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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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nach Bodfeld zu reisen, und es wäre schön, wenn Ihr mich begleiten könntet.«
    »Das ist zu gütig von Euch«, dankte der Vogt ihm schlicht.
    Der Kaiser winkte müde ab. »Lasst es gut sein, Gottwald. Erzählt mir lieber von der Entwicklung der Silbergruben. Sind die Erträge weiterhin gut?«
    » Besser als erhofft, Euer Majestät. Die genaue Aufstellung habe ich für Euch notiert. Wenn Ihr möchtet, kann ich die Aufzeichnungen schnell holen lassen.«
    »Später, Gottwald, das hat Zeit. Außerdem vertraue ich Euch blind, und das will etwas heißen in diesen Zeiten«, erwiderte Heinrich, wobei die Verbitterung kaum zu überhören war.
    »Gibt es wieder Schwierigkeiten mit Gottfried dem Bärtigen?«, erkundigte sich der Vogt vorsichtig.
    Den Namen dieses Mannes zu erwähnen, war in den letzten Jahren oft Anlass genug, um den Ärger des Kaisers auf sich zu ziehen. Bereits während seiner Zeit als Herzog von Oberlothringen hatte Gottfried offen gegen Heinrich rebelliert, da er sich bei der Gebietsverteilung nach dem Tod seines Vaters ungerecht behandelt gefühlt hatte. Des Öfteren stand dem Herzog dabei auch der französische König Heinrich I. unterstützend zur Seite. Doch dem Kaiser gelang es, den Aufstand der beiden Aufwiegler niederzuschlagen, und sie mussten sich vor ihm demütigen, um seine Vergebung und Gnade zu erbitten.
    »Das würde mir zu meinem Glück noch fehlen! Nein, seit meinem letzten Feldzug gegen ihn ist sein Kampfeswille gegen mich hoffentlich endgültig gebrochen. Zumal ich seine Ehe mit Beatrix nachträglich gebilligt habe. Allerdings gebe ich zu, dass die Lage damals sehr prekär war. Wer weiß, was Gottfried sich zusammen mit seiner Gemahlin als Herr und Herrin von Canossa noch an Machtzuwächsen erhofft hat.«
    Heinrich schwieg einen Moment, und Gottwald dachte an das letzte schwierige Jahr, in dem der Kaiser fast die ganze Zeit in Italien weilen musste, um das Problem, das aufgrund der Eheschließung zwischen Gottfried dem Bärtigen und Beatrix, der Witwe des Markgrafen von Tuszien, entstanden war, rechtzeitig in den Griff zu bekommen. Was ihm letztendlich auch gelungen war, denn nachdem er Beatrix gefangen gesetzt hatte, war Gottfried geflohen, und alles endete schließlich damit, dass der widerspenstige Herzog dem Kaiser den Treueid leisten musste und dieser ihm großmütig wieder einmal vergab.
    Dabei gereichte es dem rebellischen Herzog zum Vorteil, dass sowohl er als auch seine Gemahlin bei der Eheschließung das Gelübde abgelegt hatten, eine Josephsehe zu führen. Damit gaben sie dem Kaiser gleichzeitig zu erkennen, dass ihnen durchaus bewusst war, dass die Eheschließung nicht im Interesse des Monarchen lag, da ihm aus dem immensen Machtzuwachs des frisch vermählten Paares ein starker Gegner erwachsen konnte. Zugegebenermaßen stellte Gottwald es sich als große Last vor, ein solches Keuschheitsgelübde zu erfüllen.
    »Gottfried hält sich bis jetzt an seinen Eid. Die beiden werden übrigens zusammen mit dem Heiligen Vater anreisen. Ich weiß nicht, ob ich Euch das geschrieben habe.«
    Das war zwar eine neue Mitteilung für den Vogt, doch er nahm es gelassen hin. Sie hatten in den letzten Wochen eine große Kraftanstrengung vollbracht, indem sie viele neue Gästehäuser erbaut hatten. Eine noch größere Anzahl Zelte wartete auf ihre Benutzer.
    »Es gibt leider zu viel Unruhe im Reich. Die sächsischen Fürsten äußern ihren Unmut über meine Politik immer offener. Zu allem Unglück ist es nun auch noch zu Scharmützeln an der Grenze zu den Liutizen gekommen. Diese verdammten Heiden machen mir das Leben zusätzlich schwer!«
    Überrascht über den ungewöhnlichen Gefühlsausbruch starrte Gottwald seinen Herrn an. Der Fluch passte ganz und gar nicht zu dem frommen Kaiser.
    Heinrich atmete tief durch. »Als würde das alles nicht reichen, fällt König Heinrich von Frankreich im Frühjahr auch noch von dem heiligen Eid ab, den er mir geschworen hat.«
    »Aber er musste sich vor Eurer Übermacht am Chiers zurückziehen. Der Triumph galt wieder einmal Euch, Majestät.«
    Der Kaiser winkte müde ab. »Natürlich, aber es wird auch dieses Mal nicht von Dauer sein. Vor allem, weil sein Vasall, der Graf von Flandern, seine Kämpfe gegen mich fortsetzt.« Er brach ab und stierte einen Augenblick vor sich hin, dann schüttelte er energisch den Kopf. »Doch jetzt möchte ich gerne mit Euch über die Verstärkung der Befestigung sprechen, denn ich war einigermaßen erstaunt, dass Ihr den

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