Die Tochter des Münzmeisters
geht und um die Erneuerung seines Einflusses auf mich.«
»Könnt Ihr es ihm denn verübeln? Sollten die damals erhobenen Vorwürfe tatsächlich jeglicher Grundlage entbehren, so steht ihm ohne Frage die volle Reputation zu! Und was ist mit den anderen? Geht es ihnen etwa auch nur um einen Herzogtitel?«, gab Randolf ruhig zurück.
Heinrich winkte ab und ging zu seinem Platz am Fenster zurück. Die Luft des zu Ende gehenden, warmen Junitages strömte noch immer durch die großen Öffnungen und erwärmte seit mehreren Tagen das dicke Gemäuer.
»Die anderen? Graf Otto ist ihr Anführer, gegen ihn gilt es zu gewinnen. Die Stader hören auf ihn, schließlich kommt seine Gemahlin aus ihrer Familie, ebenso Euer werter Schwiegervater, der nur zu gerne seinen Neffen Magnus Billung aus der Hartesburg befreien würde. Und sonst? Dem Bischof von Halberstadt geht es allein um meine moralischen Verfehlungen. Er will ebenfalls Zugang zu meinem engsten Beraterkreis erlangen, damit er die Reformbestrebungen des Papstes durchsetzen kann. Und dann sind da noch all die vielen unzufriedenen Sachsen, die sich ständig über die schlechte Behandlung durch die Burgbesatzungen aufregen.«
Wieder setzte er den Becher an und trank ihn in einem Zug aus.
»Glaubt Ihr etwa, ich weiß nicht, was sie alle gegen mich haben? Die zahllosen Anklagen, die sie gegen mich offen vortragen? Ich bin durch harte Jahre gegangen, das wisst Ihr am besten, denn Ihr wart immer an meiner Seite. All die Intrigen und das Ränkeschmieden der hohen Fürsten, die sich angeblich nur zum Wohle des Reiches meine Erziehung angeeignet und meine Mutter von mir ferngehalten haben, haben mich vor allem eines gelehrt: immer wachsam und gegen jedermann misstrauisch zu sein! Ausgenommen vielleicht der verstorbene Erzbischof und bislang auch Ihr. Adalbert war gewiss kein tugendhafter Mensch, aber seine Schlauheit und Gerissenheit haben mich immer wieder in höchstes Erstaunen versetzt. Bei Euch sind es Eure Grundsätze und der Eid, der Euch an mich bindet, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Seid versichert, auch Dietbert von Hanenstein traue ich nicht weiter als von hier bis zum Tisch.« Dabei zeigte Heinrich auf den knappen Meter zwischen ihm und dem schweren Möbelstück.
»Ich weiß, dass das Leben es nicht unbedingt nurgut mit Euch gemeint hat, Euer Majestät, aber wie Ihr schon sagtet, Ihr seid der König und solltet vor allem ein gerechter Herrscher sein. Die sächsischen Fürsten tun sich verständlicherweise schwer damit, dass Ihr an ihren Rechten zerrt, die sie seit vielen Jahren innehaben. Wenn Ihr behutsam vorgeht, werden sie Euch treu ergeben sein. Davon abgesehen weiß ich, dass viele der vorgebrachten Vorwürfe gegen Euch erlogen sind«, versuchte Randolf einzulenken, erntete damit jedoch nur ein müdes Lächeln.
»Meint Ihr damit vielleicht die Anklage, dass ich maßgeblich an der Vergewaltigung meiner Schwester beteiligt sein soll? Haltet Ihr mich für dazu fähig?«
Randolf zögerte, denn es gab Momente, in denen er sich durchaus nicht ganz sicher war, was die Gerüchte über die Äbtissin von Quedlinburg betraf. »Es steht mir nicht an, Euch zu verurteilen. Davon abgesehen bin ich sicher, dass Ihr Eurer verehrten Schwester niemals eine solch abscheuliche Schandtat antun könntet«, entgegnete er stattdessen schlicht.
»Andere Dinge dagegen traut Ihr mir durchaus zu und verabscheut sie mindestens genauso sehr. Lasst es gut sein!«, stellte der König resigniert fest, als Randolf widersprechen wollte. »Ich nehme es Euch nicht übel. Was dagegen die sogenannten Gewohnheitsrechte der Adeligen dieser Gegend betrifft, so kann ich auf meine angestammten Königsrechte hinweisen, die durch den frühen Tod meines Vaters in Vergessenheit geraten sind. Ich werde sie weiterhin mit aller Härte einfordern, und damit soll es jetzt genug sein. Ich bin müde und es leid, mit Euch ständig über die gleichen Dinge zu streiten. Ach, bevor ich es vergesse, muss ich Euch noch sagen, dass ich mich in meiner Meinung über Euch getäuscht habe.«
»Wie meint Ihr das, Euer Majestät?«, fragte Randolf verwirrt.
»Nun, auch wenn Ihr glaubt, dass Ihr Eure Gefühle jederzeit beherrscht, so kann ich Euch versichern, dass mir Euer Interesse für Fräulein Henrika sehr wohl aufgefallen ist.« Randolf wollte etwas erwidern, aber der König hob eine Hand. »Wartet mit Euren fadenscheinigen Ausreden, ich bin noch nicht fertig. Ich war mir eigentlich sicher, dass Ihr versuchen
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