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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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wandte er sich entschuldigend an seinen künftigen Schwiegersohn.
    Der wehrte ab, während er einem der vielen Mundschenke seinen Becher hinhielt. Nachdem der Becher bis zum Rand mit Weißwein gefüllt war, stellte Friedrich ihn wieder vor sich hin. »Wenn Eure Tochter erst meine Frau ist, wird sie bestimmt noch viele Gelegenheiten bekommen, an ähnlichen Festlichkeiten teilzuhaben.« Damit nahm er einen großen Schluck und tupfte sich anschließend mit einem Zipfel seines Umhangs den Mund ab. »Ohne Zweifel wird sie dabei jedes Mal der glänzende Mittelpunkt sein«, fügte er noch hinzu, während er seinen Blick bewundernd über Hemma gleiten ließ.
    Die so Umschmeichelte konnte nicht umhin, ihm mit einem Lächeln zu danken, dann legte sie sich ein Stück Lammbraten auf ihr Brot und konzentrierte sich auf ihr Essen. Insgeheim musste sie sich eingestehen, dass der Pfalzgraf immerhin eine recht ansehnliche Erscheinung war. Er trug einen Bart, der ebenso gepflegt wirkte wie die schulterlangen Haare. Sein Gesicht konnte man als gutaussehend bezeichnen, wenn da nicht dieser stechende, oft fast lauernde Blick gewesen wäre.
    Neben ihr saß ein überraschend junger Bischof, und sie bezog ihn geschickt in das Gespräch ein, das der Pfalzgraf gerade wieder aufgenommen hatte.
    Das Essen schien nicht enden zu wollen, doch dann räumten die Bediensteten endlich ab. So aufgekratzt, wie sie zu Anfang des Abends noch war, so müde war sie angesichts der fortgeschrittenen Stunde. Allerdings musste Hemma noch den Nachtisch in Form von Äpfeln und Gebäck, das den süßen Geschmack des Honigs der umliegenden Wälder in sich trug, hinter sich bringen, bis auch der letzte Gang abgetragen war und sie die Pfalz endlich zusammen mit ihrem Vater verlassen konnte.

15. KAPITEL
    R andolf hatte nur mit großer Anstrengung das Essen hinter sich gebracht und wartete nun auf eine Gelegenheit, unter vier Augen mit Heinrich zu sprechen. Es sollte der letzte Versuch werden, den König von seiner harten und unversöhnlichen Linie abzubringen, obwohl der Ritter ahnte, dass er genauso gut darauf verzichten konnte. Denn im Grunde wusste Randolf, dass es zwecklos war, dafür kannte er den starrköpfigen Herrscher zu gut. Wenn Heinrich von etwas überzeugt war, dann konnte ihn niemand davon abbringen. Leider war er am meisten von seiner eigenen Person überzeugt und davon, dass er ein König von Gottes Gnaden war, was für ihn nicht bedeutete, auf den Rat der anderen Großen im Reich zu hören. Randolf wusste genau, an wen ihn dieses Verhalten immer deutlicher erinnerte. Der verstorbene Erzbischof von Hamburg und Bremen hatte dieselben Charakterzüge gezeigt, und er war dem jungen König seinerzeit ein gerissener Ratgeber gewesen.
    »Nun, Randolf, was liegt Euch so schwer auf dem Herzen? Beim Essen hatte man den Eindruck, als müsstet Ihr den letzten Fraß herunterwürgen und keinesfalls das zarte Fleisch des Rotwildes, das ich vor zwei Tagen persönlich erlegt habe.«
    Der König war gut gelaunt, denn er goss nicht nur sich selbst, sondern auch dem Ritter einen Becher mit dem köstlichen Wein ein, den er normalerweise nichtteilte. Er reichte seinem missgelaunten Vertrauten das Getränk und prostete ihm zu. Der weiße Saft der Reben war überraschend kühl und schmeckte hervorragend.
    »Ihr wollt doch nicht im Ernst die Delegation der sächsischen Fürsten vor den Toren der Pfalz warten lassen?«
    Augenblicklich verschlechterte sich die Laune Heinrichs. Er bedachte Randolf mit einem ärgerlichen Blick und ging mit dem silbernen Becher in der rechten Hand zu den Arkaden. Dort stützte er sich mit der freien Hand an einem der steinernen Fensterbögen ab und stierte hinaus in die nächtliche Dunkelheit. Gelegentlich nahm er einen Schluck, hüllte sich aber sonst in beharrliches Schweigen.
    Randolf kannte die starken Stimmungsschwankungen seines Herrn und hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Gelassen wartete er ab, bis Heinrich das Wort an ihn richtete, doch anstatt auf die Frage des Ritters zu antworten, stellte der Monarch ihm eine Gegenfrage.
    »Habe ich Euch eigentlich schon einmal erzählt, dass Euer damaliger Lehrmeister auch mir gut in Erinnerung geblieben ist?«
    Mit Randolfs Gelassenheit war es schlagartig vorbei, und überrascht verneinte er.
    »Ich muss Euch nicht erzählen, wie schwierig schon damals die politische Situation meines Vaters war, und ohne falsche Bewunderung gebe ich offen zu, dass meine Mutter nach seinem Tod Großes geleistet hat

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