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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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und es zu verhindern verstand, dass unser Reich völlig auseinanderbrach. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich ab meinem dritten Lebensjahr bei vielen wichtigen Gesprächen meines Vaters dabei sein musste. Er war ein ernster Mensch und handelte aus der Überzeugung heraus, dass es für meine spätere Aufgabe als König wichtig sei, sofrüh wie möglich Anteil am politischen Geschehen zu nehmen.«
    »Ich kann mich leider an Euren Vater kaum erinnern, Euer Majestät«, erwiderte Randolf ein wenig unsicher, da er nicht erkannte, welche Richtung das Gespräch nehmen würde.
    »Nun, dann werde ich Euch jetzt etwas erzählen, was Euch sicher gefallen wird, denn Ihr werdet ein paar Neuigkeiten über Gottwald von Gosenfels erfahren. Der hat meinen Vater nämlich abends nach unserer Ankunft in Goslar noch auf dessen Wunsch hin aufgesucht, und ich musste dem Gespräch ebenfalls beiwohnen. Der Vogt war einer der wenigen Menschen, dem mein Vater voll und ganz vertraute, so wie ich es heute bei Euch tue«, erklärte der König in einem munteren Tonfall.
    Als er dann mit seiner Geschichte begann, lehnte er sich an einen der Steinbögen.
    »Es ist schön, wieder einmal mit Euch zusammenzusitzen, mein lieber Freund.«
    Gottwald verbeugte sich vor Vater und Sohn und nahm auf dem schweren Eichenstuhl gegenüber dem Kaiser Platz, der vor einigen Stunden mit großem Hofstaat von fast fünfzehnhundert Personen in Goslar eingetroffen war. Der Anblick Heinrichs III. erschreckte Gottwald, auch wenn er es nicht zeigte. Der Monarch war bloß noch ein Abbild des Mannes, dem Gottwald vor vielen Jahren in der Schlacht gegen die Ungarn zur Seite gestanden hatte, und daran war nicht nur sein Gichtleiden schuld. Damals noch ohne Kaiserwürde, hatte König Heinrich mit seinen siebenundzwanzig Jahren vor Energie nur so gestrotzt. Sein bloßes Auftreten spiegelte die Autorität wider, die er aufgrund seines Amtes für sich in Anspruch nehmen konnte.
    Vom ersten Tag an war Gottwald von der Ernsthaftigkeit und tiefen Frömmigkeit des jungen Königs angetan. Die Erziehung, die Heinrich in seiner Kindheit genossen hatte, war von fähigen Beratern wie dem Hofpoeten Wipo, einem Bewunderer der Königsmutter, und Almerich, einem Mönch, nachhaltig geprägt. Wipo, damals bereits Kaplan am Hof Kaiser Konrads, dem Vater Heinrichs, vertrat die ungewöhnliche Ansicht, dass alle Söhne höheren Standes wissenschaftlichen Unterricht erhalten müssten, damit sie in der Lage seien, später den Inhalt der Rechtsbücher richtig zu verstehen. Heinrich verdankte sein Gerechtigkeitsempfinden zum Teil jenem Erzieher, der ihm seit vielen Jahren treu ergeben war.
    Vermutlich war gerade diese Erziehung, der er seinen Sinn für geistliche Gelehrsamkeit und literarische Erzeugnisse zu verdanken hatte, ausschlaggebend dafür, dass er niemals die erforderliche Zugänglichkeit für das Volk gezeigt hatte, wie es seinem Vater zu eigen gewesen war. Zudem trug sein äußeres Erscheinungsbild eher dazu bei, dass die Menschen respektvoll Abstand hielten.
    Ohne Frage war das auch in seinen jungen Jahren so, dennoch schätzte und achtete ihn am Anfang seiner Regierungszeit ein jeder. Für ihn waren Leitsätze wie »Herrschen heißt, das Gesetz achten« genauso wie »Wer sich erbarmt, wird Erbarmen ernten« keine leeren Worte. Doch in den letzten Jahren warf man ihm neben Prunksucht auch immer öfter Habgier und Eitelkeit vor. Zusätzlich zu den vielen Schwierigkeiten im gesamten Reich und den Spannungen mit einigen der höchsten Fürsten sowie dem König von Frankreich war diese Entwicklung äußerst besorgniserregend.
    Heinrich, der von hochgewachsener Statur und damit auf Augenhöhe mit Gottwald war, trug die dunklen Haare kinnlang. Sein ebenfalls dunkler Vollbart war nach der neuesten Mode kurz geschoren und seine Kleidung von erlesener Schlichtheit.
    »Auch ich freue mich sehr darüber, Euer Majestät. Aber Ihr seht sehr müde aus, daher können wir unser Gespräch gerne auf morgen früh verschieben«, erwiderte Gottwald.
    Heinrich strich die dunkelgrüne, knielange Kotte glatt, die am Saum mit einer schönen golddurchwirkten Borte verziert war. Anstelle des gewohnten Ledergürtels hatte er sich um die Taille einen Gürtel aus dem gleichen Tuch gebunden. »Nein, nein, morgen trifft der Hauptteil der Gesellschaft ein. Wenn der Heilige Vater erst einmal hier ist, werde ich kaum noch Zeit für ein Gespräch mit Euch finden. Allerdings habe ich vor, unmittelbar nach dem Hoftag weiter

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