gefürchtet. Das war schnell vergangen. In gewisser Weise war er ihr inzwischen der liebste unter den rauen Söldnern. Meniotaibor war ihr zu verschlagen, Ulat redete zu oft vom Krieg, Arbi war zu unterwürfig, und Bolox starrte sie auf eine Weise an, die ihr von Mal zu Mal weniger gefiel. Vylkas war verschlossen, aber aufrichtig. Zumindest war das ihr Eindruck. Und er war klug. Er hatte sofort erfasst, nach wem sie Ausschau gehalten hatte. Trotzdem konnte
sie sein Angebot nicht annehmen. Tasil war heimlich verschwunden. Das hieß, er verfolgte einen Plan. Es wäre nicht klug gewesen, ihm mit dem Dakyl nachzuspionieren. Wenn, dann musste sie das alleine übernehmen. Sie sagte: »Ich danke dir, Vylkas, aber ich denke, ich weiß, wo er ist.«
    Dann drückte sie sich zwischen den Kriegern hindurch und verließ den Stall. Es war natürlich nicht wahr, dass sie wusste, wo Tasil steckte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung. Sie lief hinunter zu ihrer Unterkunft, einfach, weil ihr nichts Besseres einfiel. Was konnte er vorhaben? War er vielleicht bei Abeq Mahas? Natürlich, das war das Naheliegende! Sie warf trotzdem zuerst einen Blick in ihre Unterkunft, in der vagen Hoffnung, vielleicht Biredh zu treffen. Sie hatte Fragen. Über die Große Schlange, Gott Utu und vor allem über den Daimon. Schon mehrfach hatte sie daran gedacht, ihn nach all diesen Dingen zu fragen, aber sie war immer noch unschlüssig, ob sie den blinden Erzähler wirklich ins Vertrauen ziehen konnte. Was wusste sie schon über ihn? Sie dachte an die Traumbilder, die sie gesehen hatte. Biredh im Fluss, umflattert von leuchtend gelben Schmetterlingen. Was mochte das bedeuten? Biredh war nicht in der Unterkunft. Vielleicht war er unten am Fluss, bei Wifis. Sie zögerte. Wen sollte sie jetzt suchen? Biredh oder doch lieber Tasil? Sie durfte Tasil nicht in die Quere kommen. Andererseits wollte, nein, musste sie wissen, was er vorhatte.
    Eine Mädchenstimme riss sie aus ihren Gedanken: »Du bist Maru, nicht wahr?«
    Sie nickte. Das Mädchen war jung, vielleicht neun oder zehn Jahre alt. Ihre Ähnlichkeit mit Rema war unübersehbar.
    »Mein Großvater hat mich geschickt. Er will mit dir reden.«
    »Taiwe? Mit mir?«
    »Er erwartet dich hinter Skefs Stall.«
    »Meinte er vielleicht meinen Onkel?«

    »Von einem Onkel hat er nichts gesagt. Das Mädchen mit den grünen Augen, Maru genannt, das soll ich finden und zu ihm schicken. Du hast doch grüne Augen, oder? Und du bist ein Mädchen, wenn auch schon ziemlich alt dafür, oder?«
    »Danke«, sagte Maru verdrossen.
    Was mochte der Älteste von ihr wollen? Nun, es war leicht, das herauszufinden. Sie schob alle anderen Gedanken zur Seite und lief zu Skefs Hütte. Zwei Speerträger bewachten den Stall. Sie schlich auf die Rückseite. Durch die Bretter konnte sie sehen, dass auch die Pferde der Serkesch und Hakul hier untergestellt waren. Taiwe erwartete sie unter dem Dach eines kleinen Anbaus. Er drehte geistesabwesend an einem Seil, wie er es fast immer tat, wenn Maru ihn sah.
    »Ich grüße dich, ehrwürdiger Taiwe«, rief sie ihn an.
    Der Älteste schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er begrüßte sie mit einem Nicken und bot ihr einen Platz auf einem Fass an. Maru setzte sich. Der Alte betrachtete sie nachdenklich, dann legte er sein Seil zur Seite und begann: »Ich habe gesehen, was du mit dem Schab gemacht hast.«
    Maru schluckte. Ihr fielen all die Warnungen ein, die Tasil ihr eingetrichtert hatte: Welche unberechenbare Folgen es haben konnte, bei diesen kleinen Zaubereien erwischt zu werden. »Menschen fürchten, was sie nicht verstehen, und das kann leicht in Hass umschlagen«, hatte er ihr einmal erklärt. Sie hatte entgegnet: »Und die Maghai? Die hassen sie nicht, oder?« Darauf hatte Tasil nur gelacht und gesagt: »Die hassen sie sehr, aber vor denen haben sie auch sehr viel Angst. Wir sind aber keine Maghai.« Sie hatte Tasil immer noch nicht erzählt, was Jalis über sie und ihren Vater gesagt hatte. Er hatte sie aber auch nie gefragt. Diese Gedanken schossen Maru durch den Kopf, während sie

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