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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Göttern erhoben worden.«
    »Er hat noch Anhänger?«
    »Ja, selbst hier in der Stadt. Es gab während der Belagerung sogar heimlich genutzte Utu-Tempel in der Unterstadt, wie ich gehört habe. In einem davon soll es wegen Numurs Tod oder Nicht-Tod jetzt sogar eine Schlägerei gegeben haben. Aber Danami hat den Utu-Kult inzwischen ja verboten.«
    Velne schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Götter viel mit Numur zu tun haben wollen. Ich glaube eher, dass der große Alldhan sich drüben im Moor mit den Wölfen um die Kadaver von Kaninchen schlägt, wenn er denn noch lebt, was ich bezweifeln möchte.«
    »Hauptsache, dieser Krieg ist zu Ende«, sagte Maru seufzend.

    »Mahas ist ein weiser Mann«, meinte Velne.
    »Ich weiß nicht – ich glaube, seine Leute hätten ihn umgebracht, wenn er diese Belagerung und diesen Krieg fortgesetzt hätte.«
    Der Zauberer nickte bedächtig. »Und – hast du vor, dir dieses Elend dort unten noch lange anzusehen, oder können wir diesem Ort allmählich den Rücken kehren?«, fragte er.
    »Ich warte nur noch auf Temu. Er hat mir ausrichten lassen, dass er mich hier treffen will«, antwortete Maru.
    »Ach, der Schreiber«, meinte Velne gedehnt.
    »Du hältst wohl nicht viel von seiner Kunst, Meister Velne?«
    »Wie sollte ich? Er tötet die Worte, wenn er sie in nassen Ton drückt. Alles Leben ist ihnen dann genommen.«
    Maru grinste. Sie erinnerte sich nur zu gut an ein sehr lebhaftes Streitgespräch der beiden Männer vor zwei Nächten.
    »Jedenfalls werden meine Füße allmählich unruhig. Sie wollen los, Nehis.«
    »Nur noch einen Augenblick, ich glaube, da kommt er schon.«
    Tatsächlich war es der Schreiber, der jetzt auf der Mauer auftauchte und winkend auf sie zulief. Er war schwer mit Taschen bepackt und hielt etwas in der Hand, ein kleines Paket. Der stumme Yalu war dicht hinter ihm. Auch er hielt etwas in den Fingern, ein gewickeltes Schilfpäckchen.
    »Ich hoffe, es ist nicht schon wieder Fisch«, knurrte Velne.
    Temu war völlig außer Atem. »Ich grüße dich, Maru Nehis«, rief er.
    »Ich grüße dich auch, Temu, mein Freund«, empfing sie ihn lächelnd. Er hatte zwar schon am Vortag angekündigt, dass er etwas für sie habe, aber er war bepackt, als wolle er ihr seinen halben Hausrat schenken.
    »Es ist wirklich Fisch«, stellte Velne fest, als er Yalu das Schilfpäckchen abnahm. Er bemühte sich, nicht allzu unzufrieden zu klingen.

    Der Stumme nickte und lachte.
    »Die Treppen kamen mir beim letzten Mal weniger steil vor«, sagte Temu und schnappte nach Luft, »und ich musste das alles schon von der Weißen Seite in die Oberstadt schleppen.«
    »Was ist das denn alles?«, fragte Maru belustigt.
    »Oh, nur das Notwendigste, nur das Notwendigste«, schnaufte der Schreiber, »aber viel mehr ist auch nicht mehr da.«
    Maru hätte beinahe vergessen, danach zu fragen: »Hast du inzwischen etwas von deiner Schwester gehört?«
    Temu schüttelte den Kopf. »Sie ist immer noch verschwunden. Es wird wohl wirklich so sein, dass mein elender Schwager, dieser Schurke von einem Schmied, sie überredet hat, mit ihm zu fliehen, und wahrscheinlich auch, meine letzten Ersparnisse mitzunehmen. Bei Fahs, es war wenig genug.«
    »Wenigstens bist du sie los«, versuchte Maru ihn zu trösten.
    »Ja, jedes Ding hat zwei Seiten, wie man so sagt. Ich habe jetzt viel Platz zu Hause. Und deshalb frage ich dich noch einmal, ob du dir nicht doch vorstellen kannst, hier in der Stadt zu bleiben. Es gibt Menschen hier, die dir ausgesprochen dankbar sind für das, was du getan hast, auch …« und er senkte die Stimme zu einem bedeutungsschwangeren Flüstern, »… im Bet Kaidhan.«
    Maru schüttelte den Kopf. »Ich danke dir für dein Angebot, Temu, aber ich höre es immer noch jeden Tag in den Gassen. Kaschakku, flüstern sie einander zu, wenn sie mich sehen. Es mag sein, dass Immita Danami mir glaubt, und ich bin ihr auch dankbar, dass sie mir angeboten hat, im Bet Kaidhan zu bleiben, aber viele glauben eben doch, dass ich es war, die Luban ermordet und die Erwachte hierher gelockt hat.«
    »Aber man hat sie doch seit Tagen nicht mehr gesehen«, wandte der Schreiber ein, »ja, die Fischer, die so zahlreich in die Stadt kommen, berichten, man habe sie weit südlich gesichtet, in der Mündung des Dhanis, auf dem Weg ins Meer.«

    »Das habe ich auch gehört«, sagte Maru. Das war nicht die ganze Wahrheit. Sie hatte es sogar gesehen, in ihren Träumen. Ein

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