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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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schiefgehen, würde er mit Sicherheit nicht als Königsmörder hingerichtet werden. Dafür hatte er einen anderen angeheuert. Schnell und ohne von jemandem gesehen zu werden, hatte sich Egeno nach nebenan begeben und beugte sich nun hinter eines der großen Holzfässer.
    »Los, schnell raus mit dir und nach nebenan!«
    Ein Mann mit kurzen aschblonden Haaren und zerlumpter Kleidung kroch aus seinem Versteck und bedachte ihn mit einem verständnislosen Blick. Egeno hatte ihn in der Schenke kennengelernt, wo der Fremde erfreut die vielen Becher Bier getrunken hatte, die der Edelmann ihm spendiert hatte, denn es war offensichtlich schon lange her, dass ihm so etwas passiert war. Seit der Mann vor zwei Jahren den Sohn seines Lehnsherrn erschlagen hatte, befand er sich auf der Flucht. Er hatte nichts mehr zu verlieren und deshalb bei dem Angebot Egenos auch nicht gezögert. Dass es sich bei dem Opfer um den König handelte, hatte dieser ihm aber sicherheitshalber verschwiegen.
    »Der Ort hat sich geändert, der Plan bleibt der gleiche!«, erklärte Egeno ungeduldig und schob den Mann nach draußen. Er selbst nahm nun den Platz in dem Versteck hinter den Fässern ein, für alle Fälle.
    Herwin war zutiefst verunsichert und unglücklich, seit diese widerlichen Kerle seine geliebte Henrika einfach mitgenommen hatten. Kurz bevor die beiden Männer am Ende des Stalls aufgetaucht waren, hatte ihn die junge Frau rasch hinter dem Strohballen versteckt und so verhindert, dass ihn das gleiche Schicksal ereilte. Eigentlich hatte sich der Junge auf die Suche nach seinem Vater machen wollen, aber dann hatte er seinen ganzenMut zusammengenommen und war dem zweiten Mann in Richtung der Pfalz gefolgt. Herwin war davon überzeugt, dass seinem Vater die Rettung Henrikas auch mit einiger Verspätung gelingen würde, und hoffte auf Anerkennung, wenn er berichten konnte, was dieser Mann für grässliche Pläne verfolgte. Denn so viel hatte Henrika ihm noch zuflüstern können, bevor sie das viele Stroh auf ihn getürmt hatte.
    Leider gestaltete sich die Verfolgung schwieriger als gedacht, denn der Mann nahm den direkten Weg ins Herrschergebäude, und Herwin hatte von seinem Vater die strikte Anweisung erhalten, heute dort nicht aufzutauchen. Also versteckte sich der schmale Junge hinter ein paar Sträuchern, von denen aus er einen guten Blick auf den Haupteingang hatte. Niemand nahm Notiz von dem Kind, das scheinbar Verstecken spielte, und gerade als Herwin schon aufgeben wollte, trat der adelige Mann, den er verfolgt hatte, wieder heraus und ging eilig nach rechts. Mit großen Augen beobachtete Herwin, dass der Mann eine Tür öffnete, hineinsah und sie wieder schloss. Genau das Gleiche machte er bei der nächsten Tür und ging anschließend den Hügel hinab. Da trat ein abstoßend wirkender Mann aus der ersten Tür und ging zur Verwunderung des kleinen Jungen nun in den Nachbarraum.
    Herwin starrte mit offenem Mund zu der Gruppe der sächsischen Adeligen hinüber, wo sich der von ihm Verfolgte mittlerweile mit einem anderen Mann unterhielt. Da der Junge dadurch kurz abgelenkt war, hatte er nicht mitbekommen, dass ein weiterer Mann in dem Raum verschwunden war, den der Hässliche zuvor verlassen hatte. Seine Verwirrtheit steigerte sich ins Unermessliche, als auf einmal der König höchstpersönlich auftauchte und in dem zweiten Raum verschwand.
    Gerade als der Junge sich vorgenommen hatte, endlich seinen Vater zu suchen, damit der sich um diese komplizierte Angelegenheit kümmern konnte, erschien Randolf in Begleitung von drei Wachen. Sie hatten kaum die Tür des ersten Raumes erreicht, als Herwin sein Versteck aufgab und loslief. Just in dem Augenblick schritt auch der Adelige aus der Gruppe der sächsischen Fürsten, mit dem sich der von Herwin verfolgte Mann unterhalten hatte, langsam den Hügel zur Pfalz hinauf.
    »Randolf!«
    Der markerschütternde Schrei des Königs drang von nebenan zu ihnen, kaum dass sie den Vorratsraum betreten hatten, fast gleichzeitig hörten sie das Aufeinanderprallen von Schwertern. Einen Atemzug später stürmte der Ritter mit gezogener Klinge durch die Tür des Nachbarraumes und stürzte sich mit voller Wucht auf den Angreifer, der den König in eine Ecke gedrängt hatte und mit seinem Schwert zum entscheidenden Schlag ausholen wollte. Die beiden Männer krachten gegen die Holzwand, doch Randolf war schneller und ließ seine tödliche Waffe niedersausen. Mit einem hässlichen Laut sackte der Mann zusammen, und

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