Die Tochter des Münzmeisters
besorgt nach dem Befinden von Betlindis. Als sie die Auskunft erhielt, dass es sich nur um eine leichte Schwäche handelte, war sie um einiges zufriedener und sagte sofort zu.
Randolf dankte ihr und verabschiedete sich, ohne darauf zu warten, ob sie gleich mit ihm kommen wollte. Sein Ziel war die Pfalz, aber er wählte nicht den direkten Weg, sondern nahm bewusst einen Umweg in Kauf. In gebührendem Abstand ging er rechter Hand an den seit über drei Stunden wartenden sächsischen Adeligen vorbei, ohne dass er deren Aufmerksamkeit auf sich zog, obwohl er im selben Augenblick erkannte, dass seine Sorge unbegründet war, denn Kuno hatte sich auf direktem Weg zu seinem Vater begeben, und die beiden waren mit einigen anderen in eine Unterhaltung vertieft.
Es war wie in den letzten Tagen sehr warm gewesen, und die Begleiter der Fürsten hatten überall Decken ausgebreitet, auf denen Proviant und Wasser verteilt waren.
Schließlich umrundete Randolf das herrschaftliche Gebäude und betrat es durch den hinteren Eingang. Seine Suche galt dem Bischof von Osnabrück, der sich ebenfalls während der Hoftage in der Stadt aufhielt und als einer der Letzten noch über gewissen Einfluss beim König verfügte. Allerdings machte er sich keine großen Hoffnungen, denn die bisherigen Bemühungen des Bischofs waren nicht von Erfolg gekrönt. Randolf hoffte auf zwei Lösungen: Entweder würden die sächsischen Fürsten in Kürze den Vorplatz der Pfalz verlassen, oder Bischof Benno vermochte Heinrich doch noch zu überzeugen, und der König würde die sächsische Delegation empfangen.
Beides würde leider mit dem gleichen Ergebnis enden, denn eine Abreise hätte sicher ebenso wie eine Anhörung der Adeligen eine kriegerische Auseinandersetzung zur Folge. Heinrich würde den Forderungen der Fürsten niemals nachkommen, so viel stand fest. Der einzige Vorteil bei einer Anhörung war für ihn die gewonnene Position, denn wenn er die Großen des Landes gebührend empfangen hätte, könnten sie in dieser Angelegenheit keinerlei Vorwürfe aus unangemessenem Stolz erheben. Es kursierten schließlich schon genug Anklagen gegen den König.
Nachdem einer der Wachen Randolf mitgeteilt hatte, dass Bischof Benno in der Stiftskirche zu finden sei, begab er sich erneut auf den Weg über den Pfalzplatz. Die sächsischen Fürsten beratschlagten noch immer und gestikulierten dabei heftig. Die anschließende Ruhe des Gotteshauses umfing den Ritter wie eine Wohltat.Er fand den Bischof ins Gebet vertieft und wartete ungeduldig ab. Nach kurzer Zeit drehte sich Benno von Osnabrück mit einem tiefen Seufzer zu ihm um.
»Obwohl Ihr still wie ein Baumstamm steht, strahlt Ihr eine Unruhe aus, die fast greifbar ist, mein lieber Randolf von Bardolfsburg. Was führt Euch zu mir?« Der fünfzigjährige Bischof schien eins mit dem Bauwerk zu sein, an dessen Fertigstellung er großen Anteil gehabt hatte.
»Eure Exzellenz, ich bitte Euch inständig darum, den König zum Einlenken zu bewegen.«
Wieder gab der Gottesdiener einen langen Seufzer von sich und wandte den Blick zu der hohen Decke des Mittelschiffs. »Wisst Ihr, dass es mein erster Besuch dieser Kirche ist seit diesem unglückseligen blutigen Vorfall zu Pfingsten vor zehn Jahren? Ich hätte bei der Erbauung dieses Gebäudes nicht im Traum daran gedacht, dass es eines Tages von diesem elenden Menschengewürm entehrt werden würde«, bekannte Benno betrübt. »Doch um auf Eure Bitte zurückzukommen, ich habe es bereits versucht, werter Herr Randolf. Deshalb bin ich hier, um für unseren König um göttlichen Beistand zu bitten, denn er wird seiner bedürfen. Aber ist es ein Wunder, dass er auf niemanden mehr hört? Bei dem, was er in seiner Kindheit alles mitgemacht hat? Herumgeschubst als Knabe, der Mutternähe beraubt und immer wieder wechselnden Beratern ausgesetzt, die fast alle nur ihren eigenen Vorteil im Sinn hatten.« Er zuckte mit den Schultern und fuhr mit einem gezwungenen Lächeln fort: »Wir werden sehen, was die nächsten Tage bringen, ich kann es nicht mehr beeinflussen.«
Damit wandte er sich wieder dem Altar zu und versank erneut im Gebet.
Henrika hatte als Erstes Betlindis aufgesucht und erleichtert festgestellt, dass ihre Freundin zwar blass, aber ansonsten wohlauf war.
»Ich hoffe so sehr, dass dieses Mal alles gutgeht. Randolf ist so fürsorglich, dass er sich kaum traut, mich anzufassen. Seitdem er zurück ist, teilt er leider nicht mehr mein Lager«, erzählte Betlindis ein wenig
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