Die Tochter des Münzmeisters
Palisadenzaun verdoppelt habt. Bestand Anlass dazu?«
Gottwald hatte mit dieser Frage gerechnet und war gewappnet. »Anlass direkt nicht, Euer Majestät. Aber Goslar ist in den letzten Monaten gewaltig gewachsen. Der zunehmende Reichtum spricht sich herum und zieht nicht nur freundliche Zeitgenossen an. Außerdem habt Ihr selbst gerade eben gesagt, dass es zu viel Unsicherheiten im Reich gibt. Deshalb erbitte ich Eure Erlaubnis, nach den Festlichkeiten mit dem Bau einer Mauer, zumindest um den Pfalzbezirk, beginnen zu dürfen.«
Heinrich wirkte noch immer nicht überzeugt. »Ich will gar nicht bestreiten, dass es an vielen Stellen mehrfach zu offenen Konflikten kommt, und natürlich wäre mir ein stabiles Reich auch lieber, mit dem Rückhalt aller Fürsten. Aber das ist ein Traumgebilde, und ich werde mir gewiss nicht die Blöße geben und mich in meiner Lieblingspfalz hinter einer Mauer verstecken. Die Verstärkung der Palisade ist in Ordnung, und von mir aus könnt Ihr, nachdem alle Gäste abgereist sind, auch einen doppelten Zaun um die Siedlung ziehen. Aber keine Mauer, Gottwald! Zumal allgemein bekannt ist und mir auch des Öfteren vorgeworfen wird, dass ich die Pfalz hier in Goslar bevorzuge. Ich muss hoffentlich nicht erst mein Zerwürfnis mit dem Bischof von Speyer erwähnen.«
Gottwald presste die Lippen aufeinander. Natürlich waren ihm die Vorwürfe des Bischofs noch gut in Erinnerung. Der Kirchenmann behauptete, der Kaiser schätze die Grabstätte seiner Eltern in Speyer nicht genug wert und richte sein ganzes Augenmerk und Wohlwollen auf Goslar. »Verzeiht, Majestät, Ihr habt selbstverständlich recht.«
Heinrich erhob sich, ging um den Tisch herum und legte eine Hand schwer auf Gottwalds Schulter. »Es gibt nichts zu verzeihen, mein lieber Freund. Immerhin gehört es zu Euren Aufgaben, Euch um das Wohlergehen und die Sicherheit des Ortes zu kümmern. Wenn nur alle meine Gefolgsleute so treu ergeben zu mir stehen würden, dann wäre ich frei von Sorgen. Aber jetzt wollen wir unser Gespräch beenden. Es war ein langer Tag, und die kommenden Tage werden kaum weniger anstrengend und lang werden. Ich erwarte Euch morgen nach Sonnenaufgang und wünsche Euch eine gute Nacht.«
»Wahrscheinlich habe ich schon damals verstanden, dass der Begriff des Herrschens nicht nur Vorzüge mit sich bringt, sondern auch eine große Bürde sein kann. Später hat mich nicht nur Kaiserswerth in dieser Annahme bestätigt, mein Freund«, beendete Heinrich seine Erzählung.
Langsam begann Randolf zu begreifen, worauf der König eigentlich hinauswollte.
»Genau deshalb lautet meine Antwort auf Eure vorhin gestellte Frage: Ja, ich werde sie vor den Toren der Pfalz warten lassen, denn ich bin der König und kann es mir nicht erlauben, dass sich irgendwelche Fürsten in meine Angelegenheiten mischen!« Mit jedem Wort wurde die Stimme Heinrichs lauter.
Randolf ließ sich davon allerdings nicht beunruhigen, denn er erlebte es nicht zum ersten Mal.
»Ich werde Euch noch einen Grund nennen, warum ich die Fürsten nicht empfangen werde. Der von Euch so verachtete Dietbert von Hanenstein hat mich nämlich wissen lassen, dass dieser Besuch nur ein Vorwand ist,um ihre unverschämten Forderungen an mich heranzutragen, die ich selbstredend ablehnen muss. Dann können sie mir später die Treue aufkündigen und ein Heer aufstellen, mit dem sie gegen mich ziehen wollen. Im Hintergrund sind sie nämlich seit längerem schon eifrig damit beschäftigt, wie mir der Neffe des Northeimers glaubhaft versichert hat. Ich werde ihnen einen triftigen Grund geben, indem ich sie einfach wie Bittsteller vor meiner Pfalz stehen lasse, denn ich bin der König!«
Ungläubig schüttelte Randolf den Kopf. »Das könnt Ihr doch nicht im Ernst glauben! Mir persönlich hat der Graf versichert, dass kriegerische Handlungen das letzte Mittel seien, dessen er sich bedienen werde. Er will allein mit Worten seinen Forderungen Nachdruck verleihen und Euch nur darum bitten, die Soldaten der Fürsten nicht zum Feldzug abzukommandieren, da sie genug damit zu tun haben, ihre eigenen Grenzen zu schützen.«
Heinrich knallte den wunderschön verzierten silbernen Becher hart auf den Tisch und brüllte: »Ach ja? Es ist also allein der Feldzug? Meint Ihr wirklich?« Er schenkte sich nach und nahm einen großen Schluck. »Ich sage Euch, es ist mehr als das! Ich kenne den Northeimer und weiß, dass es ihm letztendlich vor allem um die Wiedererlangung seiner Herzogswürde
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