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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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mächtiger schwarzer Leib, der mit ruhigen Bewegungen der Stille des endlos tiefen Meeres zustrebte. Sie seufzte. »Aber wer fragt danach, wenn er gegen eine Kaschakku hetzen kann, Temu? Es gab viel Leid innerhalb dieser Mauern. Offenbar glauben sie lieber, dass eine Fremde daran schuld war, als den eigenen Immit zu beschuldigen, auch wenn er tot ist. Und auch Danami tut wenig, um mich in Schutz zu nehmen, oder hast du gehört, dass sie ihren Vorgänger verdammt hätte?«
    »Nein, du hast recht, Maru Nehis«, seufzte Temu. »Ich verstehe das auch nicht.«
    »Ein Immit ist immer noch ein Immit«, warf Velne ein.
    »Außerdem«, fuhr Maru unbeirrt fort, »weißt du doch, dass ich unbedingt noch etwas erledigen muss. Und das kann ich nicht hier.«
    »Also wollt ihr wirklich nach deinem Vater suchen?«, fragte der Schreiber blinzelnd.
    Maru nickte. Sie musste nach Norden, den wenigen Hinweisen folgen, die sie hatte.
    »Augenblick«, warf Velne ein, »sie will nach ihm suchen, mein Weg führt mich nur zufällig in die gleiche Richtung, und es kann nicht schaden, wenn ich diese Gelegenheit nutze, um sie ein wenig zu unterweisen.«
    Temu überhörte den Einwurf. »Das dachte ich mir, Maru Nehis. Deshalb habe ich hier etwas für dich.« Und damit drückte er ihr sein flaches Päckchen in die Hand.
    Maru öffnete es neugierig. Es war eine dreiteilige Tontafel, mit ledernen Bändern verbunden und rußgeschwärzt.
    »Schriftzeichen«, schnaubte Velne verächtlich.
    »Aber – das ist die Liste der Maghai!«, rief Maru überrascht aus.

    »Ich dachte, sie kann dir bei deiner Suche vielleicht helfen«, meinte Temu verlegen. »Ich habe zwei Tage gebraucht, sie wieder zu finden. Das Feuer hat sie, Fahs sei Dank, nicht zu sehr beschädigt.«
    »Ich danke dir, ich danke dir sehr, mein Freund, aber ich kann das nicht annehmen. Du hast sie aus dem Haus der Schrift, und sicher wird man sie bald vermissen, oder? Außerdem weißt du doch, das ich sie gar nicht lesen kann.«
    »Das weiß ich wohl, Maru Nehis, das weiß ich, und deshalb … deshalb dachte ich«, stotterte Temu, »dass es das Beste ist, wenn ich … vielleicht einfach mitkomme.«
    Maru starrte ihn verblüfft an. »Du willst Ulbai verlassen?«
    Der Schreiber nickte ernst.
    »Aber was ist mit dem Bet Schefir? Brauchen sie dich da nicht?«
    Temus Miene verdüsterte sich. »Salaschu, der Erste Schreiber, ist seit gestern wieder da. Und natürlich gibt er mir die Schuld am Brand und eigentlich an allem anderen, was in der Stadt geschehen ist. So, als wäre ich und nicht er feige davongerannt, als der Feind über Ulbai kam. Und er hat mir den Schlüssel zur geheimen Kammer weggenommen. Was soll ich also noch dort?«
    »Und du willst hinaus, hinaus in die Wildnis?«, fragte Maru noch einmal.
    »Wenn du mich mitnimmst, Maru Nehis, dann gerne. Dann will ich sehen, welche Wunder und Abenteuer dort draußen auf mich warten.«
    »Oh, es sind meist nur Wölfe, Bären und Berglöwen, weißt du?«, meinte Velne grinsend.
    Temu zuckte kurz zusammen, dann blinzelte er und sagte: »Natürlich nur, wenn der ehrwürdige Meister Velne keine Einwände hat.«
    »Ich habe mehr Einwände als Haare auf meinem Kopf, aber ich
sehe, dass sich meine Schülerin, Edhil mag wissen warum, sehr über deine Gesellschaft freuen würde. Also werde ich meine Bedenken für eine Weile beiseiteschieben. Der Schreiber mag uns begleiten.«
    »Ich kann auch alle deine Taten aufschreiben, ehrwürdiger Velne, so dass sie für die Nachwelt erhalten bleiben.«
    »Wenn du auch nur ein einziges Zeichen über mich in Ton drückst, Temu aus Ulbai, verwandle ich dich in einen Frosch, dass das klar ist«, drohte Velne. Aber dabei blitzte der Schalk aus seinen Augen.
    »Glaub ihm kein Wort«, rief Maru lachend. »Er freut sich, dass du uns begleitest. Dann hat er jemanden, mit dem er streiten kann. Aber was ist mit dir, Yalu? Willst du wirklich bei deinem Herrn bleiben oder nicht doch lieber mit uns kommen?«
    Der Richter Utaschimtu, der vormalige Besitzer des Hauses, in dem Maru so viele Wochen gewohnt hatte, war inzwischen ebenfalls heimlich, still und leise in die Stadt zurückgekehrt. Und obwohl er das letzte halbe Jahr im Lager des Feindes verbracht hatte, hatte die Immita ihn in Gnaden wieder aufgenommen. Es fehlte der Stadt eben an allem, selbst an Richtern. Yalu deutete mit übertriebener Geste fragend hinaus ins Vorland, schüttelte lachend den Kopf und winkte ab. Und dann umarmte er Maru, hob sie hoch und drückte sie

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